Soeben den beeindruckenden Dokumentarfilm "Burma VJ" auf Arte gesehen. Der mit zahlreichen Preisen, darunter beim Sundance Film Festival 2009, ausgezeichnete und in diesem Jahr Film für einen Oscar nominierte Film kann die nächsten sieben Tagen online bei Arte angesehen werden.
"Burma VJ" dokumentiert den großen Aufstand der Mönche im Sommer 2007 in dem seit 48 Jahren von einer Militärjunta brutal unterdrückten Land. Der Film basiert zu einem Großteil auf dem Bildmaterial, das Video-Journalisten (VJs) der "Democratic Voice of Burma" unter Einsatz ihres Lebens verdeckt gedreht und aus dem Land geschmuggelt haben.
Angst vor Gesprächen mit Fremden
In Geheimverstecken bearbeiten sie das Material, schmuggeln es außer Landes, um es von der Exil-Zentrale im norwegischen Oslo auzustrahlen. Ihre Hoffnung ist, dadurch dem von der Diktatur kontrollierten Bild des verarmten Landes etwas entgegenzusetzen - und auch die Burmesen selbst zu erreichen und ihnen das gefühl der Ohnmacht zu nehmen.
Ausgelöst durch die über Nacht massiv angestiegenen Benzinpreise und als Protest gegen die miserablen allgemeinen Lebensbedingungen waren die Demonstrationen 2007 die ersten massenhaften öffentlichen Unmutsbekundungen seit 1988.
Vor allem die Beteiligung der Mönche, die demonstrativ ihre Bettelschalen umgedreht bei sich trugen, um zu zeigen, dass sie von der Regierung keine Almosen akzeptieren, war ein Weckruf für die im repressiven Klima über die Jahre in Hoffnungslosigkeit und Apathie erstarrte Gesellschaft, in der die Menschen nicht wagen mit Fremden auf der Straße oder im Zug eine Unterhaltung über Politik oder gesellschaftliche Verhältnisse zu führen.
Es waren allein die Clips der jungen VJs, die objektiv zeigten, wie das Militär gegen die unbewaffneten, friedlichen Demonstranten vorgingen. Die Aufnahmen gingen um die ganze Welt. Sie wurden von BBC, CNN und zahlreichen Sendern rund um den Globus ausgestrahlt.
Mut und Hingabe
Für "Burma VJ" sammelte der dänische Regisseur Anders Østergaards eine Vielzahl dieser Aufnahmen und stellte sie in einen ordnenden dramaturgischen Rahmen, so dass größere Zusammenhänge erkennbar werden.
Aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Beteiligten wurden einige Szenen des Dokumentarfilms in Zusammenarbeit mit den Betroffenen nachgestellt sowie Namen, Plätze und andere wiedererkennbare Orte verändert.
Beeindruckend ist nicht nur der Mut und die Hingabe, mit der die Videojournalisten sich ihrer selbstauferlegten Aufgabe widmen. Die dramatischen Bilder einer erwachenden Gesellschaft, die durch die Aufmunterung der Mönche sich zunehmend den Protesten anzuschließen wagen, entlang der Straßen, in den Fenstern, auf Hausdächern sich versammeln und durch Applaus ihre Zustimmung bekunden, sind sehr bewegend - um so trauriger und schockierender wirkt die brutalte Unterdrückung der friedlichen Proteste. Und man fragt sich, was noch passieren muss, um die Situation im Land zu ändern. Wenn nicht einmal solche Massenproteste das Regime erschüttern können.
Dies ist eine der Fragen, mit der man zurückbleibt: wie kann sich dieses Regime seit 48 Jahren halten? Wie finanziert die Militärjunta ihren Machtapparat? Offensichtlich verfügt das Land kaum über eine nennenswerte Wirtschaft oder Industrie. Das Bildungswesen - so kann vermutet werden - fördert keine Innovationsträger.
Pakt mit dem Teufel: Firmen investieren in Burma um Rohstoffe zu fördern
Aber, Burma ist immer noch reich an Rohstoffen. Und wo Rohstoffe sind, gibt es immer Firmen, die ein Interesse daran haben, sich die Nutzungsrechte zu sichern und die keine moralischen Bedenken haben, mit Diktaturen zusammen zu arbeiten. Das ist in Saudi Arabien so. Das war im früheren Irak der Fall und ist in Burma nicht anders.
So berichtet die Internetseite der Democratic Voice of Burma dass eine Süd-Koreanische Firma mit der burmesischen Regierung einen 1,4 Milliarden Dollar-Deal vereinbart hat, um ein großes Gasvorkommen zu erschließen.
Ebenso hat der französische Mineralölkonzern TOTAL in Birma investiert ("Unfortunately, the world’s oil and gas reserves are not necessarily located in democracies"), um dort eine Pipeline zu bauen. Siehe hierzu auch den Dokumentarfilm "Total Denial"