Samstag, März 12, 2011

6:0

Auch nicht schlecht, SZ, wie Du in Deinem Bericht über das Bayern-Spiel die Brücke zu aktuellen Ereignissen schlägst: "In der eigenen Hälfte wanderte der Ball hin und her, bis er nach verzweifelt nach vorne gedroschen wurde. Und nach vorne hieß in nicht wenigen Fällen: ins Aus. Geht so lame-duck-Fußball? Schon möglich, denn auch die Hamburger spielten zunächst so, als würden Torschüsse die Reaktorsicherheit deutscher AKWs beeinträchtigen."

Tsunami im Tigerentenclub

Japan.

1. Berichterstattung: Tsunami im Tigerentenclub
Heute Morgen, 7 Uhr. Fernseher an: Was ist los in Japan? Die mit einem Etat von gut 7 Milliarden Euro ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Sender informieren mit ihrem weltweiten Korrespondentennetz bestimmt gut und nonstop. Aber was läuft? ARD: Tigerentenclub! ZDF: Bibi Blocksberg!

Allein der wegen seiner permanenten Nazi-Dokus und Werbefilme für Waffensysteme zu ignorierende N24 gibt Gas und schleift einen Experten nach dem anderen ran: Atomexperten, Seismologen, Japanologen, Mitglieder des International Search and Rescue Teams, sendet Live Bilder aus dem japanischen Fernsehen, die parallel übersetzt werden undundund. Well done.

Immerhin: ARD Programmchef Herres reagiert: "Wg. aktueller Entwicklung in Japan - Jubiläumsshow „30 Jahre " Musikantenstadl wird heute aus dem Programm genommen." Kernschmelze in den Seniorenresidenzen.

2. Spin
Jetzt, da auf allen Sendern in den kommenden Stunden und Tagen die Worte "Atom" und "Kernkraft" in Verbindung mit den Begriffen "Katastrophe", "Unglück", "Gefahr", "Risiko", "Krankheit", "Eindämmen" u.v.a. verwendet werden, kann man sich ungefähr die Kernschmelze in der PR Abteilung der Atom-Lobby vorstellen.

Nachdem diese seit Jahren eine Verschiebung der Wortfelder versucht und von Kernenergie, statt von Atomkraft spricht, neue Wörter wie Brückentechnologie entwickelt und die CO2-Neutralität der Atomkraft entdeckt (Slogan "Klimaschützer unter sich") und zum Re-Branding der Atomkraft als Umweltschutzkraft einzusetzen versucht haben, wirft die Japanische Katastrophe die Branche um Jahrzehnte zurück.

Siehe zum Thema auch

3. Media Amnesia
Jetzt, da der Medienmob sich auf Japan stürzt, fragt sich Guttenberg vielleicht, ob er nicht einfach 14 Tage länger hätte aushalten sollen. Dabei war klar, dass wenn der letzte Ton des Zapfenstreich verklungen sein würde (Wann werden Bundeswehrorchester endlich vor den einfältigen Musikwünschen abtretender Politiker geschützt?), sich schon keiner mehr für die gefälschte Doktorarbeit interessieren würde.


Die mediale Halbwertzeit für einen kontinuierlichen Vorgang liegt bei maximal sechs Wochen. Ob Jugendliche S-Bahn-Schläger, Vogelgrippe, Haiti, Indonesien oder Dioxin-Futtermittel. Nach einer Weile nutzen sich die Bilder und Überschriften ab und ein neuer Aufmacher muss her.

Und im Windschatten der medialen Aufmerksamkeit kann Gaddafi in Ruhe bomben.

Und in wenigen Wochen beginnt wieder die Spargelzeit.

Freitag, März 11, 2011

Wochenende! ANVIL!

Unlängst den grandiosen Dokumentarfilm über die Metal-Band ANVIL gesehen, die in den 80ern zu den großen Namen gehörten, mit Scorpions, Whitesnake, Bon Jovi und anderen die Stadien füllten und das Genre voranbrachten. Während die anderen Bands Rockmillionäre wurden, stürzten ANVIL in die Provinz zurück - wo sie bis heute stecken. Die Doku portratiert den nimmermüden Kampf des aufrechten Einfaltspinsels Steve "Lips" Kudlow, der auch nach dreizehn Alben mit ungebrochenem Optimismus und Begeisterung immer noch an den großen Durchbruch glaubt. Herzzerreißend!