Freitag, Oktober 17, 2008

Iso 9000

"There are the world's standards of perfection, and that's what you see in some magazines, and then there are God's standards."

Sarah Palin

Very slow is the new slow

"Gegen die Systemgeschwindigkeit meines Airbook ist die Kontinentaldrift ein mit Kerosin betankter Ferrari auf abschüssiger Piste."

Sascha Lobo (Twitter)

décélération professionelle

Katrin Passig und Sascha Lobo von der Berliner "Zentralen Intelligenz Agentur", dieser "Kombination aus Quatschprojekt und seriöser Firmenfassade", haben ein neues Buch geschrieben: Dinge geregelt kriegen - ohne einen Funken Selbstdisziplin.

Tenor des Buches: "Vieles, was uns fertigmacht, weil es von uns fertig gemacht werden will, ist ohnehin nicht wert, dass man sich darüber den Kopf zerbricht."

Schon die Kapitelüberschriften in der Leseprobe sind schon sehr vielversprechend:

Der äußere Schweinehund - Überforderung durch die Umwelt

Triumph des Unwillens

Der innere Zwingli - Vom Arbeitsethos

Fleißlos glücklich - Lob der Disziplinlosigkeit.

Arbeit, Schmarbeit.

Liegen und liegen lassen - Vom Nutzen des Nichtstuns.

9 to 9:05. Weniger arbeiten ist mehr arbeiten.

Halbe Kraft voraus! Energiesparendes Arbeiten

Jedem Ende wohnt ein Zauber inne. Aufgeben - der schnelle Weg zum Ziel

Schön, schlank und fit in 30.000 Tagen - Das Getue um den Körper

1.) Überschriften ausdenken (dringend!) - vom Nutzen und Schaden der To-Do-Liste

Aufschubumkehr - Die belebende Kraft der deadline.

Und der Buchtrailer zeigt, wie man ein Buch bewerben kann, ohne der deutschen Sprache Gewalt anzutun.

Und die Autoren selbst zeigen, wie man zippzapp eine schöne Webseite dazu bauen kann, auf der sich dann zusätzliche lebensrettende Hinweise finden. wie zum Beispiel 6 Übungen zur Prokrastination: "Auf Bahngleisen sitzen oder liegen. Rechtzeitig aufstehen, bevor der Zug kommt. Diese Übung vermittelt ein Gefühl für das Tempo, in dem die Deadline herannaht, auch wenn vorher lange Zeit gar nichts passiert ist."

Zum Thema auch:

Markenpflege

"Aus Imagegründen haben wir unseren 381 Ausstellern öffentlichen Geschlechtsverkehr untersagt."

Axel Schaffrath
Sprecher der Fuck-Messe "Venus", die in diesem Jahr viele Fuck-Aussteller und Fuck-Besucher begrüßen konnte.

Hochachtungsvoll

Das oben stehende Zitat bezog sich darauf, dass "Barbara Devil" auf einer Bühne Live-Sex mit einem anderen "Darsteller" hatte, was eigentlich nicht erlaubt sei. Einen Google später finden sich Einträge in "Party-Treff-Foren", in denen "Mega Gang Bang Parties mit internationalem Showprogramm.", "Gala Gangbangs mit Wendy Somer", "Erlebniß + und Voijeurroom" annonciert werden.

Da kann man dann z.B. so etwas lesen:

"Mit Barbara Devil hatte ich selbst schon einmal bei einem Bukkake in Berlin das Vergnügen und kann mich nur voller Hochachtung über sie äußern."

Bush 2.0

"Here is the thing about Governor Sarah Palin: She loves America. Really loves it. She loves the smell of cut grass and hay, as she told Ohio voters Sunday. She loves navy bases, she said in Virginia Beach on Monday morning. She loves America's "most beautiful national anthem," she told a crowd here a few hours later." (IHT)

Plumbers, Florists & Carpenters

Aus dem McCain-Rundbrief von heute:

"Dear Supporter,

Last night, you saw John McCain win the final debate of the general election. On every issue, he proved he is ready to lead and ready to take this country in a new direction.

We know that John McCain is prepared to bring bold solutions to solve our nation's challenges. He'll fight for the "Joe the Plumbers," "Joe the Florists" and "Joe the Carpenters" of America to reduce taxes and allow more men and women to realize the American Dream. [...]"

Web 1.0

Der Wahlkampf von John McCain ist bislang durch Behäbigkeit und Einfallslosigkeit aufgefallen.
V.a. hat die Kampagne es nicht vermocht, das Internet und seine Möglichkeiten angemessen zu nutzen. Vom Design der Webseite, deren Statik über die spärlich fließenden Nachrichten aus der Kampagnenzentrale und der ausbleibenden Mobilisierung über das Web wird deutlich, dass die McCain-Kampagne den Anschluss an das Internet verpasst hat und einen Wahlkampf noch klassischen Muster führt.

Nie hat die Kampagne der Konservativen die Dynamik entwickeln können, wie die des Senators aus Illinois. Dessen drückende Überlegenheit bei den freiweilligen Helfern (die v.a. bei der Registrierung von Erstwählern erfolgreich sind) und Privatspenden wächst weiter und weiter.

Während die Konservativen ihre Felle drei Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl immer schneller davonschwimmen sehen, bricht bei der McCain-Kampagne nun auf allen Ebenen hektische Betriebsamkeit aus. Nach der Übernahme von Kampagnen-Slogans und Themen wie dem Obama-Motto von "Change", dem Hilary-Slogan "Help make History" und dem Labeling der eigenen Kampagne als "Grassroot Movement" kommt Bewegung ins Web: Es kommen häufiger Aufrufe per Mail, die jedoch im Ton eher verzweifelt als mobilisierend wirken.

Nachdem über Wochen dasselbe Video auf der Startseite zu finden war, in dem Sarah Palin spröde die Besucher begrüßte, finden sich nun verschiedene, alternierende Videos auf der Startseite. So erklärt McCain in einem neuen Spot "The last 8 years haven't been good... have they..?!" Interessant, wie McCain immer offensiver auf den Anti-Bush-Zug aufzuspringen versucht, um noch eine Chance im Rennen um das Weiße Haus zu haben.

Nun ist die McCain Kampagne auch mal auf die Idee gekommen, sich im Web zu vervielfachen und hat eine zusätzliche Internetseite aufgesetzt: Unter Rhetorik vs. Record stellen die konservativen Wahlkämpfer Zitaten von Barack Obama Widerlegungen gegenüber. Ganz schön spät. Hatte das Obama-Team doch bereits im Juni die Dementi-Webseite "Fight the Smears" aufgesetzt, auf der Verleumdungen und falsche Behauptungen der Republikaner widerlegt und belegt werden - bis hin zur eingescannten Geburtsturkunde von Barack Obama. Ebenfalls hat die Obama Kampagne eine Webseite aufgesetzt, die McCains Positionen zu Themen wie Umwelt, Gesundheitspolitik oder Steuern dokumentiert: www.johnmccainrecord.com.

Auf www.johnmccainrecord.com können Wählerinnen und Wähler von der Obama-Kampagne zusammengestellte Fakten, bestehend aus Zitaten aus Reden, Grundsatzpapieren und Statistiken aufrufen, die McCains Position zu Themen wie Bildung, Gesundheitspolitik oder Steuern dokumentieren sollen.

Wenn der Wahlkampf vorbei ist und Obama im Weißen Haus Platz genommen haben wird, werden sich die Spin Doktors udn Wahlkampfmanager der Republikaner zusammensetzen und den zurückliegenden Wahlkampf tatsächlich einmal "genau analysieren" müssen, wie es an deutschen Wahlabenden immer so schön heißt, um herauszufinden, in welchen Bereichen der Kommunikation sie die entscheidenden Fehler gemacht haben.

Donnerstag, Oktober 16, 2008

Wochenende!



Camille - Au Port

When will I be famous?

Top-Cineasten-Insider-Detail-Info: Die Rolle des Schurken "Prince Nuada" in Hellboy II wird von niemand anderem als dem Mitglied der ehemaligen Boyband "Bros" Luke Gross gespielt. Der scheint sich v.a. unter einer ordentlichen Ladung Schminke wohl zu fühlen, hat er doch schon in "Blade II" den Schurken Nomad gegeben.

Dienstag, Oktober 14, 2008

Wundertraurigschön

Alex Rühle hat es für die Süddeutsche auf sich genommen rechtzeitig zur Buchmesse, wenn diese Phrase hier mal verziehen wird, die aktuellen Kataloge der Verlage durchzulesen und einer Sprachkritik zu unterziehen. Eine Leidenstour durch eine Sprachkraterlandschaft.

"muss denn wirklich alles nur immer noch pompöser werden? Grisham-Bücher werden mittlerweile über acht Seiten angekündigt, wovon ganze vier Seiten nichts als Power-Point-Halbsätze sind."

"man wünscht sich, dass einmal, ein einziges Mal ein Verlag schreibt, tut uns leid, unser Autor war diesmal geistig etwas indisponiert und hat sich auf den 430 Seiten auch sprachlich grob einen von der Palme gewedelt, aber wir schätzen ihn und ein Schuss in den Ofen wird ja wohl mal erlaubt sein." (Text: SZ/Bild: greekgod)

Montag, Oktober 13, 2008

Der Knacks

SZ zum Letzten (für heute): Thomas Steinfeld rezensiert Roger Willemsens jüngstes Buch über den "Knacks", "einer neuen Art ontischer Kategorie, die der Autor, stets sehr ungenau, so definiert: "das dauernde Scheitern, die Wiederkehr des Misserfolgs, das eigentliche Kontinuum, das selbst den Alltag im Kleinen unablässig begleitet [...]
Der "Knacks" ist eine rücksichtslose, ja totalitäre und zynische Veranstaltung. Der Tod des Vaters, die schlechte Berufswahl, das private Unglück - alles, worauf es bei ihm ankommt, zielt auf dasselbe: auf die rigorose Privatisierung des Leidens, auf den Genuss des Scheiterns, auf das Herumlutschen an der Niederlage als dem letzten Reservat persönlicher Sinngebung." (SZ)

Spocht

Oftmals ist der Sportteil der Süddeutschen Zeitung sprachlich und inhaltlich der Beste der gesamten Zeitung. Mit Leichtigkeit kann man auf den Politikteil verzichten, in dem irgendein Fraktionschef seine Leute zur "Geschlossenheit" aufruft oder ein Generalsekretär verkünde, dass man "gut aufgestellt" sei oder in den Gremien die Ergebnisse einer Wahlnacht "ganz genau analysieren" müsse.

Vielleicht ist es die notorische Maulfaulheit der Sportler, oder die empirische Schlichtheit des Gegenstands, weil wichtig auf dem Platz ist, die dafür sorgt, dass die sprachlich gedrechselte Analyse von den Akteuren oftamls weitgehend unbehelligt sich entfalten kann, bzw. der Sport eine Parallelwelt ist, die per se keine übergeordnete Relevanz jenseits der eigenen Grenzen beansprucht - im Unterschied zur Politik, bei der die Bedeutung für alle Gesellschaftsbereiche konsitutiv ist.

Jedenfalls lesen wir heute nach dem Qualifikationsspiel der deutschen (Herren)Nationalmannschaft gegen Russland, bei dem ein Torschuss der Russen in der 88. Minute glücklicherweise an einem Pfosten landete:

"Noch haben sie beim Deutschen Fußball-Bund nicht entschieden, in welche Stadt sie demnächst ihr DFB-Museum stellen wollen, aber diesen Pfosten sollten sie nicht vergessen. Er würde sich gut machen neben Gerd Müllers Fußballschuhen, Uwe Seelers Hinterkopf und Stefan Effenbergs Stinkefinger."

(Text: Christoph Kneer, SZ/ Bild: nickwinch)

Analyse

"Wer die aktuelle Finanzkrise allein als Resultat ominöser Marktkräfte oder kapitalistischer Systemfehler abtut, macht es sich dementsprechend zu einfach. Der Bankenkollaps ist auch die ruinöse Hinterlassenschaft schlecht erzogener Finanzflegel und Bilanzkrüppel, deren gesellschaftlicher Verantwortungshorizont mit dem eigenen Bonus endet."
(Text: SZ/Bild: iikozen)

Nominierung

In der Kategorie "Bestes Politmagazin": Larry Flint

Billig will ich

"Während der über drei-stündigen Aufzeichnung konnte man schon mal auf böse Gedanken kommen - beim direkten Blick oder bei einem Zwischenschnitt auf die Gesichter der üblichen Verdächtigen. Man registrierte plötzlich, wer für all das steht, was deutsches Fernsehen so einfallslos, so billig macht". (SZ)

Ethos, Pathos, Logos

Am Mittwoch findet die letzte der drei Präsidentschaftsdebatten statt. Ein guter Anlass sich nochmal anzuschauen, wie es aussieht, wenn Ethos, Pathos, Logos und Lautstärke in einem gelungenen Redebeitrag zusammenkommen:

Sonntag, Oktober 12, 2008

Gastbeitrag zum 1000.

Vor kurzem erschien bei ralkorama der 1.000 Post. Ein nachträglicher Glückwunswch von Fipü:

Ralkorama wird 1000 und wir sind ganz aus dem Häuschen. Viele Worte wollen wir hier nicht verlieren, das macht Ralko ja zur Genüge. Deswegen gratulieren die Fingerpuppen und wir können uns dem nur anschließen: we! love! ralkorama!

Diktaturimmunität

In einem offenen Brief hat der "Autorenkreis der Bundesrepublik" (hier die top gestaltete Webseite) sich über "die befremdliche Medienpolitik der China-Redaktion"der Deutschen Welle beschwert. Von "KP-naher Berichterstattung" und dem "Re-Import diktatorischer Propaganda" ist die Rede.

Hinterrgund ist die Entlassung von Danhong Zhang, leitender Redakteurin des chinesischen Programms der Deutschen Welle. Diese habe am 4. August 2008 im Deutschlandfunk erklärt: "Die Kommunistische Partei Chinas hat mehr als jede politische Kraft auf der Welt zur Verwirklichung des Artikels 3 der Erklärung der Menschenrechte beigetragen", woraufhin sie bis auf Weiteres von der Arbeit am Mikrofon entbunden worden sei. Der Autorenkreis wirft der Deutschen Welle vor, dass dies kein Einzelfall sondern ein Beispiel dafür sei, dass die Deutsche Welle das strategische Vermögen kommunistischer Diktaturen "notorisch unterschätze".

Die Unterzeichner fordern

"eine ausführliche Prüfung der Berichterstattung der China-Redaktion der Deutschen Welle, einschließlich Online, für den Zeitraum der letzten fünf Jahre durch eine unabhängige Kommission durchzuführen. Es sollte außerdem geprüft werden, ob Redakteure und Mitarbeiter der DW, die Mitglieder bzw. Kader der Kommunistischen Partei Chinas sind, sich tatsächlich als "Deutschlands Visitenkarte im Ausland" eignen. [...] Eine solche Mitarbeiterprüfung sollte natürlich für alle Redaktionen gelten, die über und in totalitäre Länder einschließlich Russland berichten."

Darüber hinaus regt der Autorenkreis an, dass "ein unabhängiger, diktaturimmuner Beobachter eingesetzt wird, der Qualitätskontrollen durchführt."

Während man sich noch über den Ton wundert, mit dem eine Gesinnungsprüfung gefordert wird und man sich fragt, wie man"Diktaturimmunität" diagnostiziert und wem die Kompetenz zugeschrieben werden kann diese zu zertifizieren, haben sich neunundvierzig Professoren und Publizisten ihrerseits mit einem offenen Brief gins Gefecht gestürzt:

"Es sollen diejenigen Journalisten, Wissenschaftler und Politiker diskreditiert und eingeschüchtert werden, die in sorgfältig recherchierten Berichten und Analysen auf die vielfältigen und widersprüchlichen Facetten der Entwicklung Chinas hinweisen wollen und das Land eben nicht schlicht als „Schurkenstaat“ betrachten. Das angestrebte Ziel ist offenkundig die Unterbindung jeder um Differenzierung bemühten öffentlichen Kommunikation über die Entwicklung Chinas in Journalismus und Wissenschaft und die Verpflichtung aller öffentlichen Akteure dieses Bereichs auf eine pauschale negative Berichterstattung über China."

Barack Osama

In einem Wahlbezirk im US-Staat New York wurden Briefwahlunterlagen mit einem delikaten Druckfehler ausgeliefert: der demokratische Präsidentschatskandidat wurde dort mit "Barack Osama" angegeben.

Die zuständige Wahlkommission entschuldigte sich für den Fehler. Lediglich etwa 300 Wähler hätten die fehlerhaften Unterlagen erhalten.

Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

No Fernsehpreise for old men

"Ich bin 88 Jahre, was soll mir schon noch passieren?" wird sich Marcel Reich-Ranciki gedacht haben, als er am Freitag in Köln die Entgegennahme des Deutschen Fernsehpreises ablehnte (die Süddeutsche leifert das Stenogramm). In einer großartigen Volte durchbrach der Fernsehveteran und Berufskrawallerist die Veranstaltungsroutine von Anmoderation, Laudatio, Einspielfilm und ein paar warmen Worten, in dem er das Schlimmste tat, was man auch in den exhibitionistischen Tagen von heute machen kann: Er nannte des Kaisers neue Kleider beim Namen. Schlimm sei das, was er vier Stunden habe erleben müssen, ein ausgemachter Blödsinn und er wolle sich nicht im Rahmen einer solchem, dem Blödsinn verpflichteten Veranstaltung geehrt sehen und dadurch den Mächten des Stumpfsinns als Zeuge dienen. Vielleicht hätte er dies früher sagen müssen, räumte Reich-Ranicki ein, jedoch: "Ich habe nicht gewusst, was mich hier erwartet."



"Ein im Kapitänsdress auflaufenden Atze Schröder zum Beispiel, der seine Laudatio zur "Besten Late Night-Moderation" mit den Worten, "Alle anderen haben die Hosen voll, aber bei mir ist das flüssig!" einleitete. Worauf sich die in dieser Kategorie ausgezeichnete NDR-Moderatorin Ina Müller dafür bedankte, dass sie glücklicherweise für das, was sie am besten könne, auch noch Geld bekomme: Nämlich für's "Sabbeln, Saufen und Singen"." (taz)

ZDF-Intendant Markus Schächter nannte den Auftritt Reich-Ranickis in der Nacht zu Sonntag eine "Sternstunde" des Fernsehens und zeigte damit mal wieder, warum Fernsehen in Deutschland so gar nicht wie HBO ist: weil dessen Organisation näher an der Politik und Bürokratie eines Postamtes ist als am Primat der Unterhaltung gebaut ist.

In einer sehr persönlichen Stellungnahme schreibt Elke Heidenreich in der FAZ von "hirnlose(r) Scheiße", dass sie sich schäme und sich "stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen, und derer sind auch in diesen verlotterten Sendern noch viele, bei Marcel Reich-Ranicki für diesen unwürdigen Abend." entschuldige.

"Während ich dies schreibe, ist der Zusammenschnitt der Veranstaltung noch nicht im Fernsehen gelaufen. Ich bin gespannt, wie man sich aus der Affäre mogelt. Es wird kaum gehen, denn die Radios meldeten schon, Reich-Ranicki habe einen Eklat verursacht. O nein, das hat er nicht. Der Eklat war diese ganze grauenvolle Veranstaltung. Reich-Ranicki war der Lichtblick." (FAZ)

p.s. Man muss sich nur die inhaltlich lustlose und gestalterisch bescheidene Webseite des als deutsches Pendant zum Emmy gedachte Preises anschauen, um sich des Klassenunterschieds bewusst zu werden. Könnte nicht jede Pilcher-Verfilmung, jedes Musikantenstadl und jede Comedy zu sein vorgebende Sendung eine Minute kürzer sein und man die gesparten Produktionskosten in gelungenes Design oder ansprechendere Clips investieren, damit die Webpräsenz nicht ausschaut wie die einer mittellosen Selbsthilfegruppe?

Ill Communication

Rene Obermann kann sich immerhin eines sagen: Der Ruf der Telekom ist derartig schlecht, dass der aktuelle Fall des Datenverlusts von Millionen Kundendaten sich lediglich in das Bild vom kundenunfreundlichen und inkompetenten Anbieter fügt und das Image nicht weiter ramponiert.

Zudem gibt es zwar jede Menge alternative Anbieter, die der Telekom die Kunden abspenstig machen. Jedoch fügen sich die Konkurrenten in die Praxis schlechten Services. Der einzige Unterschied scheint darin zu liegen, dass sich der Magenta-Betrieb aus Bonn wie eine träge Behörde ausnimmt, während die hippe Konkurrenz mit penetrantem Callcenter-Terror bei ähnlich bescheidenem Leistungsniveau ihre Kunden zermürbt.

Warum wundert es niemanden, dass Telekommunikationsunternehmen von ihrem Geschäftsgegenstand - der Kommunikation - nichts verstehen?

Das Einzige, was immer funktioniert, ist das Einrichten einer Einzugsermächtigung. Ab diesem Moment scheinen die unternehmen das Interesse an ihren Kunden zu verlieren. Haben diese dennoch die Unverschämtheit, den ruhigen monatlichen Geldfluss durch Störmeldungen zu irritieren, wird die investigative Problemlösungsdynamik in den rhizomatischen Irrwegen eines verzweigten Callcenternetzes ausgebremst.

Telekom, Vodafone, Netcologne @ Co werden nur dann aktiv, wenn es darum geht, ihre "Bestandskunden" von Auftragsnervensägen in den Telefonistenhühnerställen belästigen zu lassen.

Aggressiv wird man von mit ausgefeilten Telefon-Skripten und Gesprächsleitfäden ausgerüsteten, "gecoachten" "Agenten" angerufen - was schon andeutet, dass es hier darum geht, Interessen des Unternehmens am Kundenwunsch vorbei durchzusetzen: Das Skript als bürokratisch-zivilisierte Form des Schaltplans deutet auf den militärischen Hintergrund der Veranstaltung hin. Die Organisationsform der Anrufbatterien in Gruppen und Teams, ebenso. Hier werden Truppen in ein Manöver, in eine Schlacht geführt.
Die Telefonisten handeln als "Agenten" mit geheimer Mission, halten die von ihnen umzusetzenden Absichten des Unternehmens im Verborgenen.
Das "Coaching" weist darauf hin, dass es sich nicht um eine partnerschaftliche Beziehung, sondern um ein Spiel, ein Match handelt, bei dem es einen Sieger gibt, der, ausgerüstet mit Anruflisten, Headset, Training und unterdrückter Rufnummer in das zu Hause der privaten Kunden eindringt.

Bis sich das Blatt wendet und die Kunden von einem Unternehmen befreit werden, dass sich der abstrusen Vorstellung verschreibt, dass die Geschäftsbeziehung auf dem gemeinschaftlichen Ziel beruht, dem Kunden seinen Wunsch zu erfüllen, worauf dieser dem Unternehmen nicht nur sein Geld geben, sondern auch sein Verrtauen schenken und dadurch zu einem glaubwürdigen Makler werden wird, bleibt einem nur, sich mit Gegenmanuskripten zu wehren.

Stimmrecht

"Gerne unterschätzt werden nämlich die weiteren Folgen für die Präsidentschaftswahlen. Millionen von Amerikanern haben seit 2006 ihr Zuhause verloren, und das heißt, dass sie nicht mehr als Wähler registriert werden können. Wenn man keinen festen Wohnsitz hat - wenn man etwa bei seinen Verwandten wohnen muss -, dann wird man auch nicht in den Wählerlisten vermerkt und bekommt also auch keinen Stimmzettel." (FR)