Sonntag, März 10, 2013

Konfuzius-Konfusion

"Menschenrechte müssen nicht legitimiert werden. Das macht doch gerade ihre Bedeutung aus. Als universelle Rechte sind sie allgemeingültig." 
Heute lief im Deutschlandfunk ein ganz hervorragender Beitrag zur Mechanik der China-Apologetik in der deutschen Öffentlichkeit. Sabine Pamperrien zeigt in ihrem gleichermaßen kühl-sachlich vorgehenden und zugleich von einer deutlichen, von der Leugnung des unaufkündbaren Universalismus der Menschenrechte in Wallung gebrachten Verve, auf, das es einen Diskurs gibt, der mit verschiedenen Argumentationsfiguren Kritik an der chinesischen KP und dem kommunistischen Staat wahlweise widerlegen oder als irrelevant und ahnungslos bei Seite schieben will.
Foto: plattmunk
Zu einer der rhetorischen Figuren dieses Diskurses gehört es, einen Popanz des China-Bashings aufzubauen und zu behaupten, es gebe einen breite, unkritische und selbstgerechte China-Kritik, die dem Land und seiner Kultur nicht gerecht werde. Damit setzen die China-Versteher sich selbst in die Position des gegen den Strom schwimmenden, vor Anecken nicht zurückschreckenden, zu einer differenzierten Betrachtung aufrufenden Mahners und mutigen Aufrechten, der sich gegen ein moralisierendes Eiferertum stellt. 

Bekanntestes Maskottchen dieses Diskurs ist Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der sich in schnoddrig wegwerfenden Gesten des "Unbequemen" und "Querdenkers" gefällt. Die Deutschen haben sich so sehr an die Figur des weisen Opa gewöhnt, dass sie selbst dessen unverfrorensten Entgleisungen als tiefe Weisheiten andachts- und huldvoll entgegennehmen.

So geht Schmidt der Diskussion um Menschenrechte aus dem Weg: Er sagt völlig unmissverständlich, dass er wenig von deren Idee hält. Als Giovanni di Lorenzo ihn in einem Interview für die "Zeit" daran erinnerte, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte eine Reaktion auf die Schrecken des zweiten Weltkriegs gewesen sei, entgegnete Schmidt trocken, er sei kein allzu begeisterter Anhänger der Vereinten Nationen. Dann fuhr er fort, dass seine Kenntnis der chinesischen Geschichte und Kultur ihn zu der Schlussfolgerung kommen ließ, dass die Menschenrechte der chinesischen Kultur fremd seien. "Die Menschenrechte sind der chinesischen Zivilisation bisher nicht inhärent." Grundsätzlich bestreitet er damit die Universalität der Menschenrechte. Er stellt ganz klar heraus, dass es sich bei Kapitalismus, Demokratie und Menschenrechten um europäische Errungenschaften handelt, zu denen andere Zivilisationen nicht gezwungen sein sollten.

"Die China Versteher und ihre demokratischen Feinde. Zwischen und Anprangerung und Ignoranz der 5000-jährigen Geschichte" von Sabine Pamperrien