Samstag, November 07, 2009

Money's too tight to mention

Nachdem Peter Sloterdijk über die Frage sinniert hat, wie lange die Leistungsträger und Werterbringer bereit sind, durch das - von Sloterdijk unterstellte - brave Abgeben ihrer Steuern die gesamte Gesellschaft durchzufüttern, Axel Honneth und andere darauf reagiert haben, schreiben nun abwechselnd Sloterdijk und Honneth und ihre jeweiligen Anhänger in den ihn zur Verfügung stehenden Medien hin und her.

Dabei "hätte das Theater um Sloterdijks Steueridee mit dem Nachweis ökonomietheoretischer Ahnungslosigkeit auf beiden Seiten schon zu Ende sein können", wie die FAZ bemerkt.

Andererseits: So eine Debatte - man erinnere sich an die Walser/Bubis-Kontroverse
(Drohroutine/Moralkeule) oder den kurz aufwallenden Artikelplatzregen zu dem aus einer Studie geborenen Begriff "abgehängtes Prekariat" - verkauft auch Zeitungen und versetzt den publizistisch-feuilletonistischen Resonanzkörper in belebende Schwingungen.

Heute äußert sich Paul Kirchhoff, "dieser Professor aus Heidelberg" (hier im Interview mit dem SZ-Magazin), in der FAZ zur Debatte und erklärt nochmal, warum der Staat auf Steuern angewiesen ist und sich nicht, wie Sloterdijk es vorschlägt, auf Schenkungen als Gnadenakte Wohlhabender zurückziehen kann.
Sodann erklärt Kirchhof aber auch, warum das gegenwärtige Steuerrecht mit seinen vielen Ausnahmen und der Priveligierung einzelner Interessengruppen ungrecht ist und den Bürger entmündigt und gegenüber dem Staat entsolidarisiert.

"Der Einzelne [...] gestaltet sein wirtschaftliches Verhalten so, dass er möglichst viele der gesetzlichen Begünstigungen in Anspruch nehmen kann. [...] Sodann nutzt der Staat das Steuerrecht, um den Bürger zu lenken. [...] Das Steuerrecht sieht den Menschen nicht als selbstbewussten, stolzen Bürger, sondern als käuflichen Untertan."