Von Beginn an hat Barack Obamas Wahlkampfteam die Kampagne als "Grassroot Movement", als Graswurzel -Bewegung gekennzeichnet und sich damit erfolgreich von HilaryClinton abgesetzt bzw. diese als von großen Interessengruppen und Firmen finanzierte und daher Einzelinteressen verpflichtete Washington-Politikerin gelabelt. Hingegen es Obama gelang, sich im Stil von Capras "Mr. Smith goes to Washington" als Mann des Volkes darzustellen und den Wählerinnen und Wählern das Gefühl zu geben, mit ihrem Beitrag - auch in Form von Kleinstspenden - großes bewirken zu können und Teil einer größeren Sache zu sein.
Mit dieser Strategie hat Obama nicht nur erheblich größere Summen eingeworben, so dass er sich die gönnerhafte Geste leisten konnte, seine Unterstützer dazu aufzurufen, Hilarys Schulden zu begleichen. Vielmehr hat er zusammen mit dem hinter dem Begriff "Change" stehenden Versprechen den entscheidenden Ton im Wahlkampf gesetzt.
Dass "Change", also ein Wechsel in der Art und Weise, wie Politik in Washington gemacht wird, ansteht und dass es dabei darum geht, dem sprichwörtlichen "kleinen Mann" (und der "kleinen Frau") wieder das Gefühl zu vermitteln, dass es nicht zuletzt ihre Anliegen sind, das Ziel die Bedingungen zu schaffen, dass sie ihre Lebensumstände zum Besseren wenden können, die der Motor für politisches Handeln ist das Leitmotiv, dass schon längst von John McCains Kampagne adaptiert wurde.
Wie überhaupt Obamas Kampagne sich nicht nur im Ergebnis als die Erfolgreichere herausstellt, sondern v.a. in Hinblick auf das kommunikationsstrategische Vorgehen und die Machart professioneller und frischer auftritt. Der McCain-Kampagne bleibt dabei nicht vielmehr als dröge hinterherzulaufen (So sieht der Internetauftritt und das Webdesign einfach aus, als läge er nicht 10 Prozentpunkte hinten sondern 10 Jahre), wenn nicht gleich Ideen und Inhalte schlicht kopiert werden.
Als der Hurrikan "Ike" sich der amerikanischen Ostküste näherte, fand sich auf Obamas Webseite ein Aufruf für die zu erwartenden Opfer des Sturms zu spenden. Eine Idee, der die McCain Kampagne nach Tagen nicht anders zu begegnen wusste, als sie einfach zu kopieren, um Obama das Feld der staatsmännischen und patriotischen Geste nicht allein zu überlassen.
In aktuellenRundmails aus der McCains Zentrale wird nun der Leser aufgefordert: "Join the Grassroots Movement for John McCain and Governor Sarah Palin."
Apropos Sarah Palin. Ähnlich wie Barack Obama hat die Gouverneurin "nothing but a speech". So lautete jedenfalls ein häufig wiederholter Vorwurf von Hilary Clinton im Vorwahlkampf in Anspielung auf die vielumjubelte Rede des damals noch unbekannte Obama auf dem Parteitag der Demokraten 2004. So hatte Paulin auf dem Parteitag der Konservativen durch eine frische Rede begeistert. So gut diese Rede geschrieben und gübt war, so sehr offenbarte Palin ihre inhaltlichen Leerstellen in der direkten Unterhaltung mit dem Journalisten Charlie Gibson, Moderator der Abendnachrichten des US-Fernsehsenders ABC.
Auf die Frage nach der Bush-Doktrin schien sie offensichtlich nicht zu wissen wovon die Rede ist.
Man darf gespannt sein, wie sich die einander gegenüberstehenden Duos in den nun kommenden Reihe an TV-Debatten darstellen werden, die am Freitag mit der ersten Debatte zwischen Barack Obama und John McCain beginnt.