Freitag, Juli 17, 2009

Bolgona und Hartz IV

In der Süddeutschen Zeitung entdeckt Gustav Seibt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen "dem Bologna Prozess" und den "Hartz IV" Regelungen - beide, so Seibt, atmeten den Geist eines "eingeborenen anthropologischen Pessimismus(ses)".


Den Regelungen von Hartz IV liege die, so Seibt, Vorstellung zu Grunde, dass die Arbeitslosen nicht arbeiten wollten und daher genötigt werden müssten. Daher drehten sich die Regelungen mehr um Zwang und Kontrolle als um Anreize und Angebote.

"Ähnlich rechnet nun die sich durch Bologna abzeichnende Neuordnung der Universitäten mit einem denkbar negativen Bild der Studierenden: Nicht nur mangelhaft vorgebildet, sogar unneugierig, studierunwillig müssen junge Menschen sein, denen man so durchgestaltete Studienpläne und -pflichten auferlegt. Anstatt vor allem auf Resultate und Ziele zu schauen, werden die Wege festgelegt, als sei gar niemand imstande, sich selbst zu orientieren. So wie Hartz IV auf Arbeitsscheue und Transferleistungsabgreifer starrt, so wendet sich das bürokratisierte Bologna-Studium an den idealtypischen Bummelstudenten."

In dem Maße aber, wie den Universitätsreformen die Annahme des schlimmstmöglichen Grenzfalls (des Schein- und Bummelstudenten und Studienabbrechers) zum Orientierungspunkt macht und "mit aller Gewalt den Antitypus [zu diesem] Schreckbild hervorbringen will", treibe die Universität "den guten Geist des Studierens" aus den solchermaßen "Unfreien Universitäten" aus.

"Auch das ist ein kleines Kapitel aus dem großen Max-Weber-Thema, dass jede Institution sich ihren Menschentypus heranbildet."

Der ganze Artikel Reformen aus einem Geist in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.

(Bild: iikozen)