Es gibt Filme, deren Trailer sind den Langversionen um Längen überlegen. Rocky Balboa ist so ein Fall. Und auch The Astronaut Farmer. Frank Farmer hegt den Traum, ins Weltall zu fliegen. Alle im Dorf halten ihn für verrückt, allein seine Familie mit der liebenden Frau voran unterstützt ihn vorbehaltlos bei dem Vorhaben. Er baut in seiner Scheune eine Rakete und hat es schon bald mit dem FBI zu tun, das ihn potentiell terroristischer Aktivitäten verdächtigt, weil er sich über das Internet versucht tausende Liter Raketentreibstoff zu besorgen. Auch die Luftfahrtbehörde versucht ihm Steine in den Weg zulegen, da der Erfolg eines Hobby-Astronauten, der aus Schrott-Teilen eine Rakete in den Orbit schickt, das Milliardenprogramm der NASA alt aussehen ließe.
So sehr der Film von Anfang auf die Frage hin konzipiert ist, ob Frank fliegen wird oder nicht, ob er nur ein liebenswerter Spinner ist oder nicht, so schnell verschenkt der Film diese Frage und buchstabiert alles aus, zeigt alles, bis auch gar keine Frage mehr offen und kein Platz mehr für die Imagination des Zuschauers bleibt:
Frank ist ein Ingenieur und ehemaliger Astronaut, der das NASA Programm verließ, weil sein Vater Selbstmord beging und er bei seiner Familie sein wollte. Er kann also tatsächlich eine Rakete bauen. Und dass die Rakete funktioniert, erfahren wir sehr bald, als Frank diese startet aber aufgrund eines Unfalls nicht gen Himmel sondern quer durch die Landschaft jagt.
Frank kommt ins Krankenhaus, erholt sich langsam, beerdigt seinen Traum, bis - oh wundersame Drehbuchwendung - der Schwiegervater stirbt, seiner Tochter einen Batzen Geld vermacht, den sie natürlich ihrem Mann gibt, damit er die Rakete gleich nochmal baut und ins All düst.
Selbst die Frage, ob Frank eine Wiedergutmachung für soziale Demütigung und Geringschätzung erfahren wird und sein offenkundiger Erfolg zu seiner Entlohnung in Form öffentlicher Wertschätzung führen wird, bleibt keine Sekunde in der Schwebe. Die Option, dass allein seine Familie und seine Kleinstadt die Wahrheit seines Erfolgs kennen, während NASA und FBI die Wahrheit unterdrücken wird nicht mal angedacht - im Nachspann sehen wir Frank bei Jay Leno und bekommen eine trübe Ahnung davon, wie der Bauer im Weltall nach der ersten medialen Verarbeitung, die wir im Film gezeigt bekamen, nun mit dem Erfolg seines zweiten Anlaufs im Gepäck eine "richtige" Verwertung seines Erfolgs durchläuft.
Astronaut Farmer ist weder ein Ingenieurfilm à la "Apollo 13" noch ein Traumfilm à la "Big Fish". Einzelne Bilder und Einstellungen, wie die Einstiegssequenz in der Frank mit Astronautenanzug durch die Weidelandschaft reitet, oder für seine Kinder ein Kinderkarussell mietet, hängen ohne Einordnung in der Luft und reklamieren eine verträumte Qualität, die der Film nicht einlöst (aber in der Montage des Trailers versprochen werden).
Fahrlässig ist, wie der Film viele reaktionäre Themen ("Die da oben" in Washington) zum Zwecke billiger emotionaler Effekte bewirtschaftet, die aber zu schlampig angelegt ist, um diese dramaturgisch angelegten Fäden stimmig zu einem Erzählteppich zu verweben:
Der verschuldete Farmer, der von den bösen Banken bedrängt wird und sich nicht anders zu helfen weiß, als Steine in die Scheiben der Bank zu werfen oder einem Vertreter, der den Wert des Landes einschätzen soll, zu bedrohen, was als rustikale Geste daher kommt und die Sympathien auf Seiten des Underdogs ziehen soll, während alle Vertreter der öffentlichen Ordnung wahlweise als Einfaltspinsel oder kaltherzige Bürokraten gezeigt werden, die gegen den idiosynkratischen Vertreter des amerikanischen Traums (Farmer, Astronaut UND Cowboy!) mit dem großen Herzen und gesundem Menschenverstand antreten.
Aber - toller Trailer.