Man kann sagen was man will - es ist schon eine spezielle amerikanische Qualität, dass knapp 3 Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl, John McCain und Barack Obama beim Al Smith Charity-Diner am selben Tisch sitzen und sich in ihren Ansprachen - wie es Tradition ist - über einander und v.a. sich selbst lustig machen.
In den USA ist lockeres, gewinnendes Auftreten ein Muss. Niemand, der ein öffentliches Amt anstrebt, kann es sich erlauben, verkniffen, humorlos und verspannt zu sein. Entsprechend sind Besuche bei den Late Night Talkern David Letterman, Conan O Brian oder Jay Leno für jeden Politiker Pflicht. Wer hier punktet, hat schon einige Meter zurückgelegt.
Humor ist im US-Wahlkampf mindestens so wichtig, wie Kompetenz, Erfahrung oder gar Sachaspekte. Ronald Reagan hatte 1984 die Lacher auf seiner Seite, als der damals bereits 73-Jährige auf sein Alter angesprochen anmerkte, er wolle dem 17 Jahre jüngeren Demokraten Walter Mondale dessen "Jugend und Unerfahrenheit" nicht vorwerfen. Beim traditionellen Korrespondenten-Dinner des weißen Hauses 2006 durfte Präsident George W. Bush sich 20 Minuten anhören, wie Stephen Colbert sich über ihn lustig machte.
So kann man schon jetzt sagen, dass es eine richtige Entscheidung war, dass Sarah Palin, die seit ihrer Nominierung in zahlreichen Parodien aufs Korn genommen wird, in der Comedyshow "Saturday Night Live" auftrat und sich mächtig auf die Schippe nehmen ließ. Wie die attraktive 44jährige ihren Lippglossmund zum Palin-Rap (Hier der Text) schürzte, wird einige Wechselwähler, die in Palin den zu gleichen Teilen ungebildeten wie verbissenen Rottweiler wahrgenommen haben, nicht unbeeindruckt gelassen haben.