Montag, Februar 26, 2007

Staatstragend

Nach dem Oscar für sein Spielfilmdebut gibt es nur zwei Dinge, die eine Steigerung für Florian Freiherr zu Tralala und Strietzelberg darstellen könnten: Als parlamentatrischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz Wanderausstellungen für ölkologischen Landbau eröffnen oder Deutschlandfahnenschnellesskönig. So staatstragend quorrt der Henckelmann himself in jedes Mikrophon, dass er den Preis für Deutschland gewinnt. "Oscar für Stasi-Film wird parteiübergreifend gelobt" (Reuters). Na Mazeltov!

"Dieser Oscar ist gut für Deutschland" (Welt), "Wir sind Oscar», freuten sich in Deutschland Politiker und der Bundesverband Regie." (Bonner General Anzeiger) Filmstandort Deutschland gestärkt, erklärt auf keine Nachfrage hin der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) . Die Bundeskanzlerin sagt auch irgendwas darüber, dass sie sich auf die vielen Menschen aus Amerika freut, die sich jetzt bald in Anklam, Zitrow und Luckenwalde über die deutsche Einheit informieren wollen.

Der zweite ist der erste Verlierer

Eine Weile wurde bei den Oscars der Umschlag mit den Worten geöffnet "And the Oscar goes to...", weil man das Winner/Looser-Ding nicht so stark machen wollte, because all nominees are winners. Aber, wie die wider Erwarten amüsante Ellen de Generes richtig sagte, it's the make-or-break-night. Und das es ums Gewinnen ging, wusste auch Meister Donnerkeil, der seinen Olli Kahn studiert hat.

In der Süddeutschen Zeitung lesen wir
"Auch Donnersmarck misst dem Sieg entscheidende Bedeutung bei. ,,Es ist eben ein großer Unterschied, ob man nur nominiert ist oder ob man gewinnt. Ich stelle mir die Situation vor, wenn mein Hauptkonkurrent Guillermo del Toro mit ,Pans Labyrinth‘ gewinnt. Das ist eben was anderes, als wenn ich da sitze und sage: Hey, ich bin nominiert.‘‘

Genau. Darum geht's. Gewinnen. Andere hinter sich lassen. Sich durchsetzen.

Deutschland ist auch wenn sie verlieren und bei Weltmeisterschaften Dritte unerträglicher als andere, weil sie selbst im Verlieren noch die Besten zu sein beanspruchen. So sprach schon Andre Heller im Vorfeld der Fußball-WM davon, dass "es jetzt besonders um den Sieg der Deutschen, in Deutschland, vor Deutschen, mit Deutschen geht" und das darin die "Rückkehr des Verbissenen, des Nichtselbstironischen, des Unsinnlichen"

Besonders klebrig wird's dann, wenn tatsächlich gewonnen wird:

"Es ist etwas ganz Besonderes, einen Oscar für sein Land zu gewinnen. In Friedenszeiten schaffen das sonst wahrscheinlich nur Sportler - oder der Papst. Deutschland liegt auf Weltniveau. Und das haben wir auch mit diesem Oscar bewiesen."(N24)

Kultureller Kampfanzug

[Nachtrag, 4. März] DIE ZEIT schreibt "Mit den Worten »Wir sind Weltmeister!« zog von Donnersmarck, der bereits zuvor bekräftigt hatte, »auch in Friedenszeiten« gerne etwas für sein Land zu tun, als Erster den kulturellen Kampfanzug an. Bei den politischen Gratulanten von Thierse bis Westerwelle herrschte weniger aufrechte Freude als ideologische Vereinnahmungsgier"