Samstag, September 15, 2007

Schulen NICHT unbedingt ans Netz

"Insgesamt ruht auf dem Internet so mancher Segen. Muß man deswegen aber Klassenzimmer in Großraumbüros verwandeln, wie es die Leute wünschen, die meinen, daß die »Schulen ans Netz« müssen? Der Verdacht liegt nahe, daß diejenigen, die das aufgeblasene Wort von der alles verändernden »Kulturtechnik« im Munde führen, das Internet selbst nie aufgesucht haben und es daher für eine geheimnisvolle und komplizierte Welt halten.

In Wahrheit ist das Internet ein zwar großes, aber schlichtes Reich. Ein bißchen wie Rußland. Wer jemanden hat, der ihm gelegentlich einen Tip gibt und ihm ab und zu über die Schulter schaut - aber bitte nicht ständig über die Schulter schauen, das nervt, der wird sich bei ausreichendem Interesse spätestens nach 14 Tagen recht wendig in diesem Reich bewegen. Die Schwierigkeit, ins Internet einzusteigen, liegt irgendwo zwischen dem Binden eines Windsorknotens und dem Erlernen von Standardtänzen."

Max Goldt: Schulen nicht unbedingt ans Netz in: Der Krapfen auf dem Sims

Freitag, September 14, 2007

Le zitat du jour

"Manchmal will man ja einfach nur einen Orgasmus haben. Dann soll der Typ bitte schnell mal zu Potte kommen!" Johanna

Sagen Sie jetzt nichts

Rapper 50 Cent im Foto-Interview "Sagen Sie jetzt nichts" des SZ-Magazins auf die Fragen "Fällt Ihnen etwas ein, was wichtiger ist als Geld?"

Wochenende!



Tiger Hifi - Music

Donnerstag, September 13, 2007

Spielbericht

Beim gestrigen Fußballnationalmannschaftsfreundschaftsspiel Deutschland gegen Rumänien im Kölner Rheinergiestadion konnte man mal wieder besichtigen, wie schön Sport sein kann.
Die unvermeidlichen "Höhner" spielen ihre unvermeidlichen Hits und zeigen, dass auch die Abwesenheit von Musik die Miete zahlen kann ("Da simmer dabei, dat is priiiiiiiiiimaaaaaaaa..."), zierliche Damen verwandeln sich ob der überschaubaren Leistungen der ersten Halbzeit zu Furien ("Eyyyyy, Du LUSCHE!") und Ablehnung und Liebe trennen oftmals nur Minuten und 1 Tor: "...wat bringt der denn den Odonkor? Außer laufen kann der doch nix!" später heißt es in der Bahn: "Gebt mir ein Oooooo, gebt mir ein Deeeeeeehhh, gebt mir ein Ooooooooo..."

In der Halbzeitpause stapften Boris Becker und Hansi Müller auf den Rasen, um Mercedes auf subtile Art zu bewerben, indem sie auf einem ausgerollten Kunstrasen herumzugolften: "Begrüßen Sie mit mir auf dem kleinen Mercedes-Golfplatz, den Mercedes-Champion Boris Mercedes Becker....Boris...Mercedes...Mercedes - Boris. Du mercedest bei den Mercedes Golf Championships mit... Mercedes mercedes Mercedes? Oder mercedest Du eher Mercedes am Mercedes?"

Dann erläuterte Boris, dass die erste Halbzeit zwar nicht so toll gewesen sei, gab aber zu bedenken, dass "da ja auch nicht die erste Mannschaft auf dem Platz" gestanden habe! Schweini, Bernd Schneider, Timo Hildebrandt und die anderern werden es ihm hoffentlich gedankt und sein Auto (Mercedes) zusammengetreten haben.

Hätten sie mal nicht Soziologie studiert, müssten Sie in der Halbzeit nicht den Rasen festklopfen, sondern würden, wie ordentliche Historiker, Kaltgetränke verkaufen.

...auch ein Job...

Auch in der Straßenbahn nach dem Spiel war das ein lustiges Krakeelen: "...Ooooooooooodonkooooooooor Oooooohooo..", "Da simmer dabeiiiiiiiiiiiiiiii daaaaaaaaaat is priiiiihiiiiiiiimaaaaaaaa ...Vivaaaaaaaaaaaaaaa Colooooooniaaaaa...", "..Lu-lu-lu..LukasPoDOLskiiiiii...".

Sehr schön, wie ALLE sich bei einem einig sind:
"SCHEISS BAYERN MÜCNHEN! WIR SINGEN SCHEISS BAYERN MÜNCHEN! SCHEISS BAYERNMÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜNCHEEEEEN..." (Alternativ: Leverkusen, Dortmund, und ... eigentlich jeder andere Verein außer dem eigenen).

Mittwoch, September 12, 2007

Örrf

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, dass den Rundfunkanstalten eine Gebührenerhöhung zuspricht, schreibt Kurt Kister in der Süddeutschen Zeitung wie immer ohne Rücksicht auf Verluste und zur Freude des pointiert formulierten, entschiedenen Standpunkts.

"Das öffentlich-rechtliche Radio und Fernsehen - in Anlehnung an die KEF im Folgenden Örrf genannt - ist die einzige Dienstleistung in Deutschland, die man bezahlen muss, auch wenn man sie nicht haben will. Der Rundfunk also lässt den Deutschen keine Freiheit. Wer immer ein Gerät besitzt, mit dem man praktisch oder theoretisch auch Örrf empfangen kann, muss Örrf bezahlen. Tut er das nicht, wird er von der GEZ, einer Unterabteilung des Örrf, einer Art Privat-Stasi der Intendanten, verfolgt. [...]
Aber nicht nur das Wesen des Örrf ist mutiert, sondern auch die Technik. Radio und Fernsehen sind heute von jedem Computer, jedem Mobiltelefon und einer Fülle anderer Geräte zu empfangen, die zum Alltag gehören. Diese Geräte werden, anders als Radio und Fernseher früher, nicht gebaut, um Örrf zu empfangen. Sie können es aber, so wie sie auch die viel größere Zahl anderer Nicht-Örrf-Sender empfangen können. Die Örrf-Politiker und Örrf-Intendanten ziehen daraus einen Schluss, der von imperialistischem Gedankengut getragen wird: Wo ich sein kann, will ich auch herrschen.

Auf deutsch: Die von der GEZ einzutreibende Zwangsabgabe Örrf, also die Gebühren, sind für alles zu erheben, was empfangen kann.

Wenn ein Programmdirektor diese Zeilen liest und sich ärgert, kann er von sofort an die Zeitung nicht mehr kaufen. Das kann der Örrf-Gefangene, will er sich gesetzeskonform verhalten, nur dann tun, wenn er sich von allen seinen Radios, Fernsehern, Computern etc. trennt und die GEZ außerdem seine Abmeldung akzeptiert. Ist man als Katholik getauft, gerät aber in einen Konflikt mit diesem Glauben, kann man aus der katholischen Kirche austreten. Man muss dann die Kirchensteuer, die in Deutschland der Staat einzieht, nicht mehr bezahlen. Auch das ist Religionsfreiheit. Will man aber ARD und ZDF nicht sehen, obwohl man sein Laptop behalten möchte, muss man trotzdem die Zwangsabgabe bezahlen."

Der wie immer famose Kurt Kister heute in der Süddeutschen Zeitung

Dienstag, September 11, 2007

smartypants

Montag, September 10, 2007

Lecker II

Sonntag, September 09, 2007

PorNO

Es gehört schon viel Bigotterie dazu sich für Europas führendes "Bumskontaktblatt" (Gerhard Henschel) als Werbeträgerin herzugeben und im direkten Anschluss eine Kampagne gegen Pornographie (wieder)anzustoßen. Alice Schwarzer bringt diesen Spagat zu Stande.

Vor wenigen Monaten hatte die Gründerin und Herausgeberin des Frauenmagazins "Emma" in einer Plakatreihe der Bild-Zeitung für eben jenes Blatt geworben, das zum Zwecke der Auflagensteigerung vorsätzlich die Persönlichkeitsrechte anderer verletzt und das Bedürfnis nach Erregung, Grusel, Empörung und Häme bedient und dabei vor keiner Infamie zurückschreckt, wenn es nur der Auflagensteigerung dient.

Die Kölner Journalistin empfindet es offenbar nicht als Widerspruch, die Anti-Pornotante zu geben und zugleich für eine Zeitung zu werben, die die Erniedrigung der Frau zum Geschäft gemacht hat. Da geifert das gesunde Volksempfinden auf Seite 1 nach dem "kurzen Prozess" gegen Kinderschänder, um auf derselben Seite die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen durch die dümmstdenkbare Kombination jodelpornoesker Bilder und Texte zu zementieren; wenige Seiten weiter erfreut das detaillierte Protokoll eines Opfers sexueller Gewalt alle Pädaophile – direkt gegenüber der Telefonsexnummern-anzeigen von "immerfeuchten Omas" und "rasierten Schlampen". Da Kloake und Klerus nah beeinander liegen, findet sich in BILD dann auch die lautstarke Anpreisung der "Volksbibel“ nur wenige Seiten weit entfernt.

Verona Pooth musste sich von Alice Schwarzer noch vorhalten lassen, mit ihrem, in Werbespots inszenierten Image das Frauenbild des hübschen Dummchens zu festigen. Aber dass die Frauenrechtlerin für ebenjenes Blattes posiert, dass in seiner Online-Ausgabe nur zwei Mausklicks von genau solcher Pornographie entfernt liegt, die mit der PorNO-Kampagne bekämpft werden soll, zeugt recht "flexiblen" Kriterien.

Der "erotische Witz des Tages" bei Bild geht heute übrigens so:
"Die Dorf-Schönheit betritt das Sprechzimmer des Landarztes. Kaum ist die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, stürzt sich der Arzt auf sie, reißt ihr die Klamotten vom Leib und bumst sie ordentlich durch. Nach einigen Minuten lässt er sich erschöpft auf seinen Stuhl fallen und seufzt zufrieden: „So, das war mein Problem - und welches ist ihres?" Vielleicht will Alice Schwarzer den ja mal in der Redaktionssitzung erzählen?

p.s. "Dass zwölf Millionen Schwachköpfe wissen möchten, wer nun wem "am drallen Allerwertesten" gefummelt habe, und dass es ein ehrloses Klatschblatt gibt, das solchen Wissensdurst stillt und die Ehekräche primitiver Schlagerfuzzis bekochlöffelt - damit könnte man leben. Aber dass eine Kulturnation bis hinauf in die höchsten Spitzen der Regierung, der Wirtschaft und der Erbverwalter Goethes mit diesem Zentralorgan der Unterhosenspionage paktiert, ist ein Skandal. In Bild gurgelt der Gully obszön vor sich hin. Wer in dieses Abflussrohr hinabsteigt, der hat seinen Geist aufgegeben. Wer Bild als Kolumnist oder als Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen intellektuellen und moralischen Bankrott erklärt." (Gerhard Henschel)