Freitag, Juli 25, 2008

Wochenende!



Jamie Lidell - Little bit of feel

Obama Love

Putzig: die McCain-Kampagne hat einen Clip mit Titel "Obama Love" zusammengestellt, der den Mangel an Objektivität der Medien in Bezug auf Barack Obama dokumentieren soll und sich doch nur ausnimmt wie der schlechte Stil eines Verlierers, eines Mädchens, dass nicht die Beachtung bekommt, die der Schönheitsköniging gewährt wird und darüber beleidigt ist.


Der Clip soll den Mangel an Objektivität der Medien dokumentieren - und das auch noch ironisch - und bewirkt doch v.a., dass Obama, der selbst kaum erscheint, sondern ist nur als Titelbild und in den Begeisterungsbekundungen von Augenzeugen anwesend ist, dadurch überlebensgroß gemacht und zum Phänomen entrückt wird.


Obama ist in dem Clip nur indirekt anwesend, als Bild auf Titelblättern, als der Mann über den man spricht. So wie wir Rockstars, Filmstars und alles, was unseren kleinen Leben entrückt ist nur "aus den Medien" kennen.

Allein in einer Szene ist Obama in dem Clip zu sehen. Eine verwackelte Handkamera im Stil eines Passanten und Amateurvideos filmt Obama im Flugzeug, wie er lässig telefoniert, während die Fotografen und Journalisten genau davon, wie Obama mit hochgerollten Hemdsärmeln telefoniert, ein Fuß auf einen Sitz gestellt, den linken Ellbogen auf dem linken Knie abgestützt, ein Bild bekommen wollen und hysterisch eine Frau, die im Weg steht, auffordern, sich zu setzen. So macht sich die McCain die Perspektive des Passanten aus der Masse zu eigen.


So zeigt der McCain-Clip Obama aus der Perspektive, die alle Normalsterblichen kennen: Man erreicht Obama nicht mehr direkt, sondern nur noch als mittelbarer Zaungast über Titelbilder und Berichte aus erster, zweiter, dritter Hand. So erzeigt der Clip den Eindruck, als habe Obama McCain schon hinter sich gelassen.

Es mag bei McCain Konzept sein, sich selbst als Underdog, als Maverick, als Außenseiter zu stilisieren und Obama als Liebling der Medien, der im Rampenlicht ankommt, während er, McCain sich als bienenfleißiger, bescheidener Arbeiter darstellen möchte, um sich damit beim "kleinen Mann" anzubiedern, und dessen - ihm unterstelltes - Ressentiment gegen "die Medien", Hollywood, Ruhm, Glanz und Glamour zu mobilisieren.

Dabei ist das ein gefährliches Spiel. Es mag wohl sein, dass der konservative Spießer und Redneck alles, was ihm einen Spiegel für seine Kleinheit, seinen Mangel an Stil und Möglichkeiten vorhält, hasst und ablehnt und also alles, was damit assoziiert ist ebenso. Andererseits aber sehnen sich die Menschen aus denselben Gründen nach eben diesen Symbolen: Weil sie über so wenig Mittel und Perspektiven verfügen, verzehren sich die Menschen nach Glamour, Stars und Symbolen, die ihnen das Gefühl geben, wenigstens indirekt an deren Erfolg, Ausstrahlung und Klasse teilhaben und dadurch der Enge ihrer Leben entfliehen zu können - weil es "ihre" Stars sind - oder eben "ihr" Präsident ist.

In Oliver Stones NIXON steht Richard Nixon vor dem Portrait des nachdenklichen Kennedy und erkennt: "Wenn sie Dich ansehen, sehen sie, wie sie gerne sein wollen. Wenn sie mich ansehen, sehen sie, wie sie wirklich sind." Die Menschen - und dies dokumentiert der Clip ungewollt - wollen sich hingeben, sie wollen eine Projektionsfläche haben, die ihnen eine Ahnung von einem besseren Leben gibt.

Berlin, 24. Juli 2008

Will we stand for the human rights of the dissident in Burma, the blogger in Iran, or the voter in Zimbabwe? Will we give meaning to the words “never again” in Darfur?

Senator Obama



Donnerstag, Juli 24, 2008

Mittwoch, Juli 23, 2008

Im Eiter ist Wahrheit

Ein weiteres Mal zu Charlotte Roches "Feuchtgebieten". DIE WELT macht in dem Buch ein Beispiel dafür aus, dass, nachdem auch die äußeresten Grenzgebiete der Gewalt und Horrors ausgelotet und zunehmend vom Mainstream absorbiert worden sind, nur noch der Ekel (oder der Verismus absonderlicher Kuriositäten wie sie in der Pornographie oder den "funny Homevideos" der Marke "Brautpaar rutscht beim Walzer aus und fällt in Torte" vorkommen oder nicht fiktiver Brutalität, wie der Enthauptung des Entführungsopfers Nick Berg durch islamistische Fundamentalisten oder die Hinrichtung Saddam Husseins oder die unendliche Flut von Autounfallvideos oder Clips von Militäreinsätzen im Irak - der digitale Verismus wird durch die plebiszitäre Verfügbarkeit der Aufnahme-, Verarbeitungs- und Distributionsmedien rasant gefördert) als Steigerungsmöglichkeit für ein abgestumpftes Publikum bleibt.


"das Buch funktioniert mit einer plumpen Überbietungslogik wie ein Horrorfilm - nur dass die Autorin nicht mit Gewalt arbeitet, sondern mit dem Ekel vor Körperausscheidungen. Wo im Gruselgenre hinter jeder nächsten dunklen Ecke immer eine neue Kettensäge wartete, lauert bei Roche eine Monatsbinde. Die Kreativität erschöpft sich in beiden Fällen darin, sich immer absurdere Details auszudenken, die man mit diesen Werkzeugen anstellen kann. Wer bei Roche bis zur letzten Seite kommt, kann dann einen ähnlich trivialen Stolz auf sein Durchhaltevermögen entwickeln wie derjenige, der beim Horrorfilm nie die Augen geschlossen hat." (Quelle: Die Welt)

All quiet on the western front

"Bei uns in Deutschland läuft bis auf die Benzinpreise alles einigermaßen."

FJW

Dienstag, Juli 22, 2008

Karadzic gefasst!

Das wurde aber auch Zeit!

Rittmeister-Rhetorik

Keine neue Feststellung - aber eben immer noch aktuell:

"Vielleicht bin ich das Böse, doch mir fallen sofort viele Sachen ein , die ich hasse: diese merkwürdigen jungen Menschen in Deutschland, die Ende dreißig sind, und van Laack Hemden
tragen, und eine Kleinfamilie haben mit klassischer Musik am morgen, und die wie Rittmeister reden. Was ist das für eine komische Bewegung?" fragt Sybille Berg in ihrem Newsletter.

Geile Sache

Spiegel Online behauptet, dass deutsche Blogs irrelevant und nur mit sich selbst beschäftigt seien. Im Unterschied zu - was sonst - amerikanischen (muss man sagen US-amerikanischen?) Blogs, die eine regelrechte "Macht" im "öffentlichen Diskurs" darstellten, nähmen sich deutsche Blogger wie virtuelle Schrebergärtner und - hihihi - Blogwarte aus: Geifern, kläffen, zetern, spielen auf ihren Online-Hinterhöfen, schreiben und kommentieren, kommentiere Kommentare, schreiben zu Kommentaren usw. das ganze mit einer Ausdauer, dass man das Bild vom bleichen, pickeligen Nerd ohne Freunde und Hobbys im Kopf nicht verhindern kann.

Dabei dokumentiert die BILD, dass es einen "Riesenwirbel" in der "Blogszene" wegen Gina-Lisas "Sex-Video" gebe:

"Geile Sache", so die Reaktion eines Bloggers bei „BlogWave.de“. [...] Im Blog "Lasfashionistas" schreibt ein User: "Na ja, für den ,Soundtrack' und die ,beste Nebenrolle' gibt es wohl keinen Oscar, aber Gina ist doch wirklich hübsch anzusehen und bringt sogar ein paar richtig lustige Sprüche." (Bild)

Da behaupte noch einer," die deutsche Blogszene" sei irrelevant.

Fiktion

"Die Idee, dass es jenseits der Arbeit ein richtiges Leben gibt, ist eine Illusion."
Richard Sennett

Montag, Juli 21, 2008

Ottili

"man sehnt sich danach, dass es in Ottos Komik mal wieder um etwas anderes, irgendwie Gewichtigeres ginge als um jene Geisteshaltung, die am besten durch den Liedtitel Drunt im Tal, ja da sitzt das kleine Ottili versinnbildlicht wird." (SZ-Magazin)

Schicht im Schacht

Es heißt, dass die Frage, ob ein weiterer Schimanski gedreht werde, von der Qualität des Buches abhänge. Nachdem man "Schicht im Schacht" ertragen hat, fragt man sich, wie es dann zu der Episode kommen konnte.

"Georges einzige Serienfigur, so was wie eine zweite Haut, leidet inzwischen etwas unter dem Bond-Syndrom, dass man ständig darauf wartet, wann die berühmten Ingredienzien auftauchen. In diesem Fall nicht der Martini oder die Namensnennung, sondern wann Schimi die Tür einbricht, wann er eins auf die Nase kriegt, wann er in Unterwäsche dasteht und endlich „Scheiße!“ flucht. [...] fast schon aufdringlich wird ständig von Arbeits- und Zukunftslosigkeit geredet. Schimi & Duisburg, das war schon immer eins. Und das wird ihm auch unter die Nase gerieben: „Weißt du, was dein Problem ist, Schimanski? Du bist wie dieses Viertel. Deine Zeit ist vorbei, aber du akzeptierst es nicht.“" (Die Welt)