"Insgesamt ruht auf dem Internet so mancher Segen. Muß man deswegen aber Klassenzimmer in Großraumbüros verwandeln, wie es die Leute wünschen, die meinen, daß die »Schulen ans Netz« müssen? Der Verdacht liegt nahe, daß diejenigen, die das aufgeblasene Wort von der alles verändernden »Kulturtechnik« im Munde führen, das Internet selbst nie aufgesucht haben und es daher für eine geheimnisvolle und komplizierte Welt halten.
In Wahrheit ist das Internet ein zwar großes, aber schlichtes Reich. Ein bißchen wie Rußland. Wer jemanden hat, der ihm gelegentlich einen Tip gibt und ihm ab und zu über die Schulter schaut - aber bitte nicht ständig über die Schulter schauen, das nervt, der wird sich bei ausreichendem Interesse spätestens nach 14 Tagen recht wendig in diesem Reich bewegen. Die Schwierigkeit, ins Internet einzusteigen, liegt irgendwo zwischen dem Binden eines Windsorknotens und dem Erlernen von Standardtänzen."
Max Goldt: Schulen nicht unbedingt ans Netz in: Der Krapfen auf dem Sims