Sonntag, November 11, 2007

Bionade-Biedermeier

Unsereiner liest DIE ZEIT ja nicht. Früher, weil sie meinte Leitmedium zu sein und als Pflichtlektüre für das leitende Personal, Dr. Lieschen Müller, in "pointierten 14-Seiten-Artikeln" (Harald Schmidt) die Schwerpunkte deutscher Außen- und Weltpolitik setzen zu können ("Was Amerika jetzt tun muss"). Heute, weil sie eine Mischung aus Süddeutsche, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Neon und Chrismon zu sein versucht und in ihrem Magazin außer Tante Helmut Schmidt nichts zu bieten hat.

Aber zum Glück lesen Andere den Eimer und weisen einen bei Zeiten dann auf gute Artikel hin, wie diesen über den "Bionade-Biedermeier, den die "Loha"s im Prenzlauer Berg verbreiten und aus dem Viertel ein saturiertes Gettho der Besserverdienenden machen.

Ein Immobilienmakler ist begeistert:

"In den Wohnungen, die er verkauft, rücken die Küchen in den Mittelpunkt, das gute Leben, umstellt von Bildungsbürgerbücherwänden. „Ich frag meine Käufer immer, ob sie mehr als 3000 Bücher mitbringen – dann muss ich nämlich noch mal an die Statik ran.“ Stahlmann erkennt in seiner Kundendatei mittlerweile „eine neue intellektuelle Schicht, die den Wertewandel im Deutschland der letzten zwanzig Jahre geprägt hat“. Über den Dächern von Berlin setzt sich Rot-Grün zur Ruhe und legt hedonistisch Hand an. [...]



Die Kinder auf den Wartelisten der Kitas heißen in der Regel Paul und Paula, Conrad und Jacob, Marie und Mathilda. Alternativ zu sein heißt hier mittlerweile, in einer Zeit verwirrend vielfältiger Lebensentwürfe zu seiner Bürgerlichkeit zu stehen."

Der ganze Artikel Bionade-Biedermeier in der Online-Ausgabe der Zeit