Sonntag, September 09, 2007

PorNO

Es gehört schon viel Bigotterie dazu sich für Europas führendes "Bumskontaktblatt" (Gerhard Henschel) als Werbeträgerin herzugeben und im direkten Anschluss eine Kampagne gegen Pornographie (wieder)anzustoßen. Alice Schwarzer bringt diesen Spagat zu Stande.

Vor wenigen Monaten hatte die Gründerin und Herausgeberin des Frauenmagazins "Emma" in einer Plakatreihe der Bild-Zeitung für eben jenes Blatt geworben, das zum Zwecke der Auflagensteigerung vorsätzlich die Persönlichkeitsrechte anderer verletzt und das Bedürfnis nach Erregung, Grusel, Empörung und Häme bedient und dabei vor keiner Infamie zurückschreckt, wenn es nur der Auflagensteigerung dient.

Die Kölner Journalistin empfindet es offenbar nicht als Widerspruch, die Anti-Pornotante zu geben und zugleich für eine Zeitung zu werben, die die Erniedrigung der Frau zum Geschäft gemacht hat. Da geifert das gesunde Volksempfinden auf Seite 1 nach dem "kurzen Prozess" gegen Kinderschänder, um auf derselben Seite die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen durch die dümmstdenkbare Kombination jodelpornoesker Bilder und Texte zu zementieren; wenige Seiten weiter erfreut das detaillierte Protokoll eines Opfers sexueller Gewalt alle Pädaophile – direkt gegenüber der Telefonsexnummern-anzeigen von "immerfeuchten Omas" und "rasierten Schlampen". Da Kloake und Klerus nah beeinander liegen, findet sich in BILD dann auch die lautstarke Anpreisung der "Volksbibel“ nur wenige Seiten weit entfernt.

Verona Pooth musste sich von Alice Schwarzer noch vorhalten lassen, mit ihrem, in Werbespots inszenierten Image das Frauenbild des hübschen Dummchens zu festigen. Aber dass die Frauenrechtlerin für ebenjenes Blattes posiert, dass in seiner Online-Ausgabe nur zwei Mausklicks von genau solcher Pornographie entfernt liegt, die mit der PorNO-Kampagne bekämpft werden soll, zeugt recht "flexiblen" Kriterien.

Der "erotische Witz des Tages" bei Bild geht heute übrigens so:
"Die Dorf-Schönheit betritt das Sprechzimmer des Landarztes. Kaum ist die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, stürzt sich der Arzt auf sie, reißt ihr die Klamotten vom Leib und bumst sie ordentlich durch. Nach einigen Minuten lässt er sich erschöpft auf seinen Stuhl fallen und seufzt zufrieden: „So, das war mein Problem - und welches ist ihres?" Vielleicht will Alice Schwarzer den ja mal in der Redaktionssitzung erzählen?

p.s. "Dass zwölf Millionen Schwachköpfe wissen möchten, wer nun wem "am drallen Allerwertesten" gefummelt habe, und dass es ein ehrloses Klatschblatt gibt, das solchen Wissensdurst stillt und die Ehekräche primitiver Schlagerfuzzis bekochlöffelt - damit könnte man leben. Aber dass eine Kulturnation bis hinauf in die höchsten Spitzen der Regierung, der Wirtschaft und der Erbverwalter Goethes mit diesem Zentralorgan der Unterhosenspionage paktiert, ist ein Skandal. In Bild gurgelt der Gully obszön vor sich hin. Wer in dieses Abflussrohr hinabsteigt, der hat seinen Geist aufgegeben. Wer Bild als Kolumnist oder als Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen intellektuellen und moralischen Bankrott erklärt." (Gerhard Henschel)