Freitag, Januar 15, 2016

Homosexuelle Flüchtlinge: Besonderer Schutz nötig

Sieh an, die katholische Kirche: Berlins Erzbischof Heiner Koch hat sich mit homosexuellen Flüchtlingen getroffen und will sich für ihre Bedürfnisse einsetzen. Welche diskriminierenden Erfahrungen sie auch in Deutschland gemacht haben, habe ihn erschüttert, so der Erzbischof im domradio.de-Interview:
"Diese Gruppe muss wahrgenommen und begleitet werden. Vor allem brauchen sie aber Menschen, die ihnen zuhören. Das ist natürlich auch eine Frage an uns als Kirche. Heute Vormittag bin ich beim Caritasverband unseres Bistums. Wir werden uns fragen, wie wir den Erwartungen der Menschen entsprechen können. Es war für mich schon sehr bewegend, wie sie sich gestern bei der Kirche und der Caritas für die besondere Wertschätzung bedankt haben. Das war schon großartig, dass sie im Bereich der Kirche keine negativen Erfahrungen gemacht haben."

Wochenende!


No Swim Area?

Im Kölner Stadt Anzeiger kommentiert Joachim Frank die Entscheidung der Stadt Bornheim, männlichen Flüchtlingen befristet den Zugang zum Hallenbad zu verbieten. Seiner Meinung nach führt es
"zu nichts, wenn wir jetzt anfangen, eine Verbotszone nach der anderen auszurufen und als Mehrheitsgesellschaft das zu imitieren, was sonst die Spezialität (rechter) Randgruppen ist: No-Go-Areas.Out of Bounds, „Zutritt nur für ...“ – das hatten wir alles schon mal. Dem Miteinander hat es nicht gedient. Und wenn man einmal weiter denkt, was die Bornheimer in ihrem Schwimmbad jetzt zu praktizieren gedenken, wird einem ganz anders: Gesichtskontrollen (der sieht aber aus wie ein Flüchtling)? Schwimmen nur mit Personalausweis? Was ist der nächste Schritt? Getrennte Plätze in Bussen und Bahnen? (...)
Wir alle werden uns darüber klar werden müssen, dass die Probleme im Zusammenleben nicht von selbst verschwinden, dass wir sie aber auch nicht – zusammen mit den Menschen – ausgrenzen und wegsperren können. An einer vermeintlichen Kleinigkeit wie dem Eintritt ins Hallenbad wird das wie im Brennglas deutlich.
In der Tat ist die Frage, warum eine ganze Gruppe stigmatisiert und mit Sanktionen belegt werden muss, wenn einige sich daneben benehmen oder straffällig werden. Der Kölner Kardinal Woelki hatte mit Bezug auf die Vorfälle in der Kölner Silvesternacht darauf hingewiesen, dass die massenhaften Gesetzesbrüche durch Hooligans auch nicht dazuführen die Gesamtgruppe der Fußballfans zu kriminalisieren.

Indes - so zeigt es auch der WDR Beitrag - führt die Stadt Bornheim Informations und Aufklärungsveranstaltungen durch, um den Flüchtlingen die hier geltenden Gesetze, Werte und Konventionen in Deutschland zu vermitteln. Das erinnert an den Integrationstest und man fragt sich: Müssten nicht auch die Deutschen, die der Meinung sind, leicht bekleidete Frauen lüden dazu ein betatscht zu werden und dass homosexuelle Päärchen bitte nicht auf der Straße Händchen halten sollen dann auch soclhe Informationsveranstaltungen durchlaufen?

Mittwoch, Januar 13, 2016

Die Heldenreise des Mannes

Das "Zentrum für initiatisch-phänomenlogische Arbeit und Therapie" (ZIPAT) in Köln informiert im aktuellen Newsletter über eine Reihe speziell für Männer konzipierte Termine und Seminare.

Ein Kernangebot ist die "Heldenreise". Ein solches Seminar-Angebot umfasst eine Reihe von Terminen, an denen eine Gruppe Männer über mehrere Tage Kernthemen und existenzielle Fragen (und damit verbundene Ängste und zu entwickelnde Kräfte) des Mann-Werdens und -Seins bearbeiten.

Die verschiedenen Dimensionen des Mann-Seins werden mit symbolischen Figuren, sogenannten "Archetypen" (Krieger, Heiler, Liebhaber, König, usw.) gleichgesetzt, denen bestimmte Qualitäten (sich gegen andere behaupten, konkurieren können; sich auch gegen Widerstand durchsetzen können; sich für sich und andere einsetzen; unabhängig sein können; Führerschaft und Verantwortung für andere übernehmen ) zugeordnet sind.


Die einzelnen Archetpyen werden typischerweise bestimmten Lebensaltern zugeordnet, zu denen bestimmte Themen "dran sind": Unabhängig-werden im Jugendalter, sich-durchsetzen, seinen Platz in der Welt finden und -behaupten im jungen Erwachsenenalter, Verantwortung für andere übernehmen im reifen Erwachsenenalter, usw.
Diese Dimensionen des Mannseins gilt es im Lauf des Lebens zu entwickeln. Dieser stufenförmige Reifungsprozess wartet an den Schwellen des Übergangs mit schmerzhaften oder überfordernden Prüfungen auf, denen es sich zu stellen gilt.

Ein Topos, der sich in archetpyischen Erzählungen wie Märchen, Sagen und Mythen spiegelt: Der Held, der aus der Normalität seines Alltag durch eine Aufgabe gefordert wird, das vertraute zu Hause zu verlassen, sich dabei in der Fremde existenziellen Gefahren stellt, Aufgaben löst und Prüfungen besteht, um am Ende verwandelt als er selbst und doch ein anderer wieder heimzukehren.

Viele Männer (das Konzept gibt es spiegelbildlich auch für Frauen) haben nicht alle diese Phasen abgeschlossen, nur manche Archetypen entwickelt. In der Folge leiden sie an bestimmten Aspekten - etwa an einer als mangelhaft erlebten Konfliktfähigkeit und Angst vor Ablehnung, wenn "der Krieger" nicht ausgebildet ist; oder einem notorisch jugendlichen Verhalten auch im reifen Alter, wenn der Archetyp des "Königs", des reifen Entscheiders und weisen Führers nicht entwickelt wurde.

Im Rahmen von Heldenreisen-Seminaren werden die mit den verschiedenen Archetypen verbundenen existenziellen Fragen adressiert. Dies geschieht vor allem mit körperorientierten Übungen, die den Zugang zu tiefen Gefühlen erschließen sollen. Bei den Übungen werden symbolisch die existenziellen Fragen und Herausforderungen der jeweiligen Archetpyen inszeniert, um im Rahmen der Übung sich der
intensiven Gefühle, die diest auslöst, zu öffnen und damit die Möglichkeit für einen Entwicklungsschritt zu befördern: Wovor habe ich große Angst? Worüber bin ich sehr traurig? Mit wem will ich was klären? An wen habe ich einen alten Wunsch?

Solche Fragen werden in ein inszeniertes Setting übersetzt. Stellvertreter übernehmen Rollen wichtiger Personen. So können Schlüsselsituationen symbolisch gespielt werden, und alte Ängste und Wut, unerfüllt gebliebene Bedürfnisse und Traurigkeit zugelassen, angenommen und integriert werden. Dies kann ein wichtiger Baustein sein, damit die Betroffenen, durch dieses Erlebnis im Inneren bewegt mit dem bislang nicht entwickelten Archetypen in Berührung gekommen und "schmecken", wie es sich anfühlt: die Krieger-Energie (Nein sagen können; mich durchsetzen können; mal riskieren anzuecken), die Königs-Energie (um Rat gefragt werden; Streit schlichten; eigene egoistische Bedürfnisse zum Wohl der Gruppe zurückstellen) usw. zu entwickeln.

Daher nennt sich die Arbeit "initiatisch-phänomenologisch". Phänomenologisch, weil hier mit Erlebnissen, Phänomenen, dem, was ist gearbeitet wird. "Initiatisch", weil dies ein Prozess der "Einführung" ist, bei dem Männer in einer Verbindung mit anderen Männern diese Erlebnisse machen und von ihnen begleitet werden. Diese sich "Seminare" nennenden therapeutischen Konstrukte sind in diesem Sinne ein Ersatz für die in der westlichen Moderne fast völlig abhanden gekommenenen Orte für initiatorische Erlebnisse, Rituale des Übergangs, Zirkel der Einweisung.

Mehr Info auf der Webseite www.zipat.de