Dienstag, Dezember 31, 2013

Neujahrslied

Mit der Freude zieht der Schmerz 
traulich durch die Zeiten. 
Schwere Stürme, milde Weste, 
bange Sorgen, frohe Feste 
wandeln sich zur Seiten. 

Und wo eine Träne fällt, blüht auch eine Rose. 
Schon gemischt, noch eh wir's bitten, 
ist für Throne und für Hütten 
Schmerz und Lust im Lose. 

War's nicht so im alten Jahr? 
Wird's im neuen enden? 
Sonnen wallen auf und nieder, 
Wolken gehn und kommen wieder 
und kein Mensch wird's wenden. 

Gebe denn, der über uns 
wägt mit rechter Waage, 
jedem Sinn für seine Freuden, 
jedem Mut für seine Leiden 
in die neuen Tage, 

jedem auf dem Lebenspfad 
einen Freund zur Seite, 
ein zufriedenes Gemüte 
und zu stiller Herzensgüte 
Hoffnung ins Geleite.

Johann Peter Hebel