Der unnachahmliche Kurt Kister ist der SZ-Hausbeauftragte für die glasklare, ironisch-treffsichere Obduktion des in Deutschland aufgrund der Erstarrung des politischen
Personals und dessen Unfähigkeit zu genuin eigenen vitalen Regungen praktisch toten politischen Körpers.
Allein im Spiegel der pointenreichen Analysen Kurt Kisters bekommt man den Eindruck, etwas verpasst zu haben.
"Während der Delegierte sagt, Beck habe doch in seiner endlosen Rede am Freitag alles angesprochen, sagt der Journalist, erstens sei genau das das Problem, und zweitens habe er sich nicht zur bemannten Weltraumfahrt geäußert. Dann dreht sich der Delegierte um und ist böse. [...] "Neue Staatsverschuldung für die "Bürgerbahn" kommt gut an bei etlichen Delegierten, während Finanzminister Peer Steinbrück mit leicht verkniffenem Mund intensiv in seine Handflächen blickt, so als stünde da geschrieben: "Lauter Verrückte."(SZ)
Dabei kommt in Kisters Ausführungen immer des Herrn eigner Geist, der im Geist der Zeiten - und das heißt im diesem Fall der Parteitage (wie z.B. zuletzt den der CSU)- sich bespiegelt.
Das zu lesen macht aber einfach Freude und man fragt sich, wie es Kurt Beck gehen mag, wenn er Sachen liest wie "Müntefering aber ist der beste Parteivorsitzende, den die SPD nicht hat." (SZ) oder "Tosender Beifall, der sich überschlägt. Müntefering geht zurück auf seinen Platz, vorbei an Beck, der so eine Rede, die aus dem Herzen kommt und ins Herz der Partei trifft, niemals hinkriegen wird. Und weil der Saal gar nicht aufhören will zu toben, läuft Müntefering noch einmal nach vorn ans Pult, und dabei nimmt er Kurt Beck mit.
Die beiden stehen da, Beck überspült von Münteferings Jubel. Wäre man garstig, könnte man denken, dass das eine sehr subtile Form der nahezu patriarchalischen Rache ist, wie Müntefering seinen Parteichef da in einer Begeisterung baden lässt, die Beck selbst nicht erzeugen kann." (SZ)
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