Samstag, März 23, 2013

UNeingeschänkt

FAZ: Ihre Einschätzung zum Fall Brüderle?

Harald Schmidt: Jeder, der mit Journalisten zu tun hat, weiß, dass uneingeschränkte, ich wiederhole: uneingeschränkte Solidarität mit Rainer Brüderle vonnöten ist. Ich jedenfalls würde meine Hand für ihn ins Dekolleté legen. Warum geht eine Journalistin, und ich hoffe, man hört die Anführungszeichen, um zehn Uhr abends in die Bar? Jedenfalls nicht, um zu fragen: „Sind die Menschenrechte in Usbekistan weit genug im liberalen Sinn?“ Sondern in der Hoffnung, der Angesoffene sagt den Satz, den er besser nicht gesagt hätte. Das wissen wir Jungen, unser Weinfest-Oldie weiß es nicht, weil er noch in so ’ner Charmewelt lebt, in der Thomas-Mann-artige Begriffe wie „Tanzkarte“ zum Einsatz kommen. Das einzige, was mich an dem Fall entsetzt hat: dass die Hotelpartei FDP im Maritim wohnen muss.

"ein Ehrentitel dieser ältesten deutschen Partei"

Heute vor 80 Jahren setzten die Nazis das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" durch. Das sogenannte "Ermächtigungsgesetz" beseitigte die verfassungsmäßige Gewaltenteilung. Die Regierung erhielt das Recht, Gesetze ohne Mitwirkung der Volksvertretung und des Reichsrates zu erlassen. 

Um das Gesetz durchzubringen, musste die Regierung zunächst die Beschlussfähigkeit feststellen: Die 81 Abgeordneten der kommunistischen Fraktion waren bereits in Haft oder auf der Flucht. Rechtswidrig erklärte Reichstagspräsident Hermann Göring die angeblich unentschuldigt Fehlenden gleichwohl für anwesend. Damit wurde die Beschlussfähigkeit des Reichstages festgestellt. Eine Vorahnung für die Entschlossenheit der neuen braunen Herren, ihre Ziele zu erreichen und dafür jedes Mittel anzuwenden. 

Die bürgerlichen und konservativen Parteien ließen sich von Hitler einlullen bzw. einschüchtern (Vor der nach dem Reichstagsbrand ersatzweise als Parlamentsgebäude fungierenden Krolloper standen SA und SS Männer im Spalier und machten für die Abgeordneten den Gang ins Parlament zum Spießrutenlauf. Auch im Parlamentsgebäude, sogar im Plenarsaal hielten sich gesetzwidrig, bewaffnete SA und SS Männer auf und bildeten eine einschüchternde Drohkulisse) und verließen sich auf seine Versprechungen, etwa die Stellung des Reichspräsidenten oder der Kirchen unangetastet zu lassen.

Einzig die 94 Abgeordneten der SPD stimmten gegen das Gesetz. Für die Sozialdemokraten sprach Otto Wels. Es sollte die letzte freie Rede eines Demokraten in Deutschland für die nächsten 12 Jahre sein: 

"Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. (...) Nach den Verfolgungen, die die Sozialdemokratische Partei in der letzten Zeit erfahren hat, wird niemand von ihr billigerweise verlangen und erwarten können, dass sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt.""
"Dieses Nein zum Ermächtigungsgesetz, als alle anderen Parteien dafür stimmen, dieses Nein ist ein Ehrentitel dieser ältesten deutschen Partei!" Heinrich-August Winkler, Historiker.

Freitag, März 22, 2013

Didudeldö


"Liebe Freunde vom Deutschlandfunk, 
Foto: phre3a
Ihr spielt in den Informationen am Morgen immer Musik zwischen den einzelnen Beiträgen. Das ist mal nette Musik, mal banales Gedudel oder unfreiwillig Komisches - etwa wenn auf Katastrophenmeldungen eine Runde Boogie Boogie ertönt - aber auch ein richtig schlimmer Titel, den Ihr immer wieder spielt: Eine Instrumentalversion von Phil Collins "Another Day in Paradise" (Heute morgen um 6:19 Uhr) in der Plastikorgelversion einer Seniorenmatinee auf Coney Island. Ein Blick auf die Playlist zeigt, dass das Stück von dem Album  "Dancing 
with...Sax and Sex"stammt). Horror! 
Könnt Ihr das bitte einmotten?"

Vielleicht werden die Songs aber auch LIVE eingespielt?

The white Column

Farbenlehre mit Lehrer Wagner: "Ich hasse die Farbe Weiß. Sie ist eine unbunte Farbe." 

Mittwoch, März 20, 2013

Shiva Krishna

Die TITANIC bitterböse.

Dienstag, März 19, 2013

Inauguration

Foto:asifthebes
+ + + Heute bekommt Papst Inkontinenz II in Rom seine Insignien und das vatikanische Willkommenspaket: Bibliotheksausweis der römischen Stadtbücherei, Monatskarte für die Straßenbahn, einen Koffer mit dem "roten Knopf" zum Auslösen der Inquisition, den Speiseplan für die laufende Woche in der Kantine, 10Euro-iTunes Gutschein, sowie einen fernsteuerbaren Spielzeughubschrauber, wie ihn der vorige Papst Benedikt gerne in den frühen Morgenstunden, von Gläubigen und Mitarbeitern unbemerkt, vom Balkon seines Spielzimmers aus über den Petersplatz steuerte. + + + Nach der Inauguration begrüßt der neue Papst Würdenträger anderer Religionen ("Ketzer") und Staatschefs ("Frühstücksdirektoren"). + + + Im Anschluss an den Sektempfang ("Messe") fährt der Papst mit seinem Papamobil durch die im Zuge der indischen Themenwochen des Vatikans auf dem Petersplatz inszenierten Passionsspiele ("Die 120 Tage von Kalkutta"). + + +

Montag, März 18, 2013

Wochenstart!



Brandt, Brauer, Frick

Flughöhe

Unlängst gab es im Deutschlandfunk eine Diskussionsrunde zur Herausforderung, die sich aus dem EU Beitritt Rumäniens und Bulgariens für deutsche Städte und Gemeinden und die in Folge einsetzende Armutsmigration ergibt

Da diskutierten Hans Peter Uhl (innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU), Birgit Zoerner (Sozialdezernentin der Stadt Dortmund), Birgit Sippel (SPD Europa-Abgeordnete) und Robert Schwartz (Leiter der Rumänienredaktion der deutschen Welle). 

Dabei fiel nicht zuletzt die Flughöhe auf, in der sich ein Berlin-Politiker wie Uhl über den konkreten Auswirkungen, die politische Entscheidungen "vor Ort" (alternativ: "draußen im Land") erzeugen. Auffallend, wie offensichtlich Uhl in der Sache nicht informiert oder orientiert ist, wie sehr er nicht weiß und daher nicht zu benennen vermag, was sich hinter Allgemeinplätzen wie "Belastung für die Städte und Gemeinden" konkret verbirgt (Wie umgehen mit Menschen, die nicht Krankenversichert sind? Wie mit den schulpflichtigen Kindern umgehen? Wie mit dem Müll und der Verwahrlosung umgehen, die im Umfeld der Migranten für sozialen Unfrieden sorgen? usw.); was es bedeutet, sicherzustellen, dass das Schiff einer Stadt nicht kentert, wenn der soziale Wellengang es derartig hin und her schütteln. 


Die Kluft zwischen den Allgemeinplätzen Uhls und der klaren Benennung der wirksamen Effekte politischer Makroentscheidungen wie sie Dortmunds Sozialdezernentin deutlich wird, ist bezeichnend.

Listen and learn

Educational songs for children, by Phoebe Buffay
"Now, grandma's a person who everyone likes,she bought you a train and a bright, shiny bike.But lately she hasn't been coming to dinner,And last time you saw her she looked so much thinner.Now, your mom and your dad said she moved to Peru,but the truth is she died and some day you will too.La-la-la la la-la-la la la-la-la la..."

Universell, überzeitlich, unteilbar

In der Aktuellen Ausgabe der ZEIT antwortet Gerhart Baum, Bundesinnenminister a.D., auf Eberhard Sandschneiders Debattenbeitrag in einer Reihe über Außenpolitik und Menschenrechte. 
"Es ist schon verwunderlich, ausgerechnet von Eberhard Sandschneider, dem Leiter des -Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, das abgestandene Argument zu lesen, bei den Menschenrechten handele es sich um »Moral- und Wertvorstellungen des Westens«. Niemand diktiert der Welt ihre Werte – weder der Westen noch die deutsche Außenpolitik. Die Werte wurden in einem beispiellosen historischen Akt 1949 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen niedergelegt. (…)
Artikel 1 der Erklärung lautet: »Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.« Niemals zuvor hat es eine solche Selbstverpflichtung der Völkergemeinschaft gegeben. Sie folgt der Erkenntnis vom unvergleichlichen Wert eines jeden Menschen. »Die Menschenwürde bildet das Portal, durch das der egalitär-universalistische Gehalt der Moral ins Recht transportiert wird«, so erklärt Jürgen Habermas diese Entwicklung. Ist das die »Moral-ecke«, aus der Sandschneider eine an den Menschenrechten orientierte Außenpolitik herausholen will?
Die Menschenrechte haben neben der westlichen Tradition ihre Wurzeln in allen hochstehenden Kulturen und Religionen der Welt. Nirgendwo wird gebilligt, dass Menschen zur Sicherung staatlicher Macht entwürdigt, gar gefoltert oder totgeschlagen werden. Nirgendwo wird akzeptiert, dass jemand auf einer Polizeistation so gequält wird, dass er nur mit Mühe überlebt – wie das einem chinesischen Künstler widerfahren ist.
(…) Im Laufe der Jahrzehnte haben nahezu alle Staaten der Welt die wichtigsten Vereinbarungen des Völkerrechts zum Menschenrechtsschutz akzeptiert. Wer behauptet, es handele sich allein um Moral- und Wertvorstellungen des Westens, spielt den diktatorischen Regierungen in die Hände, die ihre Unterdrückungsmaßnahmen gern mit Hinweis auf kulturelle Unterschiede zu rechtfertigen suchen. Sicherlich gilt es kulturelle Unterschiede zu beachten, am Kern der Menschenrechte darf jedoch nicht gerüttelt werden." (DIE ZEIT)
In der Filmpalette in  Köln läuft derzeit auch der WDR-Dokumentarfilm "Wir wollten die Republik verändern" über Gerhart Baum.

Sonntag, März 17, 2013

Jamie

ARTE hat einen Auftritt von Jamie Lidell auf seiner aktuellen Tour mit seinem neuen, self entitled Album online. Man muss diese Mischung aus Kraftwerk/TRON (Visuals), 90er Rave und 80er Beats, Prince-Hooks und wie immer Jamies energie geladener, hochsympathischer Performance live gesehen haben. 

Aber auch so bekommt man eine Idee, was abgeht. Das mag vor Enttäuschungen bewahren. 

Auf seinen Platten Multiply und JIM hatte Lidell sich als Soulmusiker im Independent Nerd-Look empfohlen und war sogar im Vorprogramm von Elton John gelandet. Die Spur hätte der grundsympathische Brite weiter verfolgen und der ökonomisch breiten Straße des Retro-Soul folgen können. Gefällig eingänge Gebrauchsmusik mit Motown-Vintage-Anstrich. Der kommerzielle Erfolg von Amy Winehouse, Aloe Black, Charley Bradley oder Michael Kiwanuka zeigen, dass es einen riesigen "Markt" gibt, der einen großen Hunger nach Material für BRIGITTE-Woman-Sampler im DM-Mitnahme-Regal hat. 

Indes, Lidell schlug einen Haken und kehrte mit COMPASS wieder zu seinen Wurzeln als alleinunterhaltender Mann an der Loop-Maschine, Effektgeräten und Laptops zurück. So auch bei seinem aktuellen, nach sich selbst benannten Album. 

Das trägt er derzeit auf seiner aktuellen Tournee konsequenter Weise allein vor: Die Elektronische Steuereinheit sorgsam zusammengesteckt auf einem mit gekanteten Spiegelflächen verdeckten Pult, das aussieht, als sei es vom Set von BARBARELLA entführt - was passt, schließlich mutet die ganze digitale Optik, Farben und Retrosound an, als handle es sich um ein Raumschiff, kurz vor dem Abflug in elektronische Funkwelten. Gestern im Bürgerhaus Stollwerck in Köln ging es jedenfalls schön ab. 

Famos wie Lidell nach dem Gig sich brav an einen Tisch stellt und solange CD signiert, bis auch der letzte Fan in der Reihe seinen Tonträger, ein Foto mit dem Künstler oder ein paar Worte mit ihm gewechselt hat. Dabei begrüßt er jeden, aber auch wirklich jeden mit einem freundlichen Lächeln und "Nice to meet you", das einem tatsächlich das Gefühl vermittelt, das Lidell sich sehr freut, dass man heute zum Konzert gekommen ist. SO wird man Bundespräsident! Das wären auch viel unterhaltsamere Ansprachen. Break Beats aus Bellevue! Jamie for President!

Eine Idee, was Jamie so treibt, wenn er loopt gibt das Demo-Video zur iPhone App von iMASCHINE: