Mittwoch, Juli 25, 2007

Geld für Alle(s)

Ist FORSCHUNGS (nicht Bildungs!)ministerin Annette Schavan heimlich der SPD beigetreten? Weniger Staat! Deregulierung! ruft es stets von allen FDP- und Arbeitgeberverbandskanzeln. Aber wenn die Zentralstelle zur öffentlichen Finanzierung privater Wirtschaftsunternehmen (a.k.a. BMBF) die Portokasse aufmacht, hört man recht wenig davon. Komisch.

Pressemitteilung des BMBF vom 25. Juli: Schavan startet Pharma-Initiative für Deutschland. Forschungsministerium investiert 100 Millionen Euro in Strategiewettbewerb für die Medizin der Zukunft / Dialog mit allen Akteuren der Wertschöpfungskette.

Und in schlechtestem Flyerverbandsministeriumsförderprosadeutsch heißt es: "Zentrales Ziel ist es, der Innovationskraft am Pharmastandort Deutschland neuen Schub zu verleihen. Dazu werden besonders strategische Ansätze gefördert, die alle Glieder in der biopharmazeutischen Wertschöpfungskette vom Forschungslabor, dem Einsatz in der Klinik bis zur Produktion neuer Medikamente frühzeitig in einem gemeinsamen Konzept vereinen. [...] Als Flaggschiff der Pharma-Initiative startete Forschungsministerin Schavan am Mittwoch die die neue, mit 100 Millionen Euro ausgestattete Fördermaßnahme "BioPharma - Der Strategiewettbewerb für die Medizin der Zukunft". Unternehmerisch geführte Konsortien sind aufgerufen, strategische Konzepte für eine wirkungsvolle Gestaltung der biopharmazeutischen Wertschöpfungskette vorzuschlagen."

Aha.

"Schon jetzt spielen biopharmazeutische Wirkstoffe eine große Rolle: Medikamente aus den Biotechnologie-Laboren trugen im Jahr 2006 bereits mit 3,1 Milliarden Euro und damit zwölf Prozent zum Gesamtumsatz der Pharmaindustrie in Deutschland in Höhe von insgesamt 25,4 Milliarden Euro bei."

Ja - und wenn "die Pharmaindustrie" Geld verdient, verdienen wir alle. Denn dasschafftArbeitsplätzeundsichertdenHochtechnoligeundInnovationsstandortDeutschland (Grundwörterbuch "Wie werde ich Politiker").

Sehr gut. Weiter so. Mehr davon.

Die bekanntlich am Boden liegende Pharmaindustrie braucht da dringend die Förderung mit öffentlichen Geldern, um "Strategien" zu entwickeln. Man fragt sich allerdings, was mit der ähnlich kränkelnden Autoindustrie ist. Soll diese Branche etwa aus eigener Tasche ihre Werbekampagnen entwickeln und Flyer bezahlen? Aber vermutlich wird die von einem anderen Ressort gefördert.

Können demnächst auch Supermärkte, Telekommunikationsunternehmen, Kioskbetreiber und andere Unternehmer für ihre privat-wirtschaftliche Aktivitäten öffentliche Gelder bekommen, um "Strategien" zu entwickeln, die die "Wertschöpfungskette" (gerade im globalen Wettbewerb und unter bezug auf die besondere Bedeutung der Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung der Frau in die Umwelt) stärken?

Ob die Ergebnisse wohl als Open Access Dokumente verfügbar gemacht werden?