Donnerstag, März 19, 2009

Drama, Baby!

In einem Interview mit dem Manager Magazin erklärt Peter Sloterdijk, warum er vom Verlauf der Krise so enttäuscht ist:

"Man fühlt sich inmitten der planetarischen Turbulenz um das wirkliche Drama betrogen. Da ist nicht eine einzige Figur aufgetreten, die die Krise personifiziert, kein farbiger Schurke, kein Shylock, neben Alan Greenspan ist Onkel Dagobert ein Charaktertitan. Noch nie habe ich eine solche Horde von bleichen Unpersonen beisammen gesehen. Was heute Krise heißt, ist die Weltverschwörung der Spießer. Diese vorgeblich heftigste Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte: sie ist die spießigste und muffigste Angelegenheit, die sich seit Menschengedenken zugetragen hat.
Die Art und Weise, wie regierende Hausmeister im Dunkeln Megamilliarden hin- und herschieben, ist eine Beleidigung für jede Intelligenz. Demgegenüber waren der Schwarze Freitag und die Weltwirtschaftskrise nach 1929 ein Shakespeare-Drama. Heute sehen wir nur noch Aktenkofferträger in viel zu hohen Positionen, die hinterm Schalter große Politik machen."
(Manager Magazin)

Jenseits von Gut und Blöde

"Die Handelnden auf dem Gebiet der Finanzmarktspekulation leben völlig außerhalb der Hörweite der analytischen Intelligenz. Sie sind von ihren Spielen berauscht und haben keine freien Kapazitäten für alternative Gedanken. Soviel ich weiß, nahmen sich auch die Konquistadoren keine Zeit für Ethikseminare." Peter Sloterdijk im Manager Magazin

Der Papst

"Er denkt, dass Herumvögeln nicht im Sinne Gottes ist." (FJW)

OK Computer

Life is funnier than shit: Auf ihrer Tour durch Lateinamerika haben Radiohead für sieben ihrer Konzerte niemand anderes als Kraftwerk als Support-Band. (via Nerdcore)

Mittwoch, März 18, 2009

Vorsorge

"Verona Pooth, Klitschko und Barbara Schöneberger machen Werbung für Darmkrebsvorsorge - PASST ! Die 3 sind doch echt für'n Arsch" (antilobo)

TITANIC a.k.a. Bild

Gar nicht schlecht, Dieckmann!

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Dienstag, März 17, 2009

FritzlFestwochen

Die BILD-Fritzl-Porzessberichterstattung ist doch reinste Lyrik:

"Seit Prozessbeginn am Montagmorgen versuchte Fritzl, sein Gesicht vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Der Aktenordner war sein Schutzschild, seine Maske, eine Mauer!

Der Ordner sieht neu aus. Er ist gut gefüllt, womöglich mit persönlichen Dokumenten von Fritzl, sie sind jeweils durch gelbe Laschen nach Themen getrennt.

Oft sieht man Fritzl durch das kleine Loch am Aktenordner linsen. Als ob er nur zu gerne sehen möchte, was um ihn herum passiert. Dann wiederum schließt er für Sekunden die Augen, presst sein Gesicht noch tiefer in den Ordner und lässt das Spektakel über sich ergehen."

Auch ist die ausformulierte Webadresse dieses Artikels einfach wieder unschlagbar! Guck mal das Ende der URL - das sagt mehr, als 1000 Worte:

http://www.bild.de/BILD/news/fritzl-josef/artikel/2009/03/17/fritzl-der-blaue-aktenordner/warum-haelt-sich-fritzl-einen-blauen-aktenordner-vor-sein-gesicht.html

Brillant auch der unter dem Fritzl-Artikel annoncierte andere Artikel:

"Fritzl-Freund Paul H.: Der Mensch ist für mich gestorben."

Man darf auf weitere Meldungen gespannt sein:

Fritzl-Nachbar (also ... aus einem 500km benachbart liegendem Ort) Paul (6 Jahre): "Meine Puppe kriegt der nicht!"

Fritz Wepper: "An die Wupper fahr ich mit DEM nicht!"

Fritzi Haberlandt (Fritzl-Frotzlerin und Frinternetfrexpertin): "Dem würde ich NIE meine Fritz-Karte leihen."

SUN (Tageszeitung, England): "Let's blitzl the Fritzl!"

(N)O-Ton

Die Tage fand sich in der Welt ein schöner Artikel über die zunehmend um sich greifende Unsitte deutscher Schauspielerinnen und Schauspieler, Interviews durch vorab zu unterzeichnende Verträge, die ihnen umfangreiches Mitspracherecht hinsichtlich der Textformulierung und Bildauswahl zusprechen, zu reglementieren.

Es wird vermutet, dass diese Praxis nicht zwingend etwas mit den Kapriziosen der Stars zu tun haben muss, als vielmher mit dem Ziel von deren Agent(ur)en, sich unentbehrlich zu machen.

Jedoch wurde auch darauf hingewiesen, dass diese Praxis nur solange funktioniere, wie die Presse, sich dem füge.

"Jeder Wahn grassiert nur so lange, bis sich genug Vernünftige finden, die ihm ein Ende bereiten. Insofern tragen die Medien Mitschuld an der Pervertierung der Gattung "Interview", weil sie oft genug kuschen und geschönte Texte drucken, um Stars im Blatt haben. Doch der Widerstand gegen diesen Betrug am Leser wächst. [...] Vielleicht sollte man es häufiger wie das Magazin "U_mag" machen, das ein Interview mit Hannah Herzsprung im Faksimile veröffentlichte: Die Hälfte der Antworten war mit dem Edding-Stift schwarz unkenntlich gemacht worden." (Die Welt)

Montag, März 16, 2009

url

Wie immer sagt eine URL bei Bild mehr als 1.000 Worte:

http://www.bild.de/BILD/news/fritzl-josef/artikel/2009/03/16/fritzl-der-erste-prozess-tag/das-inzest-monster-weinte-als-sie-ueber-seine-mutter-sprachen.html

Derselbe Planet ...

zwei Welten:

"Der irakische Fernsehjournalist Muntaser al-Saidi ist wegen seiner spektakulären Schuhattacke gegen Ex-US-Präsident George W. Bush zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden." (SZ)

"Geldregen für Klaus Zumwinkel: Der wegen Steuerhinterziehung verurteilte frühere Post-Chef hat sich seine Pensionsansprüche auszahlen lassen - rund 20 Millionen Euro." (SZ)

Oder, wie Wagner es heute wieder mal etwas volkstümlicher formuliert:

"Wir haben gerade den Amoklauf des Tim K. in Winnenden. Die Helfer, die Lehrer, die Psychologen, die Polizisten verdienen, wenn es hoch kommt, 1500 Euro brutto. Und so ein Steuerbescheißer wie Sie, Herr Zumwinkel, kriegt 20 Millionen Euro Pension von der Post nachgeschmissen."