Samstag, November 11, 2006

Niiice

Man muss Borat nicht überreflektieren, denn eigentlich sollte jedem klar denkenden Menschen erkennbar sein, worum es bei den Figuren von Sacha Baron Cohen geht.
Borat und Brüno legen die Dummheit der Modefuzzis und die Homophobie der Rednecks (Brüno) und den Rassismus der Amerikaner (Borat) offen. Dazu erfreuen sie dadurch, dass sie durch unverfrorenes aber kindlich unbefangen vorgetragenes Verhalten jenseits gesellschaftlicher Normen und Regeln ihre Gegenüber in Verlegenheit bringen. "Can I fart? Why not?"

"Ja, Sacha Baron Cohen ist Jude, und sein Film richtet sich natürlich nicht gegen die Juden oder andere diskreditierte, verfolgte Minderheiten dieser Welt, sondern gegen die Fabrikation und den Einsatz von Ressentiments und Vorurteilen, wie sie in der westlichen Welt das Denken bestimmen. Die Verlockung des Untermenschen-Diskurses."

Fritz Göttler in der Süddeutschen Zeitung über BORAT

Spider Fingers

Kolossale Version des Fleetwood Mac Hits BIG LOVE in einer unplugged-Version von Lindsey Buckingham zu sehen bei YOU TUBE - da man nicht weiß, wie lange das noch dort zu finden sein wird, hier schnell der Link:

http://www.youtube.com/watch?v=UwGQKuUeQC8

Der Roman zum Autor

Die Taz widmet sich in einem famos geschriebenen Artikel dem Phänomen des Romandebuts, genauer dem Schriftstellerdebut, der Initation eines neuen Berufsschreibers, das in Zeiten der totalen mediatisierten Personalisierung die Person über das Werk stellt. Gezeigt wird dies am Beispiel des H&M-Werbemodels Benjamin Kunkel.

"Wo genau liegt die Grenze zwischen preiswürdiger Literatur und einer gekonnten PR-Kampagne rund um eine attraktive Debütantenfigur? Unter den Rahmenbedingungen der Mediengesellschaft, in der ein literarisches Artefakt heute wirken muss, wenn es breit wirken will, gibt es das rein Literarische nicht mehr. Auch wenn die Hochkultur dies nicht wahrhaben will, so wirken kulturindustrielle Durchformung und Marketing- strategien des Pop längst auch auf ihre Inhalte zurück. [...]

Es fällt auf, wie in diesen Artikeln hippe Lifestyle-Impressionen an die Stelle der einstigen genieästhetischen Verklärung von Künstlern treten, die bei aller Faszination für die Person ja stets einen inkommensurabel scheinenden Geniestreich zu ergründen suchte. "Unentschlossen" aber ist statt eines großen Wurfs nur das Beiwerk eines perfekt in die mediale Gegenwart passenden Debütanten.

In der Mediengesellschaft übertrifft der heuristische Wert der Berichterstattung den des Artefakts.

[...]
Das Debüt ist das Genre des Neuartigen: Wir wollen überrascht werden! Heute ist jeder als Debütant denkbar: Das Publikum überblickt die Welt als Bühne, auf der Debütanten wie Statisten sind, die plötzlich ihre Stimme erheben. In "Unentschlossen" ist nur die Idee des Neuen erkennbar, ohne dass sie ausgeführt wird. In der Mediengesellschaft scheint dies für einen Markterfolg zu genügen, weil der heuristische Wert der Berichterstattung den des Artefakts übertrifft. Hier wird keine Literatur rezipiert, sondern über die Figur des Debütanten ein Thema verhandelt, das in der Luft liegt, und ein Produkt lanciert"

Der ganze Artikel Dieses Buch ist kein T-Shirt in der Online-Ausgabe der Taz.