Mittwoch, Juni 20, 2012

Terror der Tugend

Diese Woche sind in der ZEIT Martenstein Festspiele. Im Artikel zum Titel lässt sich der Kolumnist (mal wieder) zum Terror der Tugend aus und beschreibt anhand einer kaum enden wollenden Liste von Beispielen, wie der Zwang zur Moral, die digital verstärkte permanente Beobachtung und Dauerkommunikation Fehlleistungen gnadenlos bestraft und fragt, ob unter solchen Bedingungen eigentlich noch die Besten oder nicht lediglich die Cleversten oder die Bravsten nach vorne kommen.

In einer Welt voller digitaler Blockwarte halten sich alle gegenseitig in der Geiselhaft permanenter Sanktionsbereitschaft. So wird sichergestellt, dass niemand mehr als man selber hat, sich mehr herausnimmt, traut. Das ist nicht nur nervig im privaten, sondern hat auch politische Folgen, wenn es - wie Martenstein zeigt - System und Infrastruktur wird. Wer es komplizierter haben will kann das bei Foucault nachschlagen: Der restriktive, die Abweichung bestrafende Staat - unter dessen Fuchtel das der Freiraum individueller Abweichung wenigstens noch denkbar ist - wandelt sich zum Erziehungsstaat, der durch viele Maßnahmen das Handeln und Denken der Menschen lenkt und die "richtige Einstellungen" hervorzubringen versucht, bis am Ende kein Gefängnis, keine Strafe mehr nötig ist, weil alle nur das wollen und tun, was sie wollen und tun sollen.

Aber - ist das dann noch eine Welt, in der man leben will?

Abgesehen davon schreibt Martenstein wie jede Woche eine famose Kolumne, diesmal über Berlin, die Stadt in der NIX klappt!