Mittwoch, April 08, 2009

Bildung für nachhaltige Entwicklung

These: Viele Projekte, Programme, Kampagnen zur Verbesserung der Welt sind v.a. ein Reiseprogramm für eine administrative Elite von "Projektmanagern", "Programmplanern" und dem leitenden Personal von Entwicklungs- und Bildungsorganisationen, Regierungsbehörden und anderen Einrichtungen. Der Kreislauf der Beantragung und Umsetzung von Projekten, Konferenzen und Tagungen stellt zunächst mal eine Förderung der Flyer-, Plakate- und Webseiten-produzierenden Dienstleistungsbranchen, der Hotels, Transport- und Verkehrsunternehmen dar. In diesem Reigen der mehr oder weniger hochtourig laufenden Projektabwicklungsroutine, bei der antragstellende und förderunggewährende Institutionen einerseits und das Publikum gebende "Zielgruppen" gemeinsam für allseitige Beschäftigung und Zirkulation öffentlicher Gelder sorgen, bleiben die anlassgebenden Themen und Probleme (Verbesserte Wasserversorgung, Alphabetisierung, Lehrerausbildung, Aidsreduzierung, Hungerbeseitigung, etc.) erstaunlich unberührt.

Dienstag bis Freitag fand in Bonn die Unesco-Konferenz 'Bildung für nachhaltige Entwicklung'. statt. Rund 700 Regierungsvertreter und Experten aus 150 Ländern "diskutierten" (= saßen in Vortragsräumen, sahen sich massig Powerpoint-Präsentationen an, tranken Kaffee, tauschten Visitenkraten aus) die künftigen Schwerpunkte internationaler Bildungspolitik. Die zentralen Ergebnisse wurden in einer 'Bonner Erklärung' zusammengefasst

Im Rahmen der UNESCO Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung werden Projekte, Organisationen und Programme unterstützt, vorgestellt, kommuniziert, gefördert, ausgezeichnet, die irgendwie unter die Überschrift "Nachhaltigkeit" passen.

"Der Begriff "Bildung für nachhaltige Entwicklung" bedeutet Bildung, die Menschen dazu befähigt, globale Probleme vorherzusehen, sich ihnen zu stellen und sie zu lösen. Er bezeichnet darüber hinaus eine Bildung, die Werte und Prinzipien fördert, die Basis für eine nachhaltige Entwicklung sind. Letztendlich meint er auch eine Bildung, die die Komplexität und die gegenseitige Abhängigkeit von drei Dimensionen hervorhebt: Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft." (BNE-Portal)

Wer argwöhnisch wäre würde hier einen ähnlich zerdehnten und schwammigen Begriff vermuten, wie bei der "Land der Ideen"-Kampagne. Ähnlich droht von einem Slogan wie "Nachhaltigkeit" umfassende Beliebigkeit auszugehen. Was passt nicht alles unter diesen Hut?

An der Konferenz zur "Bildung für nachhaltige Entwicklung" in Bonn nahmen 700 Konferenzteilnehmer aus 150 Ländern teil. Wieviel Nachhaltigkeit hätte man konkret erzeugen können, indem man auf die Konferenz verzichtet und sich die Reisekosten, Unterbringung und Verpflegung, die Logistikkosten usw. die durch die Konferenz erzeugt werden, spart (und damit auch die daumendicken UNESCO Publikationen, die kein Mensch liest) und z.B. direkt in das Pflanzen von Bäumen investiert?