Samstag, November 14, 2009

Müssen wir mit bedauern ablehnen ...

Bei Spiegel Wissen findet sich ein grandioser (älterer) Text von Umberto Eco aus dem Buch "Platon im Striptease-Lokal. Parodien und Travestien". In diesem schreibt Eco fiktive, ablehnende Lektoratsgutachten von Klassikern der Weltliteratur, von der Ilias über die Bibel, Kants "Kritik der reinen Vernunft" bis zu Franz Kafkas "Der Proceß":

"Der kleine Roman ist nicht übel, ein Krimi mit einigen Stellen in bester Hitchcock-Manier; so etwa der Mord am Ende, das wird schon sein Publikum finden. Allerdings scheint es, als hätte der Autor unter Zensurbedingungen geschrieben. Was sollen all diese vagen Anspielungen, warum dieses Weglassen von Eigennamen und Ortsangaben? Und wieso wird dem Protagonisten überhaupt der Prozeß gemacht? Wenn man diese Punkte genau klärt, das Ganze konkreter situiert, die Umstände und den Verlauf präzisiert durch Fakten, Fakten und noch mal Fakten, dann wird die Handlung durchsichtiger und der Suspense besser garantiert. [...]" (Spiegel Wissen)