Dienstag, Dezember 12, 2006

Le Zitat de Jour

"Eine der dümmsten Anfragen meines Lebens war: Machen Sie mal ein leichtes
Weihnachtsmenu." Timm Mälzer

Not a comedy

Der Trailer verkauft den Fim THE BREAK UP mit Vince Vaughn und Jennifer Aniston als Komödie. Dabei ist es ein Ehe/Beziehungsdrama ohne Happy-End und mit nicht komischen Momenten.

Gary (Vaughn) und Brooke (Aniston) sind seit zwei Jahren zusammen, ein perfektes, familienalbumtaugliches Paar, sie niedlich, smart und straff mit einer Tendenz zum Perfektionismus, er ein großes, leicht schwabbeliges Kind mit einem Hang zum Herumalbern, zu Videospielen und Baseball, Billard, Bier. Sie leben in einem schicken Apartment, dessen Hypothek sie gemeinsam abbezahlen; allerdings wirkt Gary darin wie ein leicht vulgäres Accessoire, das nicht recht zum Rest der stilvollen Einrichtung passen will.


Als sie sich zerstreiten, weil sie meint, er würde nur das tun, wonach ihm ist, ohne ihre Anstrengungen zu würdigen, er wiederum sie als ihn bevormundende Zicke wahrnimmt, wird das gemeinsame Appartment zur Kampfzone. Beide tyrannisieren einander, um den jeweils anderen zum Einlenken und zur Entschuldigung zu bewegen. Und das ist der traurige Unterton unter den spärlich gestreuten komischen Momenten: Das hier zwei, die sich eigentlich lieben nicht von ihren Ansprüchen abrücken und den anderen dazu bringen wollen, sich unterzuordnen und ohne Abstriche die Bedürfnisse des Anderen anzuerkennen und zu bedienen.
In den aufgeteilten Räumen macht jeder, was er/sie will. Gary baut seinen schon lang ersehnten Billard-Tisch auf, spielt GTA auf Playstation und betrinkt sich beim Strip-Poker, während Brooke sich erfolglos auf Dates einlässt und die A-Capella-Gruppe ihres schwulen Bruders in ihrem Raum proben lässt, um dem verkaterten Gary den Schlaf zu rauben. Das ist allerdings nur an der Oberfläche komisch. Die wechselseitigen Manöver legen nur die Verletztheit beider offen. Gary, der sich in seinem Talent und Arbeit als "social guy" von der feinsinnigen, Ballett liebenden Galeristin Brooke nicht anerkannt fühlt. Brooke, die die Ich-Bezogenheit Garys als permanente Mißachtung ihrer Anstrengungen, ein schönes Leben zu gestalten, empfindet.

"Im Grunde ist Trennung mit Hindernissen keine Komödie über Beziehungen, sondern mit all seinen schrägen, verletzten Figuren ein melancholisches Panoptikum urbaner Einsamkeit." schreibt Kai Mhim in der EPD-Film ganz richtig.

Vince Vaughn rapt seinen Text großartig wie immer. Eine echte Wiederentdeckung ist Vincent d'Onofrio, der mit Vaughn in THE CELL spielte und dort den kranken Serienkiller gab oder als dauergedemütigter Rekrut in Stanley Kubricks FULL METAL JACKET einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Wie er hier das leicht autistische Riesenbaby gibt, ist ganz groß.

Montag, Dezember 11, 2006

What's eigentlich so bahnbrechend with Tempo?

So ist das mit Jubiläen und Jahrestagen. Überall las man die Tage Artikel über das Magazin, "das heute als eine Schlüsselzeitschrift für die Durchsetzung der deutschen Variante des New Journalism gilt." Dabei fällt dem Spätgeborenen ("What’s eigentlich so bahnbrechend gewesen with Tempo?" Mercedes Bunz) auf, was für eine Intelligenz und Schreibfähigkeit schon da war. Zum Jubiläum hat man nun eine Truppe zusammengetrommelt, um eine einmalige Jubliäumsausgabe zu machen. Warum?

"Sein heutiger Ruhm hat auch damit zu tun, dass viele «Tempo»-Autoren mittlerweile beim «Spiegel», bei der «Zeit», der «FAZ» und der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung», aber auch bei der «Süddeutschen Zeitung» arbeiten und dort den «Tempo»-Stil salonfähig machten. Die «Tempo»-Ästhetik von Fotografie und Layout hat Schule gemacht. Und «Tempo»-Schreiber wie Christian Kracht, Eckhart Nickel oder Benjamin von Stuckrad-Barre erregten als Pop-Literaten zeitweise auch die literarische Öffentlichkeit, in der sich Maxim Biller, der im Magazin lange seine Schmäh-Kolumne «100 Zeilen Hass» schrieb, ebenfalls etabliert hat. Was die einmalige Wiederaufnahme des «Tempo»-Projekts heute soll, ist deshalb unklar. Die Zeiten und die Medienszene haben sich gewandelt. Lifestyle-Journale, die den «Tempo»-Stil aufgenommen haben, gibt es zahlreiche, in Zürich zum Beispiel «Faces». Provokationen sind längst Routine, alle Tabus gebrochen. Die Inszenierungen eines performativen Journalismus gehören auch bei manchem seriösem Feuilleton zum Standard. Neue Medienmitspieler im Internet treiben den Subjektivismus auf die Spitze. Was also soll «Tempo» heute?"
Als wäre Tempo nie eingestellt worden in der Online-Ausgabe der NZZ

Bettina jajajadieTochtervonUlrikeRAFMeinhof Roehl hat zu dem Thema einen hervorragend geschriebenen Artikel in Dummy veröffentlicht, den sie in ihrem Blog postet. Eine mitreißende Beschreibung der Atmosphäre, Geisteslage der 80er, der Blattmacher, viele Volontäre und Praktikanten, die dann als Pop-Literaten, Chefredakteure und JetteJoops anderweitig Karriere und den Tempo-Stil massentauglich machten. Das SZ-Magazin sähe heute nicht so aus, wie es aussieht und viele andere Magazine und Formen wären nicht denkbar ohne TEMPO.
"Als Tempo–Redakteur musste man Einiges ab können und manchmal ging das auch voll daneben.. Als die Exon Valdis vor der Küste von Alaska havarierte, und dort die berühmte Ölkatastrophe auslöste, schickte Peichl eine junge Abgängerin von der Gruner & Jahr – Schule, die gerade wenige Tage bei TEMPO war und sich bei uns um einen Redakteursposten bewarb, nach Alaska, sie sollte drei Tage vor Ort recherchieren und hatte nach ihrem Rückflug einen Tag Zeit ihren Artikel zu schreiben. Den Text lieferte sie nach ihrer Rückkehr noch in der Redaktion ab, dann wurde sie mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Das war gar nicht so witzig. Sie kam nie wieder zu TEMPO zurück und soll ganz mit dem Journalismus aufgehört haben. Wolf Schneider hatte sie für eine seiner talentiertesten Journalistenschülerinnen gehalten."

In der Süddeutschen schreibt Willi Winkler Tempo feiert sich selbst:
"Tempo wollte um jeden Preis jung und unerwachsen sein, riskierte aber nie mehr als eine längere Modestrecke. Die Kurzbiografien unter den Beiträgen der aktuellen Geburtstagssondernummer sind deshalb auch allesamt Erfolgsgeschichten; bitte, Ressortleiter ist das Mindeste, was die alten Mitarbeiter geworden sind. Peichl und Ganske dürfen stolz sein auf ihre Musterschüler. Da Peichl selber seine schaumschlägerische Begabung zwischenzeitlich als Redaktionsleiter für die Beckmannschen Umarmungsinterviews in der ARD herunterdimmen musste, wird man verstehen, dass er es sich und allen noch mal zeigen wollte. Im Jubiläumsheft hat sich nichts verändert. Es wird immer noch superlativisch gekreischt, und in der "Gebrauchsanweisung für die nächsten zehn Jahre" herrscht wie 1986 ff. dieser seltsame, kerndeutsche Kommandostil: "Was anders werden muss." Muss es wirklich?"

Sonntag, Dezember 10, 2006

Superman returns

Soeben SUPERMAN RETURNS gesehen und für langweilig befunden. Nun ist die Figur anundfürsich schon nicht so einfach, da sie zu eindimensional und bieder ist: Ein (fast) unbesiegbarer Außerirdischer, der nie lügt, keine Fehler, keinen Makel hat? Was soll an so einem Charakter interessant sein? Im Unterschied zu anderen Superhelden, die Menschen mit Konflikten (Spiderman), Schwächen und Widersprüchen bis zu an den Rand der Schizophrenie und anderen Formen des Irreseins (Batman, Hulk) sind, ist Superman genau so makellos wie seine Frisur.

Da Regisseur Brian Singer sich der Sache angenommen hat, der mit X-Men schon einmal gezeigt hat, wie Superheldenactionkino funktionieren kann, durfte man eigentlich gutes Kino erwarten. War aber dann nicht. Superman wieder und wieder und wieder und wieder dabei zu zeigen, wie er in die Stratosphäre der Erde fliegt, um dort einen Moment innezuhalten, bevor er zur seriellem Heldentum auf die katastrophische Erde niederfährt, wieder und wieder sich durch massives vibrieren von Möbeln und anderem Inventar ankündigendes Unheil - das ist dann doch etwas mager.

Immerhin Kevin Spacey hat als schrullig-überdrehter Lex Luthor ein paar schöne Momente, v.a. Parker Posey in der Rolle seiner einfältigen Gespielin hätte man gerne häufiger gesehen. Obwohl der Film bei weitem nicht die Studioerwartungen erfüllt hat, wird eine Fortsetzung gedreht.