Freitag, November 02, 2007

Wochenende!



Sheryl Crow & Sting - Always on your Side

Donnerstag, November 01, 2007

Das Imperium schlägt zurück

Selten hat ist die Welt so klar, wie in diesem Fall, in dem die Mächte der Finsternis sich gegen die Mächte des Lichts verbünden und mit konzentrierter Kraft zu schlagen.

Nicholas Negroponte hat eine Vision. Als er in Kambodscha eine Schule gründete, eine Satellitenschüssel, Generatoren aufstellte und den Kindern Laptops gab, stellte er fest, das Menschen, die nie zuvor einen Computer gesehen hatten, nicht einmal Elektrizität kannten, innerhalb kürzester Zeit die Rechner benutzen lernten, einander Dinge erklärten und zeigten. Die Kinder nahmen die Computer mit nach Hause und brachten ihren Eltern bei, was sie gelernt hatten. Die Schülerzahlen stiegen rapide an, sobald bekannt geworden war, dass man dort m den Laptops arbeiten könne. Negroponte dachte sich, wie es wäre, wenn jedes Kind sein eigenes Laptop hätte, dass es wie ein Schulbuch oder eigene Stifte behalten und verwenden könne.

Gerade in Entwicklungsländern, in denen es kein ausgebautes Bildungssystem gibt, zu wenig Lehrer, nicht ausreichendes Lernmaterial, könnten Laptops eine Möglichkeit sein, das unerschöpfte Bildungsreservoir zu mobilisieren.

Jedoch wurde schnell klar, dass die gängigen Computer für Regierungen zu teuer und den Bedingungen in Entwicklungsländern nicht angepasst waren. Also formulierte der ehemalige Gründer und Direktor des Media Lab am renommierten MIT eine Visision: Die Entwicklung eines Laptops, dass robust genug ist, unter den besonderen Bedingungen der Entwicklungsländer zu bestehen, dicht gegen Wasser, Sand und Schmutz, besonders stoßfest, ein Display, dass man auch im Freien und in der Sonne verwenden kann und das v.a. billig genug ist, dass Entwicklungsländer sie massenhaft kaufen können, so dass jedes Kind sein eigenes Laptop bekommt.

Diese Vorstellung stand bei der Namensgebung des Vorhabens denn auch Pate: One Laptop per Child, OLPC, heißt das Vorhaben, dass als eine offene, weltumspannende Community ohne öffentliche Gelder arbeitet und keine komerziellen Absichten verfolgt.

Negroponte gelang es, den größten Laptophersteller der Welt, Quanta zu gewinnen. Dieser würde mt der Massenproduktion beginnen sobald bezahlte Vorbestellungen in Millionenhöhe vorlägen. Also musste Negroponte Klinken putzen und Regierungen für sein Projekt gewinnen.

Anfangs wurde Negroponte kritisiert oder belächelt. Intel-Chef Craig Barrett lästerte über das 100-Dollar-Gadget. Hintegrund dürfte nicht zuletzt die Tatsache gewesen sein, dass das 100-Dollar-Laptop oder kurz "XO" nicht mit Intel-Chips arbeitet.

Irgendwann dürfte aber auch Barrett aufgefallen sein, dass er dabei war, einen potentiellen, riesigen Markt an die Open Source Bewegung zu verlieren. Millionen Jugendliche in den Entwicklungsländern drohten mit dem XO, Linux und anderen Open Source Produkten aufzuwachsen. Potentielle Wartungsverträge und Lizenzen mit ganzen Kontinenten würden nicht zu Stande kommen. Also entwickelte Intel das Konzept für einen proprietären Zwilling des XO: Den Classmate.

Der Chipgigant setzte seine gewaltige Infrastruktur und Mittel in Bewegung, um verlorenen Boden wieder gut zu machen. Es wurden Regierungen lockende Angebote gemacht, um bereits gegebene Absichtserklärungen für das XO zu unterlaufen. Negroponte warf Intel vor, ausschließlich Gewinninteressen zu verfolgen und das OLPC Projekt durch negative PR zu schädigen. Die Aktivitäten von Intel (in der Zwischenzeit hat auch Asus mit dem Eee PC ein eigenes Modell auf den Markt gebracht) blieb nicht ohne Auswirkungen. Es gelang Negroponte nicht, einen verbindlichen Deal auf die Beine zu stellen, der Zeitplan des Projekts musste permanent verändert, der Preis des XO nach oben korrigiert werden.

"Ich habe zu einem gewissen Grad den Unterschied zwischen dem Handschlag eines Regierungs-Chefs und dem Unterschreiben eines Schecks unterschätzt.", erklärte Negroponte der New York Times

Um den Projekt neuen Schub zu geben, startete OLPC zuletzt die "give 1 get 1" Kampagne,
bei der für eine kurze Zeitspanne das XO in Nordamerika auch im normalen Handel für 200 Dollar gekauft werden kann. Von den Einnahmen sollen Laptops für Entwicklungsländer finanziert werden.

Nur einer kann gewinnen, bzw. zwei gehen rein - einer kommt raus.
Der Classmate von Intel (links) gegen das XO von OLPC (rechts)

Die Auseinandersetzungen von Intel und OLPC nahmen eine unerwartete Wende, als Intel der OLPC Initiative beitrat. Damit gab Intel aber nicht seine Classmate-Pläne auf und wenn man nun liest, dass Intel genau einen Tag, nachdem OLPC den ersten verbindlichen Deal mit Urugay bekannt gegeben hat, verkündet, seinen Classmate ausgerechnet an Nigeria und Libyen zu verkaufen, die bislang immer als heiße Kandidaten für das XO genannt wurden, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier der Bock zum Gärtner gemacht wurde.

Ein Bock, der gleich in mehrere Gärten das Kommando führt. Denn ausgerechnet Barrett ist auch Chairman der "UN-Initiative Global Alliance for Information and Communication Technologies and Development" (GAID)" und empfiehlt bei der "Connect Africa" - oh Wunder" - dass Afrika auf die Funktechnologie Wimax setzen möge, die zufällig auch zum Kerngeschäft von Intel gehört.

Zum Thema auch:
"Die nächste Milliarde Menschen online bringen" bei Telepolis
"Kinderleicht lernen für alle" bei heise

Mittwoch, Oktober 31, 2007

The Sopranos

Gerade erst jetzt Dank der werbeunterbrechungsfreien und synchronisationsunbeschädigten Gnade von DVD-Boxen die US-Fernsehserie Sopranos entdeckt. Dass es die vom Leben einer italo-amerikanischen Mafiafamilie in New Jersey handelnde Serie gab, wusste ich zwar schon.

Ebenso, dass die Serie und ihre Darsteller mit 21 Emmy-Awards, 5 Golden Globes und etlichen anderen Preisen ausgezeichnet wurden, von HBO produziert wurde und also offenbar famos sein musste.

Dennoch lagen diese Hausaufgaben bislang immer ubearbeitet auf Seite. Man hat ja schließlich noch anderes zu tun: Seinfeld, Scrubs, Curb your enthusiasm ... wann soll man das alles arbeiten? Jetzt also die Zeit dafür gefunden und die erste Staffel innerhalb kürzester Zeit durchgepflügt und für großartig befunden.

Der gleichzeitig Verletzlichkeit, Melancholie und Gewalttätigkeit darstellen könnende James Gandolfini glänzt als zwischen den Pflichten und Nöten eines Familienvaters und Capos einer kleinen "Crew" aufgeriebener Anthony Soprano, der unter Panikattacken leidend zur Psychotherapeutin Dr. Melfi (Gespielt von Lorraine "Goodfellas" Bracco) geht. Das klingt zwar nach "Analyse this" könnte aber von Komödie nicht weiter entfernt sein.
Sicher mag es humorig sein, die Gleichzeitigkeit von abgebrühter Brutalität, der notorischen Unterbelichtung der Ballonseide tragenden Goldkettchenitalos und deren Beschäftigung mit nichtigsten Details zu beobachten.

Jedoch ist es mehr als beachtlich, wie die Serie die Vielschichtigkeit der Mob-Welt am Beispiel von Anthony Soprano ausleuchtet und sich Zeit lässt, die komplexe Beziehung zu seiner Familie, den Kindern zu zeigen, den Terror der Mutter auszustellen und den permanenten Eiertanz des Ausbalancierens von Interessen in der Welt der Gangster nachzuzeichnen.

Eine Frage bleibt in der Serie allerdings unbeantwortet: Wo bekommen diese Menschen eigentlich diese eigentümlichen Klamotten her?

http://www.hbo.com/sopranos

Dienstag, Oktober 30, 2007

Eee PC

In dem Wettkampf um abgespeckte Billignotebook bringt Asus in Kürze den Eee PC auf den Markt, der allerdings nicht wie das XO von der OLPC-Initiative oder der Classmate von Intel auf Entwicklungsländer spekuliert, sondern auf die mobilen Normalanwender in den Industrieländern abzielt.

"Ich will eigentlich nur mailen, im Internet surfen, Dokumente schreiben und drucken und vielleicht Musik hören.", sagt mancher Nutzer und befindet sich damit in Gemeinschaft mit Millionen Anwendern, die nicht mal einen Bruchteil ihrer teuren, schweren, überdimensionierten Hochleistungsmaschinen nutzen, mit denen sie zwar die ISS im Weltraum steuern könnten, die ihnen aber alle Nase lang Probleme machen, wenn sie einen neuen Drucker anschließen wollen.

Klein und fein: Der Eee PC mit seinen 7-Zoll-Display im Vergleich zu einem 15,4-Zoll-Laptop

Der Eee PC von Asus mit seiner weißen Apple-Ästhetik und dem 7-Zoll-Display und einem Marktpreis von ca. 200 Eur könnte die Antwort auf alle Gebete derjenigen sein, die insbesondere auf Reisen E-Mails und Protokolle vor- oder nachschreiben und ein Liedchen hören wollen, während der ICE durch die Landschaft pflügt, allerdings wenig Freude daran haben, ihr 17-Zoll-Monster in dekorativen Taucheranzugstoffhüllen, die sie wiederum in separaten Bree-Taschen spazierentragen müssen, durch die Gegend zu schleppen.

Der Eee PC hat nicht viel Speicherplatz, die Stromversorgung ist ein Kapiel für sich und die Tastatur eigenet sich scheinbar nicht, um "Mein Jahr in der Niemandsbucht2 abzutippen - dafür ist das kleine Wunderkind aber eben auch nur 7-Zoll groß wiegt weniger als 1 kg, ist W-Lan fähig und wird derzeit in Taiwan in verschiedenen Modellen zwischen 170 und 240 Eur verkauft.

Heise hat sich das Gerät angesehen und getestet. "Unter dem Desktop läuft ein Xandros Linux mit IceWM-Oberfläche nebst KDE-Anwendungen. Davon merkt der Anwender jedoch nichts, die Bedienung des Systems und der Anwendungen ist für Nutzer aller gängigen Betriebssysteme selbsterklärend. Asus hat hier ganze Arbeit geleistet und die Linux-Oberfläche für diesen kleinen Bildschirm optimal angepasst."

Der ganze Testbericht bei Heise mobil.

Montag, Oktober 29, 2007

Er ist ein wirklich schlechter Redner

Der unnachahmliche Kurt Kister ist der SZ-Hausbeauftragte für die glasklare, ironisch-treffsichere Obduktion des in Deutschland aufgrund der Erstarrung des politischen
Personals und dessen Unfähigkeit zu genuin eigenen vitalen Regungen praktisch toten politischen Körpers.

Allein im Spiegel der pointenreichen Analysen Kurt Kisters bekommt man den Eindruck, etwas verpasst zu haben.

"Während der Delegierte sagt, Beck habe doch in seiner endlosen Rede am Freitag alles angesprochen, sagt der Journalist, erstens sei genau das das Problem, und zweitens habe er sich nicht zur bemannten Weltraumfahrt geäußert. Dann dreht sich der Delegierte um und ist böse. [...] "Neue Staatsverschuldung für die "Bürgerbahn" kommt gut an bei etlichen Delegierten, während Finanzminister Peer Steinbrück mit leicht verkniffenem Mund intensiv in seine Handflächen blickt, so als stünde da geschrieben: "Lauter Verrückte."(SZ)

Dabei kommt in Kisters Ausführungen immer des Herrn eigner Geist, der im Geist der Zeiten - und das heißt im diesem Fall der Parteitage (wie z.B. zuletzt den der CSU)- sich bespiegelt.

Das zu lesen macht aber einfach Freude und man fragt sich, wie es Kurt Beck gehen mag, wenn er Sachen liest wie "Müntefering aber ist der beste Parteivorsitzende, den die SPD nicht hat." (SZ) oder "Tosender Beifall, der sich überschlägt. Müntefering geht zurück auf seinen Platz, vorbei an Beck, der so eine Rede, die aus dem Herzen kommt und ins Herz der Partei trifft, niemals hinkriegen wird. Und weil der Saal gar nicht aufhören will zu toben, läuft Müntefering noch einmal nach vorn ans Pult, und dabei nimmt er Kurt Beck mit.
Die beiden stehen da, Beck überspült von Münteferings Jubel. Wäre man garstig, könnte man denken, dass das eine sehr subtile Form der nahezu patriarchalischen Rache ist, wie Müntefering seinen Parteichef da in einer Begeisterung baden lässt, die Beck selbst nicht erzeugen kann." (SZ)

Mehr Kister:
Im SZ-Magazin beschrieb Kister zehn Phänotypen ("Laurenz Meyer und andere Looser") des Berliner Politbetriebes, "die er am meisten vermissen wird"- Die Pfaueninsel

Auch lesenswert die "Post-Gerd-Ära" ebenfalls von Kurt Kister

Sonntag, Oktober 28, 2007

Le Zitat du jour

"Liebe amerikanische Landsleute, ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass ich ein Gesetz unterzeichnet habe, das Russland für immer für vogelfrei erklärt. Wir beginnen in fünf Minuten mit der Bombardierung."

Ronald Reagan am 13. August 1984, bei einer Mikrofonprobe in der irrigen Annahme, das Gerät sei abgeschaltet.

Method acting

Das kommt davon, wenn man einen Schauspielerdarsteller zum Politiker macht: Er spricht und denkt weiterhin in Drehbuchsätzen. So erklärte Kaliforniens Gouvernator Schwarzengger in Wolfgang-Petersen-Diktion die Umstände, die zu den verheerenden Bränden der letzten Wochen geführt hätten als "Perfekten Sturm":

"We have had an unfortunate situation that we've had three things come together: very dry areas, very hot weather and then a lot of wind," Schwarzenegger said. "And so this makes the perfect storm for a fire." (Quelle: Huffington Post)

Dabei weiß man nicht, was schlimmer ist: Ein ehemaliger Schauspieler, der auswendig gelernte Drehbuchsätze zum Besten gibt und für den Politik ein Film mit einer einer Reihe aufeinanderfolgender "Szenen" ist, oder ein Politiker der ungelenk ins grammatikalische Nirendwo mäandernde Satzungetüme zusammenstoibert.