Samstag, November 29, 2008

Taktgefühl

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Lingua Mysteriae

"Die Moderne ist auf einem Parallelogramm antagonistischer psychopolitischer Energien aufgebaut."
Peter Neuruhrer

unberechenbar, chaosanfällig, trüb und repetitiv

Peter Sloterdijk empfiehlt im Gespräch mit der NZZ eine neu Bewertung von Wirtschaftswissenschaft und dem Geldwesen:

"Man muss endlich auch die Wirtschaftswissenschaften als Wissenschaften vom Irrationalen rekonstruieren, als eine Theorie des leidenschaftsgetriebenen und zufälligen Verhaltens. Die Psychologie beschreibt den Menschen seit über hundert Jahren als animal irrationale. Etwas Ähnliches zeichnet sich jetzt langsam in den Staats- und Wirtschaftswissenschaften ab. Auch dort porträtiert man den Menschen zunehmend als ein Wesen, das sich so gut wie nie als vernünftiger Langzeitrechner verhält.
Der wirkliche Mensch, wie er außerhalb der theoretischen Modelle erscheint, lebt durch die Leidenschaften, aus dem Zufall und dank der Nachahmung. Für aufklärerisch gesinnte Menschen enthalten diese Diagnosen starke Zumutungen. Wir wollen als vernünftig, organisiert, selbstdurchsichtig und originell gelten und sind in Wahrheit unberechenbar, chaosanfällig, trüb und repetitiv."
(NZZ)

Freitag, November 28, 2008

Schlechtes Design



Der Manager als Künstler

Die Süddeutsche Zeitung schreibt unter Bezug über die Konversionen des Kunstbetriebs und der Industrie wie sie bei den seriellen Herstellungsbatterien Damien Hirsts oder Jeff Koons deutlich werden. Dabei sei die Tatsache, dass die Künstler wie Finanzinvestoren sprechen und agieren (und z.B. Mitarbeiter "freisetzen" während sie Rekordgewinne einfahren) nur eine Seite der Medaille.
Interessanter ist die Lesart in die Gegenrichtung, derzufolge das das Idealbild des perfekten Arbeitnehmers, der als wendige, autonome, sich permanent selbst evaluierende und weiterentwickelnde Ich-AG funktioniert, selbständig und ungewöhnlich denkt, kreativ und initiativ arbeitet, auf dem Leitbild des bildenden Künstlers.

"Den "flexiblen Menschen" hat Richard Sennett noch vor zehn Jahren als Schreckbild verlorener Identität im Turbokapitalismus beschrieben; inzwischen ist der routinefreie Kämpfer, der autonom, kreativ, nichtkonform und risikobereit denkt, der wider den Stachel löckt, stur seine Ziele verfolgt, sich dabei aber permanent selbst in Frage stellt und, wenn nötig, auch immer wieder neu erfindet - inzwischen ist dieser Mensch nicht nur der feuchte Traum jedes CEO. Er ist auch eine Blaupause des autonomen Künstlers, wie ihn das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat." (SZ Foto: RedCloverPix)

Das Recht leben zu lassen vs. sterben zu machen

"Ob es den Opfern hülfe, wenn Christian Klar seine Taten bereute? Dies würde vielleicht manches erleichtern, aber das Strafrecht verlangt das nicht, es verlangt noch nicht einmal, dass der Täter seine Tat gesteht. Christian Klar hat lange genug eingesessen. Mehr ist dazu kaum zu sagen. Er taugt offenbar nicht zum reumütigen Sünder. Er taugt aber auch nicht zur theatralischen Prominenz, zu der ihn der Berliner Intendant Claus Peymann erheben möchte – ein selbstgefälliges Theater, mit dem Peymann nun wirklich die Hinterbliebenen beleidigt." (Robert Leicht, Die Zeit)

Siehe auch: Fassungslos

Donnerstag, November 27, 2008

Bundesliga Manager

Das neueste Sparmodell der Online-Seiten: Bei der Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga nicht die Fernsehaufnahmen teuer einkaufen, sondern als 3d-Modell nachspielen. Das kostet nichts und man kann das eigene Logo bei der Bandenwerbung einblenden.


Da für viele Fußball ohnehin mit EA Fifasoccer identisch ist, sind dann alle zufrieden – und Medienpädagogikstudenten haben ein neues Beispiel zur Verschmelzung von first Life und virtueller Realität für ihre Diplomarbeiten.

(Mit Dank für den Hinweis an reticon)

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Extreme Computerspieler sind nicht süchtig.
Extreme Computerspieler sind süchtig.

Pecunia non olet

So ausgezeichnet der Schöngeist ist - das allein zahlt die Miete auch nicht. Aber immerhin ist selbst die Werbung bei Max Goldt ein gern gelesener oder gesehener Spaß.

Design im Alltag

Es ist für einen Industriedesigner wie Konstantin Grcic vermutlich die größte Auszeichnung und Freude, wenn eines seiner Produkte wie der Barhocker Miura nicht nur im MOMA steht, sondern dermaßen im Alltag angekommen ist, dass er auch an einer Pommesbude steht.

Bemerkenswert: Grcic präsentiert genau das Motiv auf seiner Webseite unter der Überschrift "Miura Reality":

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Ökonomie der Aufmerksamkeit

Süddeutsche.de nähert sich mit großen Schritten dem Jahrmarktskonzept von Spiegel-Online, das darauf abzielt, mit Berichten über skurrile Vorgänge, dem Präsentieren von YouTube Videos oder Fotos, die Abwegiges, Lustiges oder Unglaubliches zeigen, den "Boah ey, das MUSST Du sehen"-Effekt zum Zwecke gesteigerter Klickzahlen zu bewirtschaften. Irgendwann möge mal eine studie erscheinen, die abbildet, wieviele Mails in Unternehmen hin und hergeschickt, weitergeleitet und an immer größere Verteiler gesendet werden, in denen auf bei sueddeutsche.de oder Spiegel-Online präsentierte Promi-Fotogalerien, lustige Tier Videos oder spektakuläre Unfall-Berichte hingewiesen wird.

So findet sich heute der Hinweis auf das Blog "Sexy People", in dem die schönsten Portraitfotos der vergangenen Jahrzehnte ausgestellt werden - ein Horrortrip in die 80er Jahre, Toupetfrisuren und Weichzeichner. UNBEDINGT weiterleiten!

Apropos: unter www.yearbookyourself.com kann man sein Portraitfoto hochladen und im Stile der US-High-school-Jahrbucher der vergangenen Jahrzehnte bearbeiten lassen.

Mittwoch, November 26, 2008

Plug and Play

Wie Mercedes Bunz sehr schön referiert und noch vehementer kommentiert, bringt Bild gemeinsam mit Lidl die "Bild Leserreporter Kamera" heraus. Schließt man die Kamera an seinen Rechner an, öffnet sich ein Programm, mit dem die Filme direkt auf das Online-Portal Bild.de geladen werden können. So wird die Basis potentieller "Leserreporter", die B-Promis am Tiefpunkt, im Supermarkt oder am Strand filmen oder fotografieren, verbreitert. Sie müssen nicht mehr kompliziert mit der Handykamera aufzeichnen, Schnittstellen und Videoformate, selber Zugangswege suchen - die Infrastruktur ist gelegt. Die Idee dazu stammt wie Bunz berichtet, aus denUSA.

"Verraten hat Diekmann diesen Trick ausgerechnet der Journalismus Professor Jeff Jarvis, der in New York an der Graduate School of Journalism unterrichtet und das Medienkritik-Blog Buzzmachine betreibt. Er setzte Diekman diesen Floh ins Ohr, als er ihm vor einem knappen Jahr in Davos mit dem Prinzip von Flip bekannt machte. Mehr noch, Jeff Jarvis hat das Ganze sogar aufgenommen, mit der Flip natürlich, und dann auf Youtube hochgeladen und darüber berichtet - und zwar hier. Ob er dem Journalismus damit wirklich einen Gefallen getan hat, ist jedoch noch die Frage." (carta)

Siehe zum Thema auch turi und Frankfurter Rundschau

Opa, komm zurück!

Wie immer ist es F.J. Wagner, der uns die Welt erklären muss, heute Wolfgang Clements Austritt aus der SPD:

"Wir sehen da diesen Opa allein mit seinem Krückstock, einsam hinausgehend. „Opa, komm zurück!“, müssten wir ihm nachschreien. Aber dieser Opa hört uns nicht."

Die Kunst des seitlichen Vorbeigehens - Kleist Preis für Max Goldt

Max Goldt hat den Kleist-Preis verliehen bekommen. Der "unbedingt verehrenswerte" Autor stelle "das Tolle neben das Schöne, das Hässliche neben das Ziselierte, das Verkommene neben das Noble und vertraut sehr zu Recht darauf, dass seine Sprache die Widersprüche der Dinge dann schon zum Ausdruck bringt.", schreibt die taz.

Die Haltung des Ausgezeichneten, dessen Texte ein Kreisen um die Dinge sind, bis am Ende die Dinge, denen zu nähern die Texte zu Beginn als Anlass und Ziel vorgeben, entlang Hölzgen und Stöcksgen sich aufgelöst haben und das Kreisen selbst, wenn nicht als eigentliches Ziel - denn dies brächte ein Moment der schnöden Brauchbarkeit eines Lexikonartikels in diese sich als reine erzählerische Innenarchitektur ausgebende Verzierung hinein, die ironischerweise aber oftmals den aufzählenden, informierenden, inventarischen Duktus eines Lexikonartikels des Abwegigen und Nebensächlichen verwenden, ohne jedoch jemals in die bräsig ellenbogenknuffende und, höhöhö, zwinkerzwinker, sich als "lustig gemeint" selbst entwertende und bei dem zahlungswilligem Bedarf nach irritationsfreier Unterhaltung anschaffen gehende Eindeutigkeit eines Alles-doof-Schaf in Textform zu sinken - so doch als unbeabsichtigt-unerwartete, erfreulichste Unterhaltung hervorgetreten zu sein scheint, beschreibt die taz als "seitliches vorbeigehen am Schrecken der Gegenwart" und findet darin auch "die Schwäche der aufs Haarfeine kalibrierten Goldt-Sprach-Kunst": "Sie nähert sich selbst Verhältnissen, denen ein beherzter Hieb mit dem Hackebeil nicht schadete, mit der Rasierklinge" (taz)

Andererseits - wie es für verschiedene Anlässe verschiedene Werkzeuge gibt, kann ein jeder im Notfall Wiglaf Droste aus der Halterung entnehmen, die Scheibe einschlagen um groben Verhältnissen und Gefahrensituationen für Seele, Ästethik und Verstand zu entkommen.

(Wobei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein soll, dass, wer Wiglaf Droste ausschließlich als Sprachwüterich begreift, ihn zu unrecht verkürzt. Die Wucht entspricht dem Maß der wütenden Verzweiflung (oder verzweifelnden Wut?) und einem, das Einklagen nach dem Aufrechten, Schönen nicht aufgeben wollenden Nichteinverstandensein mit dumpfen Zeiten. Auf einen groben Klotz gehört manchmal eben ein grober Dings.)

Zum Thema: Die Laudation von Daniel Kehlmann bei sueddeutsche.de

Pecunia non olet: So ausgezeichnet der Schöngeist ist - das allein zahlt die Miete auch nicht. Aber immerhin ist selbst die Werbung bei Max Goldt ein gern gelesener oder gesehener Spaß.

TroopTube

Wie telepolis berichtet hat die US Armee als Alternative zu dem für Militärangehörige im Irak gesperrten Youtube und myspace die eigene Videoplattform Trooptube.tv gestartet.
Offizieller Grund die privaten Plattformen zu unterbinden war die benötigte Bandbreite. Vermutlich wird aber auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass ein vom Militär auf eigenen Servern gehosteter Dienst besser kontrolliert werden kann. Ein Schelm, wer ...

Journalismus / blogs / Lobbyismus / PR

"Wo Journalisten der Mut fehlt, sind Blogger bisweilen eher übermütig, vor allem aber widerborstig. Ein Journalist läßt sich für seine Meinung und allzuoft für die Wahrheit abwatschen, Blogger eben nicht. Der alltägliche kleine Skandal abhängiger Meinungsmacher bricht sich über das Medium Blog bahn." Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung weist Eric Altermann "auf die Probleme des Printjournalismus hin und zeigt hintergründig auf, wie Journalismus zwischen Nachrichtenarbeit und Finanzierungbedarf zum Drahtseilakt wird." (feynsinn)

Gleich und Gleich gesellt sich gern - Elitenbildung im Journalismus

Apropos Journalismus: Eine Studie der Friedrich Ebert Stiftung hat sich mit der Herkunft und Milieuzugehörigkeit der Journalisten in Deutschland beschäftigt und - siehe da - es sind kaum Kinder aus benachteiligten Milieus, die aus den Henri-Nannen-Schulen dieser Republik heraus und in die Redaktionen hineinmarschieren. "Im Journalismus herrsche dieselbe Elitenbildung wie in der Wirtschaft. Man erkennt am Habitus die soziale Herkunft und engagiert respektive befördert seinesgleichen. Da können die Lebensläufe sich bis auf jedes Auslandspraktikum und Forschungsstipendium noch so gleichen." (medienlese)

Journalismus PR - Netzwerkbildung oder Lobbyarbeit

Nebenbei bemerkt - wenn man auf der nicht gerade sehr sexy daherkommenden Webseite der Kölner Journalistenschule unter "Aufträge - Kooperationen - Projekte" unter den ersten vier Links gleich das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln findet, das zweimal jährlich zu einem Tagesseminar einlädt, bei dem, wie es heißt, Wissenschaftler des IW mit Journalistenschülern aktuelle Themen der Wirtschafts- und Sozialpolitik diskutieren, kann man über das Ziel der Entwicklung einer kritischen Urteilsfähigkeit schon ins Grübeln kommen.
Ist es nicht eilfertig, Lobbyisten die Tür zu öffnen, damit diese die angehenden Journalisten schon an der Ausbildungsstätte mit ihrer Sicht der Dinge und einer bestimmten Sprachpolitik sozialisieren können?
Wird dadurch nicht dafür gesorgt, dass ausgerechnet diejenigen, die kritisch und objektiv über Hintergründe und Zusammenhänge berichten sollen, der freie und unvoreingenommene Blick verstellt wird? Wird zu entwickelnde Unabhängigkeit hier nicht mit dem Streben nach, die eigene Karriere befördernden Kontakten kontaminiert?

Dienstag, November 25, 2008

16:9

Hallelujah: Youtube kann jetzt auch 16:9. Dadurch werde die Qualität der hochgeladenen Videos besser. Zudem kommt das dem Format der Bildschirme von heute entgegen. Die Unterstützung des aus dem Kino bekannten Breitformats bei Youtube fügt sich in die Zusammenarbeit mit Metro-Goldwyn Mayer (MGM), die in den USA u.a. Spielfilme über das Videoportal zur Verfügung stellen. (Quelle: Golem)

Montag, November 24, 2008