Dienstag, September 23, 2008

Kunsten å tenke negativt

Aktuell im Kino: "Die Kunst des negativen Denkens" - die norwegische Variante von "Der Gott des Gemetzels".

Geirr , 33, steht auf "Apocalypse Now", Knarren und fette Joints. Dazu dröhnt düster Johnny Cash aus den Boxen - denn Geirr sieht die Welt in schwärzesten Farben, seit er nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Seine Freundin Ingvild hält die üble Laune bei aller Liebe kaum noch aus und lädt darum die Gruppentherapeutin Tori samt ihrer Truppe vorbildlich Behinderter ein, alle mit zuckersüßem Lächeln und eiserner Hand darauf getrimmt, ihr Schicksal "positiv" zu sehen.


Als das Feelgood-Kommando gegen Geirrs Widerstand die Villa entert, dreht er den Spieß um und pariert Toris Psycho-Phrasen mit rabenschwarzem Sarkasmus und schlagenden Argumenten. Bald kommt es zum Aufstand gegen die Sozialdompteuse und alle verordnete Heuchelei. Dies ist die Stunde der bissigen Wahrheiten, eine wüste Nacht voller Sex, Drugs & Rock'n'Roll - und unerwarteter Einsichten .

Mit seinem sarkastischen Humor bringt Geirr die unter der Oberfläche liegenden Abneigungen und unverarbeitenden Abgründe zum Vorschein und so verkehren sich alle Rollen.

Am nächsten Morgen liegt das Haus in Trümmern, es ist gekifft worden, jeder hat sich die Wahrheit gesagt und alle essen gemeinsam auf der Terasse Kuchen.

Eine kurzweilige Komödie, die obwohl sie in den Pointen recht vorhersehbar ist und auch vor grellen Effekten nicht zurückschreckt, die aber angenehmerweise nicht beansprucht, tiefsinnige Einsichten zu Tage zu fördern. Auch wenn hier das Modell gefahren wird, dass sich im Komischen und Grotesken eher "Wahrheit" offenbart als im bedeutungsschwanger auftretenden Ernst, bleibt Autor und Regisseur Bard Breien immer im Lager der Leichtigkeit und erspart sich und seinem Stück (die Dramaturgie und Figurenkonstellation ist derart offensichtlich als Theaterstück und "filmisch" konzipiert, dass hier von einem Theaterstück gesprochen werden muss. "Die Kunst des negativen Denkens" schreit nach einer Verarbeitung als Theaterstück und darf sich schon jetzt einer Karriere ähnlich Patrick Süßkinds "Kontrabass", Yasmina Rezas "Kunst" oder "Der Gott des Gemetzels" sicher sein.) die Last, eine wichtige Botschaft anzubieten. So fühlt man sich 79 kurzweiligen Minuten wie nach einer erfrischenden Sitzung. (Quelle: Kool)