Dienstag, Mai 22, 2007

Post von Wagner von morgen schon heute

Die Süddeutsche berichtet: "Unbekannte haben in der vergangenen Nacht ein Auto von Kai Diekmann in Brand gesetzt. Die Polizei fand kein Bekennerschreiben, hält aber einen politischen Hintergrund für wahrscheinlich. (...) Inzwischen meldete sich auch Kai Diekmann zu Wort: Das Familienauto, ein Wagen der Mercedes-R-Klasse, sei völlig zerstört. "Das war kein Luxusauto, sondern ein Familienkombi“, sagte Diekmann."

Damit Franz-Josef Wagner nicht so viel Arbeit für seine Kolumne "Post von Wagner" morgen nicht so viel Arbeit hat, haben wir schon mal etwas vorgeschrieben, das er gerne verwenden kann:

Liebe Brandattentäter,

gestern habt ihr den Mercedes von BILD-Chef Diekmann (Studienabbrecher, Preisträger "Goldene Feder", Kanzlerbiograph) angezündet. Dieser brutale Akt sinnloser Gewalt traf kein Zeichen des Bonzentums, wie von Euch Irren aus guten Stücken vielleicht gewollt - sondern einen Kombi.

Ein Kombi ist keine Bonzenkarre. Ein Kombi ist das Symbol für Familie. Kein Potenzprotz-Porsche, kein Raser-BMW, kein Victory-Ackermann-Stellenvernichter-Schlitten, sondern ein Auto, das Windeln transportiert, den treuen Familienhund, auf dessen Rücksitz die Kleinen quengeln, wenn es in den ersten gemeinsamen kleinen Urlaub geht, den die alleinerziehende Mutter sich mit blutigen Händen im Bombenhagel auf der Flucht zusammengespart hat.

Ich frage mich, in welchen Autos Ihr von euren Eltern vom Kindergarten abgeholt wurdet, zur Schule gebracht, zur ersten Sommerfete gebracht wurdet. Das erste Weinen, der erste Kuss, die erste Tour zum Straßenstrich, die erste Fahrerflucht.

Ein Familienauto erzählt mehr Geschichte als jedes Buch.

Kai Diekmann hat drei Kinder. In Zeiten, in denen junge Menschen v.a. ihren Traum nach schnellem Geld verfolgen setzt Diekmann auf altmodisches. Ehe, Kirche, Kinder.

Alles das habt Ihr gestern angezündet. Nicht das Auto ist verbrannt. Die Versicherung wird den Schaden ersetzen. Die Hoffnung auf mehr Kinderlachen in Deutschland ist verbrannt. Wir brauchen mehr Kinderlachen und weniger Molotow-Cocktails auf zerhackte Kinderleichen im Bombenhagel der WK-II-Opfermütter wie meiner Mutter, die meinen zitternden Leib in
klirrender Kälte nur mit ihrer Spucke und der Sehnsucht nach einem neuen Morgen auf den dampfenden Trümmern einer verlorenen Vergangenheit wärmte.

Katholische Kirche, Boogie Woogie, Zungenkuss, Schmetterling, Freiheit, Suff, Hemingway, Rauchen, Sexmonsterfürimmerwegsperren, Studentinnen, Protest, Frieden, kjsajswndwadla
(Im Suff auf der Tastatur eingeschlafen - jetzt muss ich noch schnell in die Paris-Bar, mich mit Matussek und Schirrmacher treffen, einen zwitschern und dann schön zusammen in den neuen Puff -SPIEGEL-Hauptstadtbüro- um die Ecke)

Ihr
F.J. Wagner