Montag, August 21, 2006

Computerspiele und Gewalt

Periodisch flackert die Debatte um den Wert oder Schaden von Computerspielen im Allgemeinen und gewalthaltigen Computerspielen im Besonderen auf. Dabei werden selten neue Argumente ins Feld geführt aber immer wieder aufs neue ein im Ton und Stil geradezu erbitterter Kulturkampf versucht anzuzetteln. Nun hat der populäre, i.S.v. alle Nase lang in den Medien herumgereichte, Psychologe Manfred Spitzer in der PM ge-glogauert. RETICON widmet dem Artikel eine eingehende Exegese.

Sonntag, August 20, 2006

Stürmchen im Wassergläschen

Da haben Politiker mal wieder ein Leib und Magenthema gefunden, wie von der BILD Zeitung erfunden. In seiner schnoddrigen Art sagt Finanzminister Steinbrück in einem Interview der Hörzu, dass die Bundesbürger, wenn sie klamm seien, auf einen Urlaub verzichten sollten und erklärt damit nur, das, was Ludwig Erhard und eigentlich jedes Kind weiß: Man kann nur das ausgeben, was man hat. Aber es ist typisch deutsch, ständig die Reden vom enger zu schnallenden Gürtel zu hören aber zu meinen, dass dies nicht sie selbst betreffe und sich in ihrem persönlichen Leben nciht bemerkbar mache.
Da ist eine solche klara Ansage natürlich ein Aufreger erster Güte. "Die feinen Herren", "die da oben" nehmen dem "kleinen Mann" immer mehr aus den Taschen und erdreisten sich auch noch solche Sprüche hinterherzuschicken.
Gut beobachtet hat die Taz das Phänomen, dass für den Deutschen die Arbeitsethik mit Qual verbunden ist und also der Urlaub, die Vorstellung der Flucht vor der Arbeit zur Projektionsfläche wird:

"Es ist ein populäres Missverständnis, anzunehmen, dass der Arbeit in der protestantischen Ethik eine positive Rolle zukomme. Das Gegenteil ist der Fall. Arbeit gilt nur deshalb als verdienstvoll, weil sie mit Schweiß und Tränen verbunden ist, Mühe kostet und schlechte Laune bereitet. Wer in seinem Beruf aufgeht, wird als "Selbstverwirklicher" verspottet, wer über seine Arbeit nicht ständig klagt, ist mit der harten Wirklichkeit offenbar nicht recht vertraut. Verstärkt wurde diese Tendenz in Deutschland durch den Krieg: Eine ganze Generation, deren Lebensplanung fremdbestimmt war, gönnte auch den Kindern nicht die Wahl.

Weil Spaß im Alltag nicht erlaubt war, saßen also Millionen von Deutschen jahrein, jahraus im Wohnzimmer und wälzten Urlaubskataloge oder Reiseführer für die eine große Flucht im Jahr. Ein Phänomen, das die Grenzen der sozialen Schichten sprengt. Ob einer nun Ballermann bucht, den DuMont-Kunstführer bemüht oder die Reiseroute entlang der Michelin-Restaurants plant - die Sehnsucht bleibt immer die gleiche." (Unlust im Alltag, Taz vom 19. August)