Samstag, Dezember 23, 2006

Le Zitat de Jour

„I suffer from short memory loss. I also suffer from short memory loss.” George Clooney

Sonntag, Dezember 17, 2006

"Auf der Flucht" meets "24"

"Die Handlungslöcher sind so groß, daß ein Lastwagen hindurchpaßte" (Faz)

Wie muss man sich das vorstellen? Da sitzen in Hollywood ein paar Leute zusammen, lesen eine 08/15-Geschichte und sagen sich: Wenn ausreichend populäre Schauspieler mitmachen, die Wertigkeit der Inszenierung über TV-Niveau liegt, die Geschichte die Erwartungshaltung des Publikums zu Genüge bedient, werden genug Zuschauer ins Kino gehen, damit sich dsa Geschäft lohnt. Geht das so?

In THE SENTINEL spielt Michael Douglas, der seine Altersrolle (im Unterschied zu Sean Connery, Jack Nicholson, Clint Eastwood) noch nicht gefunden hat den Secret Service Agenten Pete Garrison (natürlich "eine Legende" des Secret Service), der zu Unrecht verdächtigt wird, an einem Komplott zur Ermordung des Präsidenten beteiligt zu sein. Sein ehemalige Zögling und bester Schüler (natürlich!) David Beckinridge, gespielt von 24-Star KieferSutherland, muss ihn nun verfolgen. Das Ganze bekommt dadurch besondere Männer-Würze, dass die Männerfreundschaft durch den Verdacht zerstört wurde, dass Garrison mit der Frau von Beckinridge ein Verhältnis habe. Bei einem Lügendetekrotest fällt Garrison durch und ist fürderhin Gegenstand der Ermittlungen. Sein verdächtiges Verhalten hat allerdings einen anderen Grund: Garrison hat eine Affaire mit der Frau des Präsidenten, gespielt von Kim Basinger. Aha. Garrison taucht unter und macht sich auf die Suche nach den wahren Hintermännern des Komplotts, Mac-Gyvert ein wenig mit seinem Blackberry herum und als dem Drehbuch nichts anderes einfällt, der Film aber in sein letztes Viertel geht, wirft Beckinridge alle bis dahin Tommy-Lee-Jones-Auf-der-Flucht-artige Amtstreue, Gefühlskälte und Feindschaft über den Haufen, um Garrison im Schlussspurt zu helfen.

Die Unfähigkeit zu altern
Setzte IN THE LINE OF FIRE das Alter der von Clint Eastwood gespielten Hauptfigur geschickt dramaturgisch ein, wirkt THE SENTINEL wie eine Fernsehserie, die die Figuren nicht anpasst, weil die Zuschauer die Charaktere so sehr lieben, dass selbst 60jährige als Liebhaber und Actiontypen herhalten müssen (Der sogenannte "Matula-Ein-Fall-für-Zwei-Effekt). So läuft der altershalsfaltige Michael Douglas allen jugendlichen Verfolgern davon, ist den Grünschnäbeln natürlich in allen Belangen überlegen und stakst aber zumeist in WALL STREETesken Outfit durch die Gegend.

Warum spielt Douglas par tout den Actionhelden? Dabei hatte er schon mehrfach Rollen des alternden Alpha-Männchens, dass nicht mehr die erste Geige im Rudel spielt und an der Unfähigkeit, die einzusehen, zu Grunde geht, gespielt: Man denke an den drogen- und sexsüchtigen Polizisten in BASIC INSTINCT oder den kiffenden Professor in WONDERBOYS oder den kaputten Kleinbürger in FALLING DOWN.
Auch in THE SENTINEL ist Douglas alt und aus der Mode. Nur klammert THE SENTINEL genau die Selbstzerstörung und Selbstdemontage aus und ist darin gnadenlos altmodisch, anachronistisch, überholt und unfreiwillig komisch. Der Film behauptet einfach, dass Douglas schneller läuft, besser mit dem Computer umgehen kann und auch die First Lady notwendig seinem Appeal verfällt. Ein Stück 80er-Jahre-Macho-Kino. Alle jüngeren Kollegen ordnen sich der Autorität, Aura und dem Haudegen-Mythos der Michael-Douglas-Figur in Anerkennung seiner Dominanz unter, die sich nie aus dem Film erschließt sondern permanent behauptet und in oberflächlich inszenierten Momenten zitatweise angerissen wird, wenn z.B. die jedem Zuschauer aus seiner Fernseh/Kino-Erfahrung bekannten typischen Ermittlungshandlungen des Profis, der außerhalb seines Systems mit einfacheren Mitteln agiert und mit Kaugummi, Kabel und Tesafilm ganze Abhöranlagen zusammen mac-gyvert.

THE SENTINEL beleidigt den Zuschauer mit einem Drehbuch, das sich nicht für die Figuren interessiert, vordergründigen Dialogen, die die Figuren per Akklamation erklären ("Er ist eine Legende..."), anstatt das diese sich durch ihre Handlungen erschließen, einem Look (Handkamera, Splitscreen) der so offensichtlich an die erfolgreiche Serie 24 mit Kiefer Sutherland erinnert (ergänzt durch Video-Clip-Inserts im se7en-Look, die die Atmosphäre von Bedrohung durch ein, ein Mordkomplott planendes krankes Attentäter-Hirn erzgeuen soll, was sich allerdings überhaupt mit der Gruppe -natürlich- russischer Schurken übereinbringen lässt, die als sehr gut ausgestattete, militärisch agierende Gruppe in Erscheinung treten.), dass es nur konsequent ist, dass derselbe hier auch über die Leinwand marschiert, optisch aufgehübscht durch eine dramaturgisch komplett überflüssige Eva Longoria (Man wundert sich, warum sie nur in den durchaus auch hünschen Hosenanzügen zu begutachten ist. Matthew McConaughey zieht wenigstens einmal pro Film das T-Shirt aus oder ist beim Work Out zu beobachten. Scheinbar ließ sich keine Szene dramaturgisch sinnvoll einbauen, in der Longoria zu Bett geht, aufsteht oder schwimmen geht.)

Warum die fantastische Kim Basinger, die in THE DOOR IN THE FLOOR gezeigt hat, was für eine überragende Schauspielerin sie sein kann, wenn man ihr das richtige Material anbietet, in diesem oberflächlichen, fahrlässig nachlässig zusammengekleisterten Thriller aus dem Fertig-Set mitgemacht hat, bleibt ein Rätsel (Andererseits: Auch sie muss ihre Miete zahlen..)

Immherin bekommt man eine erstaunliche Palette an Sonnebrillen präsentiert.