Sonntag, April 25, 2010

Mythen der Kommunikationsgesellschaft

Wer aber nicht über die Absurdität reden will, dass der freie, kostenlose Zugang zu Internet via W-Lan am Berliner Hauptbahnhof an ein 1.-Klasse-Ticket gebunden ist (also mithin für Leute vorbehalten wird, die ohnehin mit Blackberry und iphone unterwegs sind), das den freien Zutritt zur „DB-VIP-Lounge“ gewährt, in der man einen Gutschein für einen 15minütigen kostenlosen Netzzugang mit dem bedeutungsschwerem Gestus überreicht bekommt, als handle es sich um einen Wohnberechtigungsschein in Shangrila (zumal diese minimalen Vergünstigungen kostenloser Snacks, serviler Dienstbotenfreundlichkeit am Platz oder von der Menge abgesonderter Räume keine echten Mehrwerte darstellen - wer würde eine Mini-Tüte mit Salzbrezeln für eine Vorzugsbehandlung halten? - sondern als symbolische Distinktionsgesten zur Selbstvergewisserung und Zeigeakt den Anderen ("Wir müssen leider draußen bleiben") gegenüber (allein die wiederholten Durchsagen im Zug, dass man "in der 1. Wagenklasse auch am Platz bedient wird" scheinen v.a. den Zweck zu haben, die Menschen in der "2. Wagenklasse" daran zu erinnern, wozu sie keinen Zugang haben, was ihnen fehlt. Jerry Seinfeld hat in einer Comedy Nummer die Geste und den Blick, mit denen Stewardessen den Vorhang zwischen 2. und 1. Klasse im Flugzeug zuziehen einmal beschrieben. Der Blick) einen Begehrenswert - Zugehörigkeit zur 1. Klasse - kommunikativ konstituieren und für die Zugangsberechtigten den Zweck der Selbstvergewisserung erfüllt), soll auch über die Informationsgesellschaft schweigen.