Freitag, Juni 05, 2009

Wochenende!



Little Boots

Pressemitteilungen sind Erfolgsmodell



Mehr Erfolgsmodelle bei den Pressemitteilungstextern des BMBF

Donnerstag, Juni 04, 2009

Professionell

"ich wusste, bei Wetten dass . . ? schauen elf Millionen Menschen zu. Die sollten die Gelegenheit haben, für zwei Stunden einen Eindruck von meiner zukünftigen Frau zu bekommen." Boris Becker im SZ-Magazin

- -

Der Ex-Ehemann von Lilly Kerssenberg, der künftigen Frau Boris Beckers, plauderte über seine Ex: "Sie ist der Traum jedes Junggesellen! Noch nie habe ich so ein schönes Girl gesehen. Abgesehen davon, dass sie dunkelhäutig und obendrein Europäerin ist. Und diese Augen! Wahnsinn. Sie ist die erotischste Frau, die ich je getroffen habe." ist in Bild zu lesen.

Was ja übersetzt heißt: Mann, haben wir gebohnert, bis der Liebesdocht verbrannt war!

Und uns Bobbele? Fordert Satisfaktion? Wirft den Handschuh, bzw. "das Racket"? Nö. Ganz der promiskserielle Frauenverwerter honoriert den scheinbar geschmacksähnlichen Herren: "Er hat sich wie ein Profi verhalten. Was anderes hätte ich nicht von ihm erwartet."
Ach so! Profi in was?

Auch schön, dass Becker, der die Boulevardpresse als Hauptverhandlungsplatz privater Angelegenheiten nutzt, zu der Berichterstattung erklärt: "Schade, dass eine Illustrierte so kurz vor der Hochzeit in unserer Vergangenheit wühlt, um die Auflage zu steigern!"

Wirklich unerhört! Kennen die Leute keine Privatsphäre für einen Mann, der bei Wetten Dass seine Eheschließung ankündigt, ein bei der größten Boulevardzeitung Europas gefeaturetes Videoportal mit "intimen Einblicken" betreibt und der die Erfahrung, dass alles, was mit und um ihn geschieht, berichtet wird mit Bedeutung verwechselt?!

- - -
"Wenn diese Art der Unterhaltung, für die Dieter Bohlen steht, akzeptiert und respektiert wird, wenn sogar viel Geld dafür gezahlt wird, läuft doch in unserem Land etwas falsch. " Boris Becker im SZ-Magazin

(Bild: koshakas)

Samen-Bingo

"Eigentlich bin ich skeptisch gegenüber Gewinnern im Samen-Bingo." bekennt F.J. Wagner heute in Bild

Bona Sera

Mittwoch, Juni 03, 2009

Tuntenterroristen

Die Kölner Boulevardzeitung EXPRESS berichtet in einem Artikel über die mutmaßlichen Terroristen, die in einem Ferienhaus im Sauerland Bomben bastelten, dass diese sich für den geplanten Anschlag verkleiden wollten und stellt die naheliegende Frage: "sind die mutmaßlichen Sauerland-Terroristen in Wirklichkeit Tunten-Terroristen?"

Und wieder sagt die URL mehr als alles andere:

http://www.express.de/nachrichten/news/vermischtes/sauerland-bomber-in-wirklichkeit-tunten-terroristen_artikel_1242632367306.html

Neulich bei Aldi ...


Dienstag, Juni 02, 2009

Von der Working Class zur Underclass

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass trotz des landesweiten Ärgers über den Skandal um Politiker-Spesen es weiterhin ein starkes Klassensystem gebe, mit einer elitären Oberschicht, einer terrierhaft erfolgs- und aufstiegsfixierten Mittelschicht und einer lethargischen, "wenn nicht gar asozialen Unterschicht, die keinerlei Ehrgeiz an den Tag legt, gesellschaftlich aufzusteigen." (SZ) und beschreibt an der über ihre Teilnahme am britischen Big-Brother bekannt gewordene durch rassistische Ausfälle medial geächtete und dann durch ihre öffentlich zelibrierte Krebserkrankung wieder in den tränenreichen Schoß der Mediengesellschaft aufgenommene Jane Goody als prototypischen "Chav", wie die Jugendlichen der weißen Unterschicht genannt werden, das Phänomen der Entpolitisierung der ehemaligen Working Class zur einem abgestumpften Materialismus anhängenden Underclass. 
In diesem Umformungsprozess seien die "Traditionen, Gewohnheiten, Jobs, mancherorts sogar ihre Sprache" der Working Class "neuen Wunschträumen geopfert worden, dem Promi-Kult, den Kreditkarten und der Scheinexistenz der Superreichen."

