Donnerstag, März 15, 2007

Letzte Ölung. In Memoriam Robert Gernhardt

"Ich leide an Versagenangst
besonders,wenn ich dichte.

Die Angst, die machte mir bereits
manch schoenen Reim zuschanden."

Gestern im Rahmen der litcologne bei einem Abend "in memoriam Robert Gernhardt" gewesen, dem im letzten Sommer (am 30. Juni, dem denkwürdigen Elfmeter-WM-krimi Deutschland/Argentinien) verstorbenen (nicht nur) komischen Dichter, Autor für Otto Waalkes ("Guck ihn an, den Doktor, in der Ecke hockt er. Zwitschert einen und macht krach, legt die Oberschwester flach"), Zeichner und Maler.

Im Theater am Tanzbrunnen traten nun verschiedene Weggefährten wie F.W. Bernstein, Bernd Eilert, Peter Knorr und entferntere Freunde wie Gerd Köster, Jürgen v.d. Lippe zur "letzten Ölung" an, um unter der gewohnt bildungsbeflissen kurzweiligen fistelstimmigen Moderation von Roger Willemsen (Der seine erste Begegnung mit Robert Gernhardt schilderte, bei der er als 15jähriger auf einem Berg in Oedekoven - bei Bonn - sitzend, was die Einwohner von "Odin" herleiten und nicht von "öde", wie der ewige Oberstufenschüler seinem schmunzelschmunzel -Publikum erläuterte, einen - und zwar seinen ersten - Fanbrief "in pompösester Prosa" an Robert Gernhardt schrieb, der dem Jugendlichen mit seiner Serie an Zeichnungen mit einer Figur names Schnuffi die Bürde des Lebens erleichterte und von dem Zeichner und Dichter eine Postkarte mit einer Zeichnung der verehrten Figur und persönlichem Gruß erhielt: "Lieber Roger alles Gute in Oedekoven!") in Erinnerung an Robert Gernhardt seine häufig komischen, oft deftig-derb versauten aber auch einfach schönen, traurigen und manchmal bitter-grimmig ernsten Werke vorzutragen.

Jürgen von der Lippe suchte sich natürlich den Quatsch raus, z.B. den Klassiker:

Deutung eines allegorischen Gemäldes

Fünf Männer seh ich
inhaltsschwer -
wer sind die fünf?
Wofür steht wer?

Des ersten Wams strahlt
blutigrot -
das ist der Tod
das ist der Tod.

Der zweite hält die
Geißel fest -
das ist die Pest
das ist die Pest.

Der dritte sitzt in
grauem Kleid -
das ist das Leid
das ist das Leid.

Des vierten Schild trieft
giftignaß -
das ist der Hass
das ist der Hass.

Der fünfte bringt stumm
Wein herein -
das wird der
Weinreinbringer sein.

Ergänzt wurde die Aufstellung der alten Herren von dem "Neuen Frankfurter Schulorchester", das Gernhardt vertonte und z.B. "Mama" als Schnulze vortrug:

Mama -
kein einziges Wort auf der Welt
das so viele Mas enthält wie Mama.
Ja -
Kaktushecke hat mehr Kas
Braunbärbabies hat mehr Bes
Erdbeerbecher hat mehr Es
Schamhaaransatz hat mehr As -
Aber Mas?
Koblenz hat keine Ma
München hat so gut wie keine Ma
Mannheim hat nur eine Ma
doch welche Stadt hat zwei Ma?
Na?
Göttingen! Ja!
Denn dort wohnt meine Mama.

Groß!