Die Welt sinniert über die ikonographische Widerauferstehung von Brian de Palmas Scarface/Tony Montana auf T-Shirts machistischer Halbstarker und Möchtegern"Gangster" und sieht in dem von Al Pacino portraitierten Drogendealer die idealtypische Mischung karrieristischen Darwinismus und Skrupellosigkeit, wie sie in der heutigen Gesellschaft gegenläufiger Rhetorik von Chancengleichheit und Teilhabe zum Trotz v.a. gefordert werden:
"Tony Montana ist heute wieder da, weil er ins Bild des neoliberalen Karrieristen passt. In der Welt ohne Kündigungsschutz muss wohl jeder sehen, dass er schnell einer der Großen wird. Nichts anderes will Montana." (Welt)
Nicht nur passe Scarface von seinem egomanischen, selbstüberschätzenden Habitus in diese Zeit - "auch das Vehikel, das seinen Aufstieg und Fall möglich machte, ist wieder in Mode: Das Kokain, der Katalysator für skrupellose Entschlossenheit jeder Art. Es ist in Deutschland längst günstig und gehört seit Kurzem plötzlich zu den Substanzen, mit denen das BKA den größten Ärger hat. Eine Leistungsdroge dominiert eine von Leistung besessene Zeit." (Welt)