Man kennt diese britische Underclass in Deutschland unter dem Label "Prekariat". Es sitzt mit Arschgeweih im Unterschichtenfernsehen und/oder davor, verbrämt sich die eigene Trägheit zur Ghetto-Story, um der Fantasie einer Karriere als HipHop-Millionär nachzuhängen oder spitzt die eigene Perspektivlosigkeit auf das Nadelör einer der zahlreichen Castingshows zu, die helfen soll, die eigene trostlose Biographie doch noch in das Märchen des Superstars aus bescheidenen Verhältnissen wandeln, so wie es die Promiblätter vielfach an den bekannt gewordenen Exponenten, die wie Stellvertreter als Projektionsfläche eigener Sehnsüchte und funktionieren: "Ich habe es geschafft - Du kannst es auch schaffen!"

Wie die britischen Chavs sind auch die hiesigen Prekären, Schulverweigerer, Langzeitarbeitslosen, Geringqualifizierten, Bildungsfernen oder wie man sich auch immer bezeichnet zu einer sozialen Gruppe amalgiert, die für klassische politische Formungsprozesse nicht mehr zu gewinnen ist. Die klassischen Praktiken, in denen Massen zu kompakten handlungsfähigen Gruppen, Formen und Parteien gar geformt werden und sich selber formen, erreichen sie nicht mehr: Sie tauchen nicht mehr auf, in den Arbeitervereinen, Gewerkschaften, Jugendverbänden der Kirchen u.a. Sozialisationsagenturen, die bislang über Sprache, Riten und Traditionen die jeweilige katholisch oder evangelische, konservative oder arbeiterorientierte Prägung vermittelt haben.

Man kennt die Taubenschwärme gockelhaft aufgeputzter, mit billigen Dolce&Gabbana Kopien und zuviel Glitzer behangenen Jugendlichen, die in den Innenstädten und Malls herumhängen. Den imaginierten Laufsteg der Straße mit dem dröhenden Soundtrack ihrer HipHopMillionärs-Vorbilder aus den Handylautsprechern unterlegt, haben auch sie alle ihre Aufmerksamkeit und Energie den Wunsch-und Tagträumen verschrieben, Pop-Star, Schauspieler oder Model zu werden. Paris Hilton und die jeweiligen Tages-Stars der Casting-Maschine sind ihre Vorbilder. 

Die Vorstellung "es" selber schaffen zu können haben sie lange aufgegeben. Nicht nur weil dies lediglich ein Versprechen auf mühsame Anstrengungen ist, anstatt eine Garantie auf Erfolg (weswegen sie für die biederen Broschüren von Arbeitgeberverbänden, Handwerkskammern oder den wohlmeinenden Worten von Berufsschullehrern und Beratern von den Arbeitsagenturen nicht erreichbar sind); sondern weil die Leitvorstellung die Fantasie eines strahlenden Triumphs als den Massen (und damit den anderen, gleichgestellten Ambitions- und Erfolglosen) enthobener (Pop-, Medien-, Film-, Model-)Star ist, neben die protestantische Ethik als nicht erstrebenswert erscheint. 
Diese Fantasie lässt sie ihren trostlosen Alltag ertragen - weil sie ihn schon jetzt als ein Kapitel ihrer späteren Starbiographie interpretieren und eben nicht als aktiv zu gestaltenden Lebensraum begreifen und enthebt sie der Pflicht zur Selbstdisziplin und Selbstunterwerfung. In ihrer diffusen Vorstellung konzentrieren sie sich infantil auf das ihnen Zugängliche der Rezeptur des Starwesens: Aussehen und Attitüde. 

Und so bevölkern hunderte Mini-Paris-Hiltons, 50-Cent-Verschnitte, aufgepumpte Egos und überdrehte Diven die Bürgersteige vor den Diskotheken, Eingangsbereiche vor den Mediengroßsupermärkten, Fußgängerzonen, Berufsschulen und "Maßnahmen". Dabei können sie sich sogar noch an realen Vorbildern orientieren: Geschäftstüchtige Exponenten einer deutschen Version der Aufstiegsgeschichte vom Ghettokid zum Superstar wie Bushido oder Sido haben es geschafft, die Lücke zwischen den allzu fernen Vorbildern US-amerikanischer Superstars und den hiesigen Jugendlichen mit einer eigens konfektionierten Erzählung zu schließen und ihren Profit daraus zu schlagen. Sie haben es geschafft, sich in die Verwertungskette der Ausbeutung der Unterschichtenträume einzufügen und eine nachgeordnete Konsumentengruppe aufzubauen. 

Der ganze Artikel "Nutzlos, dumm, promisk" in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung
Weiterhin: "Ihr geht mir am Arschgeweih" Diedrich Diederichsen in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung