Gerade erst jetzt Dank der werbeunterbrechungsfreien und synchronisationsunbeschädigten Gnade von DVD-Boxen die US-Fernsehserie Sopranos entdeckt. Dass es die vom Leben einer italo-amerikanischen Mafiafamilie in New Jersey handelnde Serie gab, wusste ich zwar schon.
Ebenso, dass die Serie und ihre Darsteller mit 21 Emmy-Awards, 5 Golden Globes und etlichen anderen Preisen ausgezeichnet wurden, von HBO produziert wurde und also offenbar famos sein musste.
Dennoch lagen diese Hausaufgaben bislang immer ubearbeitet auf Seite. Man hat ja schließlich noch anderes zu tun: Seinfeld, Scrubs, Curb your enthusiasm ... wann soll man das alles arbeiten? Jetzt also die Zeit dafür gefunden und die erste Staffel innerhalb kürzester Zeit durchgepflügt und für großartig befunden.
Der gleichzeitig Verletzlichkeit, Melancholie und Gewalttätigkeit darstellen könnende James Gandolfini glänzt als zwischen den Pflichten und Nöten eines Familienvaters und Capos einer kleinen "Crew" aufgeriebener Anthony Soprano, der unter Panikattacken leidend zur Psychotherapeutin Dr. Melfi (Gespielt von Lorraine "Goodfellas" Bracco) geht. Das klingt zwar nach "Analyse this" könnte aber von Komödie nicht weiter entfernt sein.
Sicher mag es humorig sein, die Gleichzeitigkeit von abgebrühter Brutalität, der notorischen Unterbelichtung der Ballonseide tragenden Goldkettchenitalos und deren Beschäftigung mit nichtigsten Details zu beobachten.
Jedoch ist es mehr als beachtlich, wie die Serie die Vielschichtigkeit der Mob-Welt am Beispiel von Anthony Soprano ausleuchtet und sich Zeit lässt, die komplexe Beziehung zu seiner Familie, den Kindern zu zeigen, den Terror der Mutter auszustellen und den permanenten Eiertanz des Ausbalancierens von Interessen in der Welt der Gangster nachzuzeichnen.
Eine Frage bleibt in der Serie allerdings unbeantwortet: Wo bekommen diese Menschen eigentlich diese eigentümlichen Klamotten her?
http://www.hbo.com/sopranos