Ein schöner Text von Katrin BachmannpreisZIA Passig und Holm WirnennenesArbeit Friebe: Wie kommt es, dass wir im unmittelbaren, sozialen Vollkontakt weiterhin die Vorsicht der Stachelschweine walten lassen, aber uns im Netz distanzlos ausziehen und flickrern, youtuben, posten, myspacen wir, was das Zeug hält.
"Mittlerweile sind allen wichtigen Anwendungen Tentakel gewachsen, mit denen sie sich untereinander vernetzen. Es kann nur noch ungefähr bis heute Nachmittag dauern, bis sie alles Organisatorische - etwa die Terminabstimmung mit Freunden - hinter unserem Rücken zu erledigen lernen. Der Comiczeichner Garry Trudeau wird häufig mit dem Satz zitiert: "Ich strebe einen Lebenswandel an, bei dem meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich ist." Genau diesem paradiesischen Zustand nähern wir uns mit Riesenschritten."
Der ganze Artikel Public Private Partnership in der Online-Ausgabe der Berliner Zeitung.
Dazu passt auch der Taz-Artikel über den Kunden als Gratis-Designer und direkt anzapfbare Informationsquelle zur Produktentwicklung: Wenn hunderttausende brav ihre Interessen in Mode, Musik, Film u.a. in Portale eingeben, lassen sich daraus nicht nur Konsummuster ableiten und ein optimiertes Marketing entwickeln. Vielmehr kann man die aktivsten Netz-Werker direkt einspannen. Computerspiele werden von Gamern in Testläufen probegefahren und nach kritischer Rückmeldung angepasst und verändert. Die Geburt des Produkts aus den Wunschvorstellungen des Kunden.Aus dieser Entwicklung erwächst auch der Bedarf nach besonderen Dienstleistungen. So gibt es recent Medienberichten zufolge "in den USA", wo alles was neu und Trend ist herkümmt, mittlerweile bereits Agenturen, die Netzidentitäten korrigieren und Spuren, die man in früheren Zeiten im Netz hinterlassen hat löschen.
Wer sich also beim Kampfkotzen am Rande der Abiturfeier hat fotografieren lassen oder im Rückblick peinliche Forumsbeiträge unter den ersten 10 Google-Treffern bei Eingabe des eigenen Namens findet, kann diese nun von Profis beseitigen lassen. Denn nicht allzu selten wird aus dem Kamptrinker und Therapy?-Dauerhörer nach zielstrebigen Studium in Münster ein ambitionierter Consultant und Mokassinträger, der sich vielleicht Sorgen macht, dass sein Recruiter die überkommenen Netzspuren vielleicht finden und zur Abrundung und abschließenden Bewertung des im Assessment-Center ermittelten Persönlichkeitsprofils heranziehen könnte.