Samstag, Februar 16, 2013

Der Staat als Erzieher

„Demnächst sollen in der EU die Mentholzigaretten verboten werden, wie Helmut Schmidt sie raucht. Sind Mentholzigaretten schädlicher als Zigaretten ohne Menthol? Nein. Außerdem will die EU alle Zigaretten verbieten, die einen Durchmesser von weniger als 7,5 Millimetern besitzen. Und auf allen Päckchen werden Horrorbilder von kranken Menschen zu sehen sein. Die Begründung lässt sich in folgendem Satz zusammenfassen: Rauchen ist unvernünftig.

Meiner Ansicht nach steckt hinter solchen Maßnahmen ein neues Verständnis vom Staat und seinen Aufgaben. Der Staat ist ein Erzieher. Er soll nicht nur das Zusammenleben regeln, nein, er vertritt eine Idee vom richtigen Leben. (…)

Ich will das nicht mehr. Diese Leute, die mir ständig Vorschriften machen, kann ich ja nicht mal abwählen. Ich möchte auch in Zukunft die Freiheit besitzen, nachts im Wald spazieren zu gehen, obwohl das gefährlich sein kann. Ich will auch in Zukunft Wollsocken ohne rutschfeste Noppen tragen dürfen. Ich will weit aufs Meer hinausschwimmen, wenn ich Lust dazu habe. Ich fordere die Freiheit, drei Nächte hintereinander durchzumachen, jawohl, ich will tanzen, egal, was mein Kreislauf dazu sagt.“ Harald Martenstein, ZEIT Magazin Nr. 4