Im Interview mit dem SZ-Magazin erklärt Jackie Chan, der derzeit mit dem dritten Teil der erfolgreichen RUSH HOUR Serie im Kino ist, seinen speziellen Stil, Action leicht und tänzerisch zu choreographieren: "Meine Art von Action ist überhaupt nicht gewalttätig." Legendär ist Jackie Chan für seine Körperbeherrschung und Athletik, v.a. aber für seinen Körpereinsatz. Bei Chan gibt es keine Drahtseile oder digitale Effekte. Jackie Chan ist sein eigener Effekt und eine beeindruckende Liste von Verletzungen zeugen ebenso von der Authentizität und Bereitschaft, sich für eine gute Szene einzusetzen, wie die mißratenen Versuche, die sich häufig in Abspännen von Jackie-Chan-Filmen finden und mindestens so unterhaltsam sind, wie der Film selbst. Chan selbst sieht sich eher in der Tradition der wortlosen leicht melancholischen Komödie eines Buster Keaton, denn von Bruce Lee. Im Unterschied zu Lees Ernsthaftigkeit ist Chans Action leicht und komödiantisch. Seine Figuren sind nie die grimmig entschlossenen Rächer oder überlegenenen Superhelden, eher leicht tölpelhaften, naiv-aufrichtigen Harlekins. Besonders bekannt ist Jackie Chan für die Einbeziehung der Umgebung und vorhandener Requisiten in die Action. In Auseinandersetzung mit einer - wie immer - Überzahl an Schurken gerät dann eine einfache Leiter, der eine Kühlschrank- und Eisfachtür mehr zu einem Tanzpartner, denn einer Waffe.
"Der Durchbruch als Hauptdarsteller gelang Jackie Chan 1978 mit den Filmen Die Schlange im Schatten des Adlers und Drunken Master, vom deutschen Verleih mit dem Titel Sie nannten ihn Knochenbrecher verunziert. Hier war zum ersten Mal die für ihn typische Mischung aus Stunts, Humor und elegant choreografierten Kämpfen zu sehen. Was macht die Kung-Fu-Szenen in seinen Filmen nun so außergewöhnlich? Als er diese Frage hört, spannt er seinen kompakten Körper an, als müsse er einen Angreifer abwehren, und antwortet dann mit einer Performance, die mit Worten nur ungenügend wiedergegeben werden kann. »Oft sehe ich langweilige Actionszenen, das hört sich dann so an.« Er klatscht einen simplen Zweivierteltakt. »Bum-ba-bum-ba-bum-ba. Langweilig! Wie kann ich also Action unterhaltsam machen, einem Tanz ähnlich?« Und er beginnt, auf dem Sofa sitzend, eine Kampfszene im Stil von Jackie Chan vorzuspielen.
Blitzschnell boxt er in die Luft, täuscht an, duckt sich weg, lässt sich in die Kissen fallen. Und die Laute, die er dabei von sich gibt, verdeutlichen, wie wichtig der Rhythmus für seine Filmkunst ist. »Bababum – – pompom – bam bam – – ssssss.« Jetzt würde Glas zersplittern, eine Tür oder ein Tisch zu Bruch gehen. Er atmet zischend aus, sofort geht es weiter »Ha – bababap bababum.« Dann holt er Luft und erklärt: »Wenn ich eine Actionszene gestalte, ist das wie ein Tanz, wie Musik, wie Jazz. Und das Publikum merkt, meine Art von Action ist überhaupt nicht gewalttätig.«
Da man Jackie hören muss, wie er lebhaft in kurzen englischen Sätzen erzählt, hat das SZ-Magazin den oben stehenden Auszug des Gesprächs als Audio online gestellt. Sehr schön. Paaaaoo-papapapapapa.