Samstag, April 07, 2007

Growing Up

Endlich im 34. Lebensjahr eine Haftpflicht abgeschlossen. Ein Schritt mehr in Richtung "Erwachsensein". Die logistische Seite des Lebens ist hässlich, langweilig komplex und nimmt einem viel von der kindlichen Arglosigkeit, die man noch weit über das studenische Dasein hinaus pflegt: Irgendwo kommt irgendwie Geld rein, davon geht was für Miete und Essen weg und der Rest wird bei H&M, IKEA (was bleibe in einer Wohnung, wenn man die Produkte von Ikea, H&M, TCM, Saturn, MediaMarkt, Amazon entfernen würde?), Beck's und Kino verballert. Wenn man dem Thema "Versicherung" erstmal die Tür geöffnet hat, hält vor allem eins zunächst Einzug: Verunsicherung. Fear and Loathing. Vor schweren Unfällen (Berufsunfähigkeitsversicherung), Altersarmut (Finanzplan, Riesterrente), gemeinen Nachbarn oder Auffahrunfällen (Rechtsschutzversicherung) usw. Und wenn man seine Nase mal in dieses Paralleluniversum steckt, begegnet man v.a. der eigenen Ahnungslosigkeit. Wenn es um die Krankenversicherung geht und man sich kompetent erläutern lässt, was offene Hilfsmittelkataloge sind und wie die gestzliche KV (cooler Versicherungsslang) arbeitet, ahnt man, worum es in der Politik heute geht: finanzkonzeptuelle Finessen, die letztlich immer mathematische und juristische Probleme darstellen, was erklärt, warum die Politiker so aussehen wie sie aussehen, warum Politikerinnen häufig so aussehen wie Frau Merkel und warum es keine charismatischen Visionäre gibt (und komme mir bitte niemand mit Tante Helmut schmidt, der dauerqualmenden Zahnfee der SPD! Dessen dümmlicher Spruch, dass, wer Visionen habe, zum Arzt gehen solle, ist eine als cooler scherz getarnte Kleingärtnerattitüde, die das eigene Mikromanagement zur Haltung der Stunde stilisiert).

Da ist man dann für einen Al Gore, Ralph Nader oder Götz Werner sehr dankbar. Weil sie dann doch nochmal darauf hinweisen, dass es nicht verhandelbare Grundsatzfragen gibt, Wegreuzungen, an denen man sich entscheiden muss und wo eine Haltung, eine nicht mehr hintergehbare, handlungsleitende Maxime gefragt ist.