Samstag, Oktober 14, 2006

Lukas Podolski und Getrude Stein

Interviews mit Lukas Podolski sind kleine Haikus von schlichter Getrude-Stein-esker Schönheit.

Journalisten müssen schreiben, bewerten, analyiseren, interpretieren. Das ist in einem Bereich wie dem Sport, in dem es um Fakten, Zahlen und Daten geht einerseits schwierig, andererseits blüht gerade in der journalistischen Bearbeitung dieses Feldes eine Hermeneutik der Sonderklasse. Selbst bei der Formel-1 werden mit den Fahrern Interviews von geradezu psychoanalytischer Motivation geführt, bei denen Ergebnisse, die sich v.a. dem Zusammenspiel von einer Vielzahl objektiver Faktoren verdanken, auf den menschlichen Faktor hin interpretiert werden.

So auch beim Fußball.

Seit Lukas Podolski beim FC Bayern spielt, bzw. dort hin und wieder auch auf der Bank sitzt, schreiben die Medien den jungen Stürmer eine Krise zu und befragen ihn auch alle Nase lang in diese Richtung. Podolski, bekannt für seine Knappheit, verweigert sich den Einladungen zu psychologisierenden Ausführungen beharrlich.

Eine Einladung, die andere, wie Michael Ballack nicht ausschlagen und schwurbeligste Ansagen zum besten geben. Podolski solle sich selbstkritisch hinterfragen, ließ Ballack zuletzt wissen. Aha. Podolski versteht sich als Fußballer. Er geht auf den Platz und gibt dort "Vollgas", wie er einmal erläuterte.

Das Spiel ist das Spiel ist das Spiel.
C'est tout.

Frage: Herr Podolski, sind die zwei Tore von Ihnen auch eine Antwort auf die Kritiker der letzten Wochen? Antwort: Nö, das sind nur zwei Tore."

Großartig!

Die Süddeutsche Zeitung schreibt nach dem 4:1 gegen die Slowakei:

,,Für die Reporter ist Lukas Podolski ein begehrter, aber etwas heikler Ansprechpartner. Seine Antworten kommen abrupt, geschwind und prägnant wie Flummibälle, die von der Wand zurückspringen. Es ist eine entwaffnende Technik zur Abwehr von doofen Fragen, und auch nach seinem großen Auftritt in Bratislava machte der Angreifer wieder reichlich Gebrauch davon.

Herr Podolski‘‘, fragte zum Beispiel einer, ,,Sie haben eine blutige Lippe. Was ist da passiert?‘‘ Podolski: ,,Gegenspieler.‘‘
,,Haben Sie das im Spiel gemerkt?‘‘
Podolski: ,,Ja.‘
,,Hat es weh getan?‘‘
Podolski: ,,War mir egal.‘‘

Danke für das Gespräch."