Freitag, Oktober 19, 2007

Kanzlerin

Hiermit wagen wir eine Prognose: Mit der Fotoserie "Sagen Sie jetzt nichts" im Magazin der Süddeutschen Zeitung hat Ursula von der Leyen mehr für ihr Image und ihr Potential als Kanzlerkandidatin der CDU getan, als mit allen Initiativen, Gesetzesentwürfen und Homestorys über ihr Leben mit 10-20 Kindern.

Ihre mimischen Reaktionen auf die Frage, ob der Vorwurf von Bischof Mixa, sie würde Frauen zur Gebärmaschinen degradieren, sie gekränkt hätten und ob sie Nicholas Sarkozy sexy finde (Siehe Bild rechts) oder worauf sie bei einem Mann zuerst achte (Siehe Bild unten), werden ihre Zustimmungswerte durch die Decke jagen. Wirkte Ursula von der Leyen mit ihrem nach hinten gekämmten, von einem Haarreifen zusammengehaltenen Haar, dem Strickjäckchen wie eine streberhafte Querflötistin aus einem Schweizer Internat, kommt sie in der Fotostrecke als fröhliche, lebenslustig-sinnliche Frau herüber.

Von der Leyen wirkt nicht wie sie bislang bieder und spröde, sondern lustig, bzw. fröhlich, herrlich normal. Man hat den Eindruck: Die kocht bestimmt nett in der Küche, drumherum ist Trubel, Kinder kommen nach Hause, knallen den Schulranzen in die Ecke, schleppen Dreck und Freunde mit in die Wohnung. Alles plaudert, es ist laut, Telefone und Handys klingeln, irgendwo dröhnt eine Stereoanlage. Sie hat alles im Blick ohne ständig alles regulieren oder im Ton keifend werden zu müssen. Sie ist nicht angestrengt oder übellaunig.

Von der Leyen hat mit diesem Foto-Interview das Kunstück fertig gebracht, das Bild von ihr endgültig in eine andere Richtung zu korrigieren. Nachdem sie ihre Frisur änderte, ist dies eindeutig der Schwenk zu einer natürlich-fröhlich-attraktiven und patenten Frau. Dabei gelingt ihr das Kunststück auch als sinnliche Frau zu erscheinen, ohne dass sie wie Ute Vogt im Radio "beichtet", hin und wieder einen Organsmus vorzutäuschen, oder sich wie Ulla Schmidt bei Günther Jauch nach der Qualität ihres Sexlebens befragen lässt.

Im Unterschied zu Dr. Silvana Koch-Mehrin, die sich nicht entscheiden kann, ob sie die Mama-Karte, den Jugend-Bonus oder den Sex-Blondinenfaktor ausspielen soll und sicherheitshalber alle Bereiche abdeckt und sich Demi-Moore-esk mit dem nackten schwangerschaftsprallen Bauch ablichten lässt oder ein gedankensparsames Buch , das einen modernen Feminismus zu beschreiben behauptet aber über die Aneinanderreihung von gehobenem Stammtisch/Kaffeekränzchen-Allgemeinplätzen nicht hinauskommt, veröffentlicht, schafft von der Leyen es mit der Fotostrecke, aus dem Bieder-Image auszubrechen, ohne sich unauthentisch als sexy Frau aus der FA-Reklame zu behaupten.

Sie ist immer noch Mutter von erstaunlich vielen Kindern, hat immer noch die etwas mädcheninternatsaufseherinnenhaften schavanige Tonlage - aber justiert dieses Image in Richtung "lustig", froh, aufgeräumt, zupackend und immerlockerbleiben.

Tonnerwetter.