Freitag, April 18, 2008

Wochenende!

Es gibt Songs, die dazu gemacht sind, direkt und ohne Umwege einzuschlagen, die keine Umwege über sperrige Harmonien, verzweigte Strukturen oder komplexe Texte nehmen, deren Wörter sich unverschämt reimen, die Melodie direkt ins Herz fährt.

In ihrer eingängigen, schlichten Schönheit übertrahlen sie alles und man kann nicht umhin, den Blick zu heben, nach ihnen zu sehen, obwohl man schon bei der ersten Begegnung weiß, dass ihre Faszination immer schon von deren Ende spricht. Wie bei einer Sommerliebe, bei der man von Anfang an weiß, dass, wenn man erstmal wieder zu Hause ist, sie ihre Faszination verlieren wird, weiss man schon beim ersten Hören, dass es sich um einen Song handelt, der sich abnutzen und nach 3, 6 oder 12 Wochen die hypnotische Kraft des ersten Hörens verloren haben wird.

Ähnlich wie "Falling Slowly", "Chasing Cars" oder "Somewhere only we know" ist Adeles "Chasing Pavements" ein solcher Fall.



Manchmal versucht man, sie sich aufzubewahren, entwickelt Strategien, hört sie extra selten. Aber dies ginge an der Bestimmung dieser Songs vorbei, die dazu gemacht scheinen, wie ein Komet nur einmal zu erscheinen, ihre alles verzehrende und überstrahlende Wirkung dadurch zu entfalten, dass sie sich verschwenden und dann zu verglühen.

Wenn man einen solchen Song Monate oder Jahre später wieder hört, stellt sich der Zauber nicht mehr ein, aber man erinnert sich, dass man für einen kurzen Zeitraum fest davon überzeugt war, außer diesem einen Song nichts anderes zu benötigen.

Insofern schwingt immer eine gewisse Melancholie mit, weil der Anfang, der Genuss, der Rausch immer schon von seinem Ende spricht - und man es weiß. Und: Trotzdem nichts anders macht, sondern sich kopfüber hineinstürzt, weil dies der einzig angemessene Umgang ist: Auf Repeat schalten und immer und immer und immer wieder Anhören, Auskosten, Aufsaugen und sich die Momente zu merken versuchen, wie die Sommerliebe dafür gemacht ist, sich unter die Haut einzuschreiben und eine Schulung und Neujustierung der Empfindungsfähigkeit ermöglicht und nicht dazu gemacht ist, in die wohltemperierte Sicherheit der Bausparverträge und den Alltag gemeinschaftlich geteilter hauswirtschaftlicher Pflichten transportiert zu werden.