Samstag, Oktober 03, 2009

Aufmerksamkeitsökonomie

"Wenn sich bei der Union etwas tut, reagiert die Meute nur verhalten. Seehofer bringt ein paar Kameras in Bewegung, Guttenberg läuft auch ganz gut. Normale Minister bleiben fast unbeachtet. Bei der SPD ist das anders. Einmal kommt jemand, man sieht ihn von hinten kaum, aus dem Saal, und die Meute stürzt nach vorn, wogt nach links in Richtung der Kaffeetheke. Fürchterliches Gewurle, Mikroalgen schwanken wie keltische Feldzeichen, Blitzlichter gewittern.
Irgendwann löst sich aus der Traube ein kleinerer Mann, der in einer Kaffeetasse rührt. Es ist Franz Müntefering. Er hat sich nur einen Cappuccino geholt. Nur einen Cappuccino. Er sagt nicht einmal etwas. Der Aufruhr unter den Bild- und Toneinfängern ist so groß, als sei gerade Sigmar Gabriel aus dem Fraktionssaal getreten, um auf einem roten Samtkissen die Gebeine von August Bebel hinüber zur Linkspartei zu tragen."

Kurt Kister in der Süddeutschen Zeitung

Montag, September 28, 2009

Strategy

In der letzten Vanity Fair finden sich einige Artikel zur Finanzkrise, der Rolle des US-Finanzministeriums und über die Ahnungslosigkeit, mit der Milliarden aus dem Fenster geschmissen wurden, in der Hoffnung, dass es schon die Richtigen treffen und Gutes bewirken werde.

"once the money left the building, the government lost all track of it. The Treasury Department knew where it had sent the money, but nothing about what was done with it. Did the money aid the recovery? Was it spent for the purposes Congress intended? Did it save banks from collapse? Paulson’s Treasury Department had no idea, and didn’t seem to care. It never required the banks to explain what they did with this unprecedented infusion of capital.
[...] the real strategy was less than scientific—amounting to a hope that if a massive pile of money was simply thrown at the economy, some of it would surely do something useful." (VF)