Mittwoch, Juli 30, 2008

Reporterleistung

Den Besuch des US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama in Berlin verarbeitet die Bild-Zeitung mit Journalismus auf dem analytischen und sprachlichen Niveau eines Teenager-Chats ("Ich so... NE! Und die so: Doch! Ich so: WAHRSCHEINLICH! Irgendwie so keine Ahnung halt...") und bot einen "Bericht" über die Begegnung einer Bild-Reporterin mit Obama in einem Berliner Fitness-Studio:

<<„Hallo, wie geht’s?“, fragt er auf Englisch
mit kräftiger, sehr männlicher Stimme. Ich antworte: „Sehr gut. Und wie geht es Ihnen?“ ER: „Sehr gut, danke!“
Am Ende gab es sogar noch ein Foto mit den beiden.>>
(Bild)



Während Obama sich von der Bild-Frau gelinkt fühlte, die sich nicht als Reporterin zu erkennen gegeben habe, sondern Obama, als dieser das Fitness-Studio verlassen wollte - lediglich um ein Foto gebeten habe, sich amerikanische Medien über den schwülstigen Poesie-Album-Stil (Barack Obama legt den Arm um meine Schultern, ich fasse ihn um die Hüfte – wow, er schwitzt nicht mal! Ich denke: WAS FÜR EIN MANN!") eher amüsiert zeigten, lobte Kai Dieckmann, wie Hans Leyendecker in der SZ referiert, die investigative "Reporterleistung", mit der die Bild-Sportlerin "Obamas ausgeklügelte, bis ins letzte geplante PR-Inszenierung für den US-amerikanischen Wahlkampf gestört [hat]. Das war eine tolle Reporterleistung, denn Bild ist nicht Teil der Wahlkampfmaschinerie" (SZ)