Samstag, März 29, 2008

Bruder Klaus IV

CCC veröffentlicht Schäubles Fingerabruck

"Mit einer spektakulären Aktion protestiert der Chaos Computer Club (CCC) gegen die fortschreitende Verwertung biometrischer Daten. In der aktuellen Ausgabe der Clubzeitschrift Die Datenschleuder veröffentlichen die Hacker den Fingerabdruck von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Die Hacker wollen sich damit gegen die zunehmende Erfassung biometrischer Daten zur Wehr setzen. [...]
Die Hacker haben es nicht beim Abdruck von Schäubles Fingerabdruck belassen – dem Heft liegt auch eine fertige Fingerabdruck-Attrappe bei. Die dünne Folie kann auf die Fingerkuppe geklebt werden, um zum Beispiel Fingerabdruckscanner zu täuschen. "Wir empfehlen, die Abdrücke bei erkennungsdienstlichen Behandlungen, bei der Einreise in die USA, bei der Zwischenlandung in Heathrow, aber auch im örtlichen Supermarkt und – prophylaktisch – beim Berühren möglichst vieler Glasflächen zu benutzen" sagt Engling."

(Quelle: Heise)

Neo-Biedermeier

"Im deutschen Fernsehen hat sich mittlerweile neben den Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen das Genre des Neo Heimatfilms fest etabliert, das in den verschiedensten Formaten - von spielfilmlangen Hansi-Hinterseer-Schmonzetten bis zur Daily-Heimat-Soap wie "Dahoam is Dahoam" . eigentlich immer nur eine Geschichte erzählt:

Die Geschichte vom deutschen Menschen, der in der großen Welt emotionalen Schiffbruch erlitten hat und nun zurückkehrt in seine enge, aber geborgene Provinzheimat, wo er Glück und Frieden findet in der Rettung des familiären Unternehmens.

Die Menschen in dieser Heimatwelt benutzen Mobiltelefone und tragen Markenklamotten, aber sie denken und fühlen wie Menschen der fünfziger Jahre. Der Unterschied ist allenfalls ein leichter Hang zur Hysterie und der bemerkenswerte restaurative Elan, mit dem diese heimgekehrten Söhne und Töchter die elterlichen Unternehmungen, die Tierarztpraxen und Ponyhöfe, Bäckereien und Dorfbrauereien wieder auf die Höhe bringen. "

Georg Seeßlen, "Neue Heimat, alte Helden" in epd-Film 4/08, "S.26 über die Verknoppung und mentale Sepiaisierung im neuen national-heimatlichen Feelgood-Movie.

Freitag, März 28, 2008

Wochenende!



Pink Floyd - High Hopes

Donnerstag, März 27, 2008

Anatomie

"Ich bewundere Ihren Gleichmut, dass jeder weiß, was eigentlich nur ein Ehemann wissen darf. Ihre linke Brust ist höher aufgerichtet, Ihre rechte Brust fällt." F.J.Wager an Carla Bruni-Sarkozy

Mittwoch, März 26, 2008

He's got some moves

Damit dürfte der US-Präsidentschaftswahlkampf entschieden sein.

Humanitas

"Ich weiß, dass mein Prügelimpuls Befremden auslöst, weil er die Menschenrechte missachtet." F.J. Wagner

Wo sind schon wieder d. ganzen Bananen?


" Cora Schumacher (31): Sie hat Stress mit ihrem Hauspersonal. Es geht um Bananen, Nivea-Creme und Batterien" (Quelle: Bild)

Dienstag, März 25, 2008

Jetzt die Mitte stärken. Mitglied werden!

Mach mit im Gewinnerteam! So sehen Sieger aus. Gemeinsam etwas bewegen.

Herbert Feuerstein wird Tanzpartner von Heide Simonis

A more perfect union



Barack Obamas Rede "A more perfect union"im Volltext

"In seiner Rede, die manche Kommentatoren in eine Reihe stellten mit Grundsatzreden von John F. Kennedy und Abraham Lincoln, verortete Obama die Rassenproblematik nicht nur in der "Erbsünde dieses Landes, der Sklaverei", sondern auch im Schutz der Sklaverei durch die Konstruktion der amerikanischen Verfassung. Hier bewegte sich Obama auf bekanntem Terrain. Bevor er Politiker wurde, lehrte er an der Harvard University Verfassungsrecht." (taz)

Sonntag, März 23, 2008

3.

Portishead haben ein neues Album. Third heißt das Epos, das am 25. April erscheinen wird. Der Vorgeschmack ist schon famos verstörend.

Ikea-Pop

Selten eine derart gekonnt geschriebene Vernichtung eines Musikers gelesen, wie in der FAZ-Konzertkritik über James Blunt: "Blunts Lieder sind auf ähnliche Art und Weise gefangennehmend wie ein Partygespräch mit einer langweiligen Person." (FAZ)

Nicole!

Fast so geil wie Bielefeld

In seinem hervorragenden Blog widmet sich Daniel Haas dem Genre "City Claims", nachdem Berlin ("Be Berlin") so kolossal danebengegriffen hat, ein dankbares Terrain.

Sehr schön die alternativen Vorschläge von Haas: "Berlin, nix für Opfer" oder "Berlin, Alter!" ("hätte außerdem den Vorteil, dass jeder zweite Bushido-Song als Werbejingle fungiert.")

"Deplatziert sind auch die Slogans von Großstädten wie Hamburg und München. Die Hansestadt wirbt mit "Das Tor zur Welt". Viel zu freundlich. "Hamburg. Tja" wäre in Anbetracht der extremen Millionärs-, Barbour-Jacken- und SUV-Dichte treffender. Oder deutlicher: "Hamburg. Für Sie immer noch: Hamburg [...]

Ganz falsch hat die Sache Karlsruhe angepackt: "Viel vor. Viel dahinter" lautet der Claim. Was ist damit gemeint? Die neuesten heißen Gesetzesentwürfe des Bundesverfassungsgerichts? Hier wäre Bescheidenheit angebracht: "Karlsruhe. Besser als verhauen werden". Oder ehrlich, ohne Umschweife: "Karlsruhe. Und wenn Ihnen die Decke auf den Kopf fällt, fahren Sie doch einfach mal schnell rüber nach Straßburg." (Verstehen Sie Haas?)

Rechtsordnung - Recht - Ordnung

Vorhin im Autoradio auf WDR5 ein hervorragendes Deutschlandfunk Feature über den Polizeieinsatz rund um die Demonstrationen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm gehört. Das Feature portraitierte den größten Sicherheitseinsatz in der deutschen Geschichte als Modellfall einer voranschreitenden praktischen Außerkraftsetzung demokratischer und verfassungsrechtlicher Grundrechte, -modelle und -prinzipien.

Rechtsanwälte wurden an ihrer Arbeit gehindert, Demonstranten misshandelt und wie Kriminelle behandelt - was ein bestimmtes konservatives ordnungspolitisches Verständnis offenbart, bei dem von der Rechtsordnung (verstanden als System objektivierter, einklagbarer Ansprüche ALLER Gesellschaftmitglieder) nach der totalen Subtraktion des Rechts allein die Ordnung bleibt.

Diese wird in den Köpfen einer hysterisierten Öffentlichkeit und konservativer Politiker zum Alleinwert verabsolutiert (gerne als Doppelgestirn von "Ruhe & Ordnung") und deren Gegenteil, die Störung der öffentlichen Ordnung, die Abweichung, den Widerstand, die Unbotmäßigkeit, symbolisch kommuniziert im Akt der Demonstration, der öffentlichen Versammlung u.a. als krimineller Akt denunziert. Anpassung und Einverstandensein wird zur Bürgerpflicht - Kritik und Störung zum präterroristischen Verdachtsmoment.

"Im allgegenwärtigen Krieg gegen den Terror, so der Kern der Begründung, muss die Freiheit der Sicherheit, müssen die Bürgerrechte geopfert werden. Im Nachhinein erklärte die Bundesregierung, daß niemals eine konkrete Gefahr von Terroranschlägen bestanden habe. Vorverlagerung der Kompetenzen der geballten Macht der Exekutive ins Feld möglicher abstrakter Gefahren, die von dieser beliebig und unkontrolliert definiert werden können, das sind die Devisen des präventiven Sicherheitsstaats. In dieser Logik kommen Demonstranten nur als Störer und Gefährder, als Feinde der Ordnung vor und nicht als Bürger mit Rechten und Interessen."

Der ehemalige FDP-Innenminister Gerhart Baum: "Der Demonstrant als Störer , er wird generell als Störer angesehen. Er stört die Ruhe. Er will natürlich die Ruhe stören. Er will sein Anliegen sichtbar machen, möglichst nah bei den Leuten, die er erreichen will . Das ist auch ein Grundelement des Versammlungrechts , dass nicht irgendwo demonstriert wird, sondern in der Nähe der jenigen, die man mit der Botschaft erreichen will . Natürlich stören Demonstrationen. Demonstrationen am Samstag stören den Einkaufsverkehr , aber das ist ein Verfassungsrecht . Das ist das Wesen der Demonstration, dass sie stört."

Mit dem Zurückdrängen des prozeduralen, auf Öffentlichkeit und Kontrolle gegründeten Rechtsstaates mit seinen lästigen formalen Vorschriften und Verfahren zum Zwecke der schnelleren Herstellung einer angeblich von allen gewünschten Ordnung, ist ein im grunde faschistisches Politik- und Gesellschaftsverständnis am Werke.

Das Außerkraftsetzen staatlicher Selbstorganisation als in öffentlichen, für alle Gesellschaftsmitglieder beanspruchbaren Rechtsverfahren sich formierender kommunikativer Akt zum Zwecke der unmittelbaren Durchsetzung eines unterstellten allgemein zustimmungsfähigen Zustandes von "Ordnung", führt auf seiner Gegenseite eine Geringschätzung eben dieses kommunikativen, offenen, transparenten Systems einklagbarer Rechtstitel. Ironischerweise bedeutet dies, dass ausgerechnet vornehmlich konservative Politiker, die sich als bürgerlich und staatskonform geben, sich als Verächter des Staates und des Bürgers offenbaren, dass ausgerechnet der Verfechter des Staates, sich als dessen gröbster Feind erweist.

In dem Radiofeature erinnert Gerhart Baum mit einem Brief von Jürgen Habermas an Kurt Sontheimer aus dem Jahr 1978 an den Deutschen Herbst, einen anderen nationalen 'war on terror', 30 Jahren vor dem unerklärten internationalen Krieg gegen den Terror und weist mahnend auf die Gefahren eines sich absolut setzenden Staat, der den Bürgern entgleitet und sich zu einer abstrakt-opaken Macht, die im Verborgenen operiert, weil die Öffentlichkeit der Agora den Anspruch der Exekutive auf Selbstsetzung ausschließt:

"Es besteht heute die Gefahr, daß in Rechtssprechung, Politik, Verwaltung und Publizistik Carl Schmitts Theorie der innerstaatlichen Feinderklärung zur Routine wird. Nach dieser Theorie beweist der Staat seine Autorität in Gefahrensituationen dadurch, daß er den inneren Feind bestimmt. Nun könnte man meinen, daß sich die Terroristen als Feinde des Staates definieren. Aber ihnen gegenüber beweist der Rechtsstaat seine Autorität gerade dadurch, daßer sie nicht als Feinde sondern als Kriminelle behandelt werden, die unter dem Gesetz stehen. Nur ein Staat, der sich das faschistische Selbstverständnis des Staats Carl Schmitts zu eigen machen würde, bräuchte innere Feinde, die er, wie im Kriegsfall die äußeren Feinde bekämpfen darf."

Bei den unkontrollierten, in einigen Fällen rechtswidrigen Einsätzen und der Vermengung verschiedenster Sicherheitsorgane rund um den G8-Gipfel hat man es mit einem Modellfall eines jenseits juristischer Kontrolle frei operierender Kräfte zu tun, die einen Vorgeschmack eines Staates geben, der sich an die Exekutive verkauft hat.

Diese Exekutive wagt sich immer mehr nach vorne, wagt, sich über Gerichtsbeschlüsse hinwegzusetzen, weil sie sich im Windschatten eines Klimas einer mit diffusen und abstrakten Konstrukten kultivierten Terrorangst wähnt und von einer Politik gedeckt fühlt, die eine Haltung - teils selbst aktiv steuernd teils durch Lobbyismus und Publizistik sich aneignet -
der Bereitschaft zur Abwägung und Preisgabe von Rechtswerten aufgrund haarsträubend grenzwertiger, fiktionaler, konstruierter Gefahren (wie z.B. die absurde Verrechtlichung eines Abschusses einer Passagiermaschine im Falle einer Entführung.) einnimmt und immer häufiger vom Verfassungsgericht an die eigene Aufgabe der Verteidigung des Rechtsstaates gegen die (Selbst)Demontage gemahnt werden muss.

Sowohl WDR5 als auch Deutschlandfunk bieten den Text des Radiofeatures als PDF an.

Zum Thema auch:
(Foto: floche)