Mittwoch, Mai 28, 2008

Die Fortsetzung des Groschenromans mit anderen Mitteln

Sibylle Berg hat sich in der NZZ "Sex and the City" vorgeknöpft:

"Wenn Feminismus in irgendeiner Art Freiheit bedeutet, so haben die vier Damen aus New York City nichts davon, vielmehr bestätigen sie alte biologische Manifeste, die da heißen: Frau muss gut aussehen, sich aufbrezeln, tunlichst untergewichtig sein bzw. große Möpse haben, und dann wartet sie mehr oder weniger ausschließlich auf einen Traumann, der ihr natürlich überlegen ist. «Sex and the City» ist die Fortsetzung des Groschenromans mit anderen Mitteln.


Die Frauen dürfen ab und an über männliche Genitalien reden und Sex vor der Ehe haben. O. k. Das ist ja schon mal was. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe durchaus eine Vorliebe für seichte Unterhaltung, ich lese Klatschhefte und schaue «Schwiegertochter gesucht». Denn die Kenntnis des Trivialen heisst die Menschheit und sich selber verstehen, denn so tief, wahrhaft und intelligent, wie wir gerne wären, sind wir ja alle nicht. Nur: Es wäre wirklich sehr albern, wenn man, wie es manche Medienberichte tun, «Sex and the City» als Meilenstein des Feminismus werten würde."

Gut gebrüllt, Löwin! Der ganze Artikel "Der Teufel trägt Blahnik" in der Online-Ausgabe der NZZ.

Etwas anders sieht das die EPD-Film. Sie hat Sarah Jessica Parker auf das aktuelle Titelbild gepackt und beschäftigt sich in einem längeren Artikel mit "dem neuen Frauenfilm" und geht der Frage nach, warum Frauen die "Chick Flicks" genannten Frauenfilme lieben, welche von Jungs zutiefst verabscheut werden und jeden Freitag und Samstag zu den immerselben Dialogen in deutschen Videotheken und vor Kinokassen führt.
Die Antwort ist ganz einfach: "Wo Jungsfilme von Freiheit und Abenteuer handeln, geht es in den »Tussistreifen« also um Bindung, und zwar feste."

Einen tieferen Grund für die männliche Ablehnung des Chick Flicks durch Männer meint die EPD Film darin zu finden, dass diesen Filmen neben der Romantiksoße ein "überraschend bösartiger Kern, eine oft recht erbarmungslose Sicht auf die Realität moderner Geschlechterverhältnisse." innewohne.

"Hierbei gebührt Sex and the City eine große Vorreiterrolle: Minutiös breiteten die vier Damen über dem obligatorischen Cosmopolitan das wenig appetitliche Verhalten der Männer im und um das Bett herum aus, vom Duschzwang nach dem Akt über die Organgröße bis zum schlecht schmeckenden Sperma kam so ziemlich alles zur Sprache. Man kann gut verstehen, dass heterosexuelle Männer die Serie in der Regel nicht mögen: Sie hat etwas Bloßstellendes."

Der ganze Artikel "Wenn Frauen auf die Nase fallen ..." in der Online-Ausgabe der EPD-Film.