Freitag, November 07, 2008

Africa is not a country..?

Diese US-Wahl hat nun wirklich alles zu bieten, was man sich von einem guten Drama wünscht: Spannung, komische Momente, Pathos - und ein strahlendes Happy End. Die Rolle des schrägen Sidekicks spielte dabei eindeutig der weibliche Berlusconi aus Alaska.

Nachdem die Wahl verloren ist, sind nun Mitarbeiter der beiden republikanischen Spitzenkandidaten dabei, einander zu zerfleischen und über die Presse lancierte Indiskretionen zu untergraben. Insbesondere frustrierte Mitarbeiter aus McCains Stab füttern die Öffentlichkeit dabei mit pikanten Insider-Berichten, die sogar vom erzkonservativen TV-Sender Fox und von dessen Speerspitze Bill O' Reilly ventiliert werden.



Dabei sind es nicht nur die Peinlichkeiten in den wenigen, schon heute legendären Interviews, die Gov. Palin gab und in denen sie weitgehend sinnfrei Schlagwörter aneinanderreihte, die ohnehin der Weltöffentlichkeit bekannt sind. Es muss ungeheuer frustrierend gewesen sein, mit Sarah Palin zu arbeiten, derartig sprudeln nun die peinlichen Details heraus. Sie habe riesige Lücken im Grundwissen zur amerikanischen Politik gehabt, keine Ahnung über die Struktur der Regierung. Sie habe nicht gewusst, dass die USA an der Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA teilhaben. Auch habe sienicht gewusst, dass Afrika ein Kontinent und kein Land sei. Sie habe Mitarbeiter aus McCains Stab gefragt, ob Südafrika nicht nur Teil eines Landes, namens Afrika sei.

Bill O' Reilly schwächt die Berichte im Gespräch mit seinem Korrespondenten zwar etwas ab ("you can tutor people ... you can get people upspeed to the basics of >"), aber die Details selbst werden ausführlich ausgebreitet. Palins mangelnde Bereitschaft, sich für das legendäre Katie-Couric-Interview vorzubereiten ebenso, wie ihre Verweigerung, sich mit dem Mitarbeiterstab McCains abzustimmen, was im Wahlkampf u.a. dazu führte, dass sie sich mit einem ausführlichen Telefonat mit einem kanadischen Radiomoderator, der sich als der französische Präsident Sarkozy ausgab, blamierte. Auch als die sechsstelligen Kosten für die sich als "Hockey Mom", als Frau von nebenan gerierende Palin publik wurden und griffige Schlagzeilen lieferte wie die, dass ihr Visagist wesentlich mehr verdiene als die außenpolitischen Berater der Kampagne - all das kommt nun zu Tage.
Und wird dennoch Palins Perspektiven für mögliche weitere bundespolitische Ambitionen in kommenden Jahren nicht schmälern.

Nicht wenigen Konservativen der "Faith over Facts"-Crowd (Bill Maher) wird Palins Stil gefallen haben, der mehr auf konservative Grundüberzeugungen abstellt, als auf smarte oder kompetente Analyse. Diesem wertkonservativen Bevölkerungsteil steht Washington und der Profi-Politik per se ablehnend gegenüber, Intelligenz ist verdächtig - und ein Präsident wie George W., der eine schlichte Religiösität, dumpfesten Patriotismus und Selbstüberschätzung darstellt ist gerade deshalb so beliebt: weil sich nicht wenige Amerikaner genau darin eher wiederfinden, als in den Vertretern eines elitären Establishments.