Freitag, März 13, 2009

Pecha Kucha

Frage: Was ist "Pecha Kucha"?
Kurzantwort: Speed-Powerpoint.

20 Folien werden jeweils 20 Sekunden eingeblendet. Das zwingt die Vortragenden zu Prägnanz. Es soll unterhaltsam sein - ist aber nicht (Wie "Powerpoint Karaoke") per se reiner Quatsch, sondern kann durchaus bedeuten, dass ein kreativer Mittdreißiger in Sneakern seine tolle Denkfabrik vorstellt und am Ende des Abends mit einer Entscheiderin aus der Werbebranche auf einem Patricia Urquiola-Sofa rummacht.

Weitere Informationen über Pecha Kucha im Spiegel Artikel oder in der Wikipedia.

In Köln findet das Ganze am 19, März im Atelier Colonia statt. Nachstehend die Sprecherliste. Man beachte, dass es nur 1 Frau darauf gibt.
  • André Nossek & Lars Herzig (Via Grafik) - Büro & Art Collective
  • Philipp Treudt (Select) - Retrospektive & VISION
  • Steven Sasseville (Sassville Design) - Design Reality
  • Martin van de Loo (Der Hahn ist tot e.V.) - Der Hahn ist tot
  • Dirk Porten (LEITENDESIGNALE) - "Liebe Tiere" und andere Untersuchungen
  • Norbert Baur (Mosesfilm) - Miami Vice/Perfider Deal
  • Kay Märthesheimer - Digits
  • Phillip Friesen (Popula) - Popula
  • Joachim Hensch (Hugo Boss) - Ich glaube, wir brauchen wieder einen neuen Anzug
  • Gero Grebe & Lilian Güntsche - Im Dschungel der Managementtiere
  • Martin Morgenstern - Affig motiviert
  • Christine Henning (Ehrensenf) - Ehrensenf

Wenn man die Namen und Firmen googlet finden sich u.a. solche Sätze "Joachim Hensch, Head of Modelmaker Department, Hugo Boss AG, faszinierte die Teilnehmer mit seiner Darstellung der Vorteile von Reihenmessungen für ein global agierendes Bekleidungsunternehmen wie Hugo Boss und betonte die Bedeutung der Zusammenführung von soziodemografischen Daten und zielgruppenspezifischen Auswertungen." oder man erfährt, dass Phillipp Friesen offenbar der Gründer und Betreiber von "popla" ist, einem Online-Eventkalender ("von allen für alle. Egal ob Party, Konzert oder Kindergeburtstag: Hier findest du, was dich interessiert.") ist, den er bei Pecha Kucha offenbar vorstellen will.

Das verspricht nicht wirklich einen unterhaltsamen Abend sondern verströmt den Mief eines Wochenendseminars der JungenLiberalen in der Vulkaneifel und erweckt den Eindruck, dass die Auftretenden die Bühne und die medial [auch hier]ventilierte Aufmerksamkeit über Spiegel-Online-Artikel u.a. (zu Recht) nutzen, um ihr Gesicht und ihr Geschäft bekannt(er) zu machen.

Inwiefern Pecha Kucha in Köln also unterhaltsam ist, oder öde ist oder einfach nur First-Life-Xing wird, bei dem Gründer und Producer, Decision Makers, Madonna-Gutfinder und NEON-Leser sich gegenseitig vorstellen, was für tolle Hechte sie doch sind und was sie in der Pipeline haben, kann nur feststellen, wer vor Ort ist.

Einlass ist auf 120 begrenzt. Es gibt keinen Vorverkauf. Also: Einfach früher Feierabend machen und zeitig Kommen.

Ort: Atelier Colonia, Körnerstrasse 37 -39, Köln Ehrenfeld
Start: 20.20 Uhr
Einlass: 19:30
Eintritt: 5 Euro

Der Amoklauf von Winnenden im Verdauungstrakt der Medienroutine II

Wenn man nach dem Amoklauf von Winnenden auf die Dramaturgie öffentlich-medial vermittelter Verarbeitung blickt, fällt einem der Widerspruch zwischen der Behauptung vom "Schock" und dem "Unbegreiflichen" auf der einen Seite und der routiniert produzierten (und ebenso routiniert konsumierten) Kommunikations-Folklore auf der anderen Seite auf. Braucht die durchrationalisierte Informationsgesellschaft den kontinuierlichen Strom bekannter Bilder, Meldungen und Äußerungen, um dem gänzlich Unfassbaren durch Überbelichtung und Überkommunikation seinen Schrecken zu nehmen?

"Die Flut von Stellungnahmen und Vorschlägen, die nach schrecklichen Ereignissen zuverlässig einsetzt, ist aber noch am ehesten zu verstehen als ein Ritual der Informationsgesellschaft. [...] Ähnlich wie in den ritualisierten Klagen ergeben auch diese sich stets wiederholenden Äußerungen im Grunde keinen inhaltlichen Sinn: Nichts davon wäre geeignet, eine Tat wie die von Winnenden zu verhindern. Vieles ließe sich in einer freien Gesellschaft nicht einmal wirklich durchsetzen. [...] Aber sie bedienen eben ein Bedürfnis der Medien nach Material, das nach einem emotionalen Schock wie diesem Amoklauf groß ist.
Die vorhersehbaren Wortmeldungen erhalten die Illusion aufrecht, dass die Gesellschaft einer solchen Tat gewachsen ist und angemessen auf sie reagieren kann. Sie haben daher auch eine tröstende Funktion. Das Geschnatter im Internet, ein Gemisch aus Wahrem, Halbwahrem und Falschmeldungen, erfüllt dieselbe Aufgabe.
Denn eines kann die Infogesellschaft auch nach einer unfassbaren Tat wie dieser niemals tun: schweigen." (FTD/reticon)

Donnerstag, März 12, 2009

Der Amoklauf von Winnenden im Verdauungstrakt der Medienroutine

Nach dem Amoklauf die übliche Damarturgie medialer Verarbeitung: O-Töne von Augenzeugen und Polizeisprechern, Grafiken zur Tatortdarstellung und Animationen zur Rekonsutrktion des Hergangs, "Experten" verschiedenster Fachrichtungen werden befragt, Fernsehaufnahmen von Blumensträußen, Kerzen und "Warum?"-Postern vor der Schule. Und natürlich das:

"Nach Angaben von Polizeisprecher Klaus Hinderer ist der Computer des Amokläufers inzwischen ausgewertet worden: „Wir haben bei ihm unter anderem das Spiel Counterstrike gefunden.“ Der Amokläufer habe in den vergangenen Monaten viel Zeit mit Killerspielen am Computer verbracht." (Bild)

Und die Süddeutsche Zeitung greift auf das im Bausatz zur Berichterstattung bei Amokläufen männlicher Jugendlicher fest eingebaute Bild zurück:

Mittwoch, März 11, 2009

Schnauze voll

Ficki Ficki

So ist die Bild: Nur zwei Mausklicks zur Pornographie neben mittelstufenschülerhaften Kicherreports darüber, dass in der Sendung Wer wird Millionär die Funktion eines Hormonringes zur vaginalen Verhütung erklärt wurde. "Moderator Günther Jauch (52) im Vagina-Talk bei „Wer wird Millionär?“. Sieben Millionen TV-Zuschauer sind am Montagabend Zeuge und brüllen vor Lachen."

One in 8 Million

In der N.Y. Times findet sich ein Portrait der Stadt in ihren Bewohnern, das in einer Gallerie erzählt wird, bei der die jeweils portraitierte Person in 1-2 minütigen O-Tönen eine Geschichte erzählen, begleitet von einer Slideshow schöner S/W Fotos.

Very Nice.

(thanks to AD)

Dienstag, März 10, 2009

Burning down the House: David Byrne Live in Düsseldorf

Physiologie

Wagner ist heute wieder ganz groß und schreibt an den "Gigolo-Erpresser" von Frau Klatten/Quant:

"Die Seele ist ein Körperteil, das am meisten schmerzt und nicht blutet."

Montag, März 09, 2009

They asked

When her daughter asked her later in life why she had had so many sexual partners, Marlene Dietrich responded with a shrug and said, “They asked.

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Vokabeln:
shrug = Achselzucken

Hasty Climax

Ein schöner Artikel in der letzten VANITY FAIR über die langjährige Affaire von Marlene Dietrich und Joseph Kennedy:

"Marlene and Joe were both extraordinarily disciplined in their professional lives yet also shared a hedonistic streak. Each would have an impressive tally of lovers over the course of their lifetimes, though years of practice did not seem to help Kennedy’s technique, for Gloria Swanson reported that he was an unimaginative, if enthusiastic, lover. As she recounted in her autobiography, “He was like a roped horse, rough, arduous, racing to be free,” yet within minutes, his lovemaking was over with “a hasty climax.”

Interessant und pikant auch, dass Dietrich später, als sie eine "grandmother and past 60" war, JFK auf dessen Einladung hin im Weißen Haus besucht habe, wo dieser sie angebaggert habe und mit ihr auch duweisstschonwas, wobei auch er - wie sein Vater - sich auf "ecstatic three to six minutes" konzenrtierte:

"[...] her initial protest of “You know, Mr. President, I am not very young” soon gave way to “Don’t muss my hair. I’m performing.” After an “ecstatic three to six minutes,” Jack fell asleep. Marlene pulled herself together and, already running late and not wanting to just wander the halls, woke Jack. He rang for his valet, who was clearly “used to this sort of thing.” With a towel around his waist, the president led her to the small elevator across the hall from the bedroom and “shook her hand as if she were the Mayor of San Antonio,” but something else was on his mind."

“If I ask you a question, will you tell me the truth?” he inquired, according to Vidal. Marlene did not promise anything, but nodded in acquiescence.

“Did you ever go to bed with my old man?”

Knowing exactly what he wanted to hear, Marlene demurred. “He tried,” she responded after a brief pause, “but I never did.”

Jack was triumphant, exclaiming, “I always knew the son of a bitch was lying.”

(VF